68 PROBLEME DES BAUINGENIEURS, BURKHARDT
7. Die Messung und Darstellung von Vorgängen (Geschwindigkeiten,
Beschleunigungen u.ä.)
Werden Vorgänge gemessen, so bedarf es neben photographischen Vorkehrungen zur
gut definierten Abbildung des Objektes und Vorganges vor allem möglichst genauen
gleichzeitigen Erfassung der Zeitkoordinate.
Benutzt man kinematographische Aufnahmegeräte (als Meßkammern ausgebildete
Kino-Aufnahmegeräte), so kann man sich bei nicht zu schnellen Vorgängen damit behel-
fen, in kurzer Entfernung vor dem Objektiv in einer nicht benötigten Ecke des Bildfeldes
eine Zusatzeinrichtung mit einer Stoppuhr anzubringen. Zu diesem Zweck setzt man die
gut beleuchtete Stoppuhr in die Brennebene eines mit seiner optischen Achse nach der
Eintrittspupille des Aufnahmeobjektives zielenden Teleobjektives. Der Abstand des Ob-
jektivs vom Aufnahmeobjektiv wird so bemessen, daß das gesamte Zifferblatt der
Stoppuhr aufgenommen wird.
Für sehr schnelle Vorgänge läßt sich mit Vorteil ein Oszillograph in Verbindung mit
einer Einrichtung zur Zeitmarkierung am Rande des Filmbandes verwenden. Beim Drücken
einer Handtaste wird die Einrichtung zur Zeitmarkierung in Tätigkeit gesetzt: im glei-
chen Zeitpunkt mit der Belichtung eines einzelnen Kino-Laufbildes wird an dessen Rand
eine Lichtmarke registriert und außerdem auf dem gleichförmig ablaufenden Oszillo-
graphenstreifen eine Zeitmarke aufgezeichnet. Da der Oszillographenstreifen am Rande
die Sekundenmarken eines Kontakt-Chronometers und z.B. eine 500-Hz-Frequenz-Markie-
rung aufweist, können die Zeitmarken auf etwa 1/500 Sekunde genau ermittelt werden.
Diese genaue Erfassung der Zeitkoordinate in Verbindung mit den verschiedensten
Aufnahmegeräten, insbesondere kinematographischer Aufnahmekammern der verschieden-
sten Bildfrequenzen bietet vielfältige Möglichkeiten, Vorgänge zu erfassen, z.B. Ge-
schwindigkeiten, Beschleunigungen usw.
Durch Reihenaufnahmen aus erhöhten Standpunkten lassen sich z.B. auf einfache
Weise Vorgänge im Verkehrsfluß von Straßenanlagen einer Großstadt ermitteln.
In der Hydraulik können Strömungen in ihrer Richtung und Geschwindigkeit ermit-
telt werden, wenn man sie auf der Wasseroberfläche durch Aluminiumstaub, im Innern
durch elektrolytisch erzeugte Gasbläschen sichtbar macht.
Nimmt man mit einer genau dosierten Belichtungszeit auf, so hinterlassen die ent-
sprechenden über die Bildfläche wandernden Lichtpunkte geschwärzte Striche, deren
Richtungen die Strömungsrichtungen angeben und aus deren Länge sich mit Hilfe der
Belichtungszeit die Strömungsgeschwindigkeit ergibt.
Für die Lichtpunkte im Innern der Flüssigkeit sind — gleichgültig, ob für ebene Pro-
bleme die Einbildmessung oder für räumliche Probleme die Zweibildmessung angewandt
wird — die geometrischen Gesetze der Zweimedienphotogrammetrie zu berücksichtigen.
Zum SchluB darf an den Leser die Bitte gerichtet werden, nach Kräften an einer
Klärung noch offen gebliebener Fragen mitzuwirken. Solche Fragen sind z.B. die Er-
mittlung des optimalen Basisverhältnisses in bestimmten Fällen, des Einflusses der Ober-
flächendefinition der verschiedensten Objekte auf die Genauigkeit der Bestimmung der
3. Dimension z und die Erörterung von Mitteln, sie zu verbessern, schließlich bei Vor-
gängen der Einfluß einer unvermeidlichen Bildwanderung während der Belichtungszeit
sowie von Fehlern in der Synchronität der Verschlüsse auf die Genauigkeit der Ergeb-
nisse und viele andere mehr.
Der Londoner Kongreß wird Gelegenheit bieten, in einer besonderen Diskussion zu
vorliegendem Thema wertvolle Gesichtspunkte und Erfahrungen beizutragen und gemein-
sam zu erörtern.
ABSTRACT
In the present report the author tries to discuss and reveal in concise form the effi-
ciency of photogrammetry in solving problems of test measurements in civil engineering.
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