Full text: Die Grabstätten der Breslauer Bischöfe

   
Andreas von Jerin (1585—1596). 
Andreas von Jerin (1585 —1590). 
In der schwäbischen Stadt Reutlingen geboren, zu Rom im deutschen Kolleg gebildet, vom 
Papste zum Domherrn in Breslau ernannt, zeigte er sich in den verschiedensten Aemtern ebenso 
eifrig als geschickt. 1585 einstimmig zum Bischof gewählt, erwies er sich nicht nur als Förderer 
des kirchlichen Lebens, sondern auch der Künste und Wissenschaften. Seine Kathedrale zierte 
er mit dem noch vorhandenen silbernen Hochaltare. Die Schulen in Neisse brachte er zu grosser 
Blüthe. Seinen Eifer zur. Hebung der Kirchenzucht zeigte er auf der Synode von 1592. Dem 
Kaiser leistete er als gewandter Legat wiederholt wichtige Dienste. Von der letzten Gesandt- 
schaftsreise, die er nach Krakau unternommen hatte, kehrte er krank zurück und starb zu Neisse 
den 5. November 1596 im Alter von 56 Jahren'). Er hatte testamentarisch bestimmt, dass er 
in seiner Kathedrale bestattet werde. Sein Leichnam wurde deshalb nach Breslau überführt 
und im Bischofshofe ausgestellt, wo die Vikare Tag und Nacht das Todtenofficium beteten. Am 
25. November trugen 16 Vikare der Dom- und Kreuzkirche, in Albe und Stola und das Humerale 
über dem Kopfe, die bischöfliche Leiche in Prozession um die Kathedrale und dann zum Grabe 25 
welehes an der Stelle bereitet war, wo jetzt der bischófliche Thron steht. Die Stelle ist durch 
einen Stein mit folgender Inschrift bezeichnet: Sub hoc saxo conditus est reverendissimus et 
illustrissimus princeps ac dominus dominus Andreas Jerinus, episcopus Wratislaviensis, sacrae 
Caesareae Maiestatis consiliarius et supremus per utramque Silesiam capitaneus annis XI. 
aetatis suae LVI. O. anno salntis MDXCVI. Sein Epitaphium, welches ursprünglich an Stelle 
des bischoflichen "Thrones gestanden, befindet sich jetzt unweit des Grabes gegenüber der 
Evangelienseite des Hochaltars an der Wand. Es ist ein reicher, kunstvoller Architekturaufbau, 
dessen Mittelpunkt die aus rothem Marmor gearbeitete schöne Flachbüste des Bischofs bildet. 
Unter derselben befinden sich zwei geschmackvoll eingefügte Insehrifttafeln?). Die gróssere hat 
folgenden. Inhalt: Memoriae Rever*i atque Ill» Principis Domini Dii Andreae Jerini Episcopi 
Wratislaviensis et supremi per utrainque Silesiam Capitanei. Qui honesto apud suos loco natus 
eruditione virtute ae pietate tantum enituit, ut per omnes honorum gradus ad summum hoc 
Pontificiae atque Prineipalis dignitatis fastigium ereetus sit. In quo utroque recte tuendo et 
conscientiae et Magistratui suo et collegio fratrum et Provinciae praeclare satis fecit. A Cae- 
sare ob rem Domi et in Legationibus amplissimis bene gestam saepe laudatus, a Fratribus 
1) Ueber seinen erbaulichen Tod berichtet ein Protokoll des Neisser Kollegiatstifts. Kastner, Archiv I. 137. 
2) Todtenmatrikel der Dompfarrei. 
3) Abbildung auf Tafel 13. 
  
    
    
   
   
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
 
	        
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