66 PROBLEME DES BAUINGENIEURS, BURKHARDT
Im wasserbaulichen Versuchswesen empfiehlt es sich, die Wasseroberfläche durch
Bestäuben mit Aluminiumpulver besser zu definieren.
Benutzt man zur Aufnahme von Meereswellen vom Schiff oder von der Küste aus
zwei synchron arbeitente Reihenmeßkammern mit möglichst kurzer Bildfolge, so ergibt
sich die Möglichkeit, „Wellen-Kinematogrammetrie” zu betreiben. Dadurch wird es mög-
lich, nicht nur Wellen-Profile, -Höhen, und -Längen zu bestimmen, sondern auch dyna-
mische Probleme zu lösen, wie z.B. die Wellengeschwindigkeit zu bestimmen und ihre
Schwingungsdauer, sowie den Wellenstoß auf Küstenbefestigungen.
Die photogrammetrische Aufnahme mit zwei Meßkammern kann schließlich auch be-
nutzt werden, um mit Bärlappsamen bestreute Seifenhände topographisch zu vermessen,
die über Hohlquerschnitten aufgespannt, zu den Schubspannungen, Spannungslinien und
zum Torsionswiderstand des Querschnitts führen.
5. Die Messung und Darstellung von Veränderungen an Objekten.
Hierher gehört das besondere Gebiet der Deformationsmessungen. Die Bestimmung
von Formänderungen ist entweder selbst das Ziel der Untersuchungen, wie z.B. auf dem
Gebiete der Materialprüfung und bei einer Ermittlung von Gebäudeschäden durch Ver-
gleich eiander entsprechender Aufnahmen vor und nach einer Einwirkung; oder sie dient
der Ermittlung von Spannungen, die sie herbeigeführt haben.
Hier stützt man sich auf das innerhalb gewisser Grenzen gültige Hooksche Elastizi-
tätsgesetz, wonach die festgestellten Formänderungen proportional den äußeren Kräften
und damit der inneren Spannungen sind.
Da die Untersuchungen meist an besonders geformten Modellen unter besonderen
Auflagerungsverhältnissen und wechselnden Belastungsverhältnissen geführt werden,
empfiehlt es sich, zur Ausschaltung von Auflagerfehlern die Deformationen jeweils zwi-
schen einer Hauptbelastung und einer gewissen Vorbelastung zu bestimmen; letztere sorgt
für einwandfreies Aufliegen.
Die zu untersuchenden Probleme können eben oder räumlich sein; entsprechend wird
man mit Hilfe der Einbildmessung oder der Stereophotogrammetrie nach Kapitel 3 vor-
gehen, um einmal bei Vorlast, und dann bei Hauptlast aufzunehmen.
Aus den Unterschieden der Auswertungen gehen die Deformationen und damit die
Spannungen hervor.
Auf diese Weise lassen sich z.B. Untersuchungen von Balken, Platten, Brücken, Hebe-
zeugen u.v.a. mehr ausführen.
Allerdings ist zu berücksichtigen, daß bei normal elastischem Material die Dehnungen
oder Durchbiegungen immer nur wenige Promille der Objektausdehnung ausmachen. In-
folgedessen werden die photogrammetrischen Verfahren auf ihre äußerste Genauigkeits-
Leistung beansprucht. Es ergeben sich für die Koordinaten x, y, z eines Objektpunktes
etwa die in Tabelle 1 zusammengestellten Genauigkeiten.
Sind gar neben den Durchbiegungen auch abgeleitete Größen zu bestimmen, wie z.B.
Biegemomente, die Krümmungen entsprechen, so müssen die üblichen Verfahren in ihrer
Genauigkeit versagen.
Denn bei den fraglichen Krümmungen unter erhöhter Last handelt es sich um die
Bestimmung von lokalen Pfeilhöhen, die unterhalb der Lichtwellenlänge liegen.
In vielen Fällen wird sich hierbei folgendes Verfahren bewähren: Man stellt entspre-
chende Modelle mit spiegelnder Oberfläche her und nimmt in ihr das Spiegelbild einer
aus lauter kleinen Kreisen bestehenden Rasterebene auf.
Das Verfahren ist in seiner Genauigkeit vom Abstand zwischen Meßkammer und
Objekt fast unabhängig. Zwar bewirkt ein wachsender Abstand einen sinkenden Abbil-
dungsmaßstab. Weil aber der Spiegeleffekt entsprechend wächst, erhalten die Spiegel-
punkt-Verlagerungen bei verschieden großen Abständen im Bild praktisch die gleiche
Größe.