Commission V Invited paper
Aufgaben der Kommission V bei der Lösung von Problemen
des Bauingenieurs im Versuchswesen
von R. BURKHARDT
Technische Universität Berlin.
1. Ziel des Berichts.
Weil das photographische Bild zwei Möglichkeiten der Auswertung bietet, eine inter-
pretative und eine meßtechnische, kann die Bildmessung dem Bauingenieur für qualita-
tive und für quantitative Untersuchungen dienen. Nun stehen ihm neben der Photogram-
metrie aber auch noch andere mechanische, optische und elektrische Meß- und Darstel-
lungsverfahren zur Verfügung. Infolgedessen wird es das Hauptziel dieses Berichtes sein
müssen, die Leistungsfähigkeit der photogrammetrischen Verfahren, ihre Vor- und Nach-
teile und die Grenzen ihrer Anwendbarkeit darzulegen. Wenn hier auch versucht werden
soll, dabei die Belange des Bauingenieurs und des Photogrammeters in gleicher Weise
wahrzunehmen, wird es doch im besonderen Falle immer wertvoll und nützlich sein, wenn
sich bei der meist gegebenen Zusammenarbeit beider ein jeder mit dem Arbeitsgebiet
und der Aufgabe des anderen soweit wie möglich vertraut macht.
Wegen des technischen Fortschrittes in den Grundlagen, des Fortschrittes in der
Schaffung neuer Objektive, in der Phototechnik, im Instrumentenbau und in den Aus-
werteverfahren ist es, wie auch bei anderen Verfahren, stets von neuem notwendig, die
Möglichkeiten und die Leistungsfähigkeit festzustellen. Dabei erscheint es mir vorteilhaft,
wenn einmal die bisherigen Erfahrungen zusammengestellt werden, um zu vermeiden,
daß die gleichen Erfahrungen stets wieder von neuem gesammelt werden müssen. Hierin
kann und will dieser Bericht nur einen Rahmen abgeben, in dem versucht wird, die Viel-
falt der Anwendungen in einigen wenigen Grundoperationen zusammenzufassen. Wegen
des komplexen Gebietes und des knappen Raumes mußte auch auf Literaturhinweise ver-
zichtet werden, um Einseitigkeiten zu vermeiden. Die für den Londoner Kongreß zu die-
sem Thema geplante Diskussion sollte uns dann in die Lage versetzen, diesen Rahmen
mit den im einzelnen gewonnenen Erfahrungen auszufüllen. Somit werden alle Kollegen,
die zum vorliegenden Referat Ergänzendes auszusagen haben, gebeten, zu dieser Diskus-
sion beizusteuern. Liegen dann erst einmal die Erfahrungen zusammengestellt und bequem
greifbar vor, wird auch ein erhöhter Anreiz bestehen, darauf zurückzugreifen. Denn oft
wurde auf eine Anwendung der Photogrammetrie nur deshalb verzichtet, weil sie zu-
nächst zu umständlich erschien und man lange Vorbereitungen schaute.
Dabei läßt sich sehr häufig nachweisen, daß das Gegenteil der Fall ist. Es sei daher
hier zuerst auf die allgemeinen
2. Vor- und Nachteile der Photogrammetrie in den hier behandelten Aufgaben
hingewiesen.
Vom Objekt her kann als allgemeiner Vorteil der Photogrammetrie gegenüber ande-
ren Meß- und Darstellungsverfahren angeführt werden, daß es nicht berührt — also auch
nicht beeinflußt — wird.
Es besteht meist die Möglichkeit, mit Weitwinkelobjektiven alle Punkte des Objekts
zum gleichen Zeitpunkt zu erfassen und die Aufnahme so schnell auszuführen, daß mit
einem bestimmten Versuchs-Zustand nicht unnütz gewartet werden muß.
Diese Tatsache kann u.U. auch für den Aussagewert des Ergebnisses von großer
Bedeutung sein. Das Meßbild hält diesen Augenblick des Versuchs-Ablaufes dokumenta-
risch fest, auch für Messungen nach anderen als den zunächst geplanten Anordnurgen
und Gesichtspunkten.
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