Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

      
   
   
   
   
  
   
   
   
    
   
    
    
  
   
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
   
   
   
  
  
  
   
  
  
  
   
  
    
   
  
  
   
  
  
  
  
   
  
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o. pag. 138. 
49: 
II. Abschnitt. 2. Das Verhalten der stickstoffhaltigen Verbindungen der Pflanzen. 127 
Lupinenkeimpflanzen zu etwa 200 aus wasserfreiem Asparagin bestand. Andere 
Keimlinge sind asparaginarm.?) 
Für die Physiologie musste es selbstverstindlich von grosser Bedeutung sein, 
ein Mittel zu besitzen, mit Hülfe dessen man in den Stand gesetzt wurde, das 
Asparagin auf mikrochemischem Wege in den Pflanzenzellen nachzuweisen. Das 
Asparagin ist bekanntlich unlöslich in Alkohol, und es scheidet sich das Säure- 
amid daher, wenn jene Flüssigkeit mit asparaginhaltigen Pflanzenzellen in Contact 
geräth, in Krystallen von charakteristischer Gestalt ab. Dies Verhalten der in 
Rede stehenden Substanz hat vor allen Dingen PrkrFER bei seinen eingehenden 
Studien über die Entstehung und die physiologische Function des Asparagins in 
Keimpflanzen in Anwendung gebracht?). 
In den Keimpflanzen der Lupinen ist die Gegenwart des Asparagins von 
PrEFFER constatirt worden, wenn die Wurzel des Embryo 12, das hypocotyle Glied 
etwa 2 Millim. Làánge erreicht hatten. Diese Organe sowie die unteren Theile 
der Stiele der Cotyledonen enthalten jetzt bereits ziemlich viel Asparagin, und 
mit fortschreitender Evolution des Embryo wichst auch der Gehalt der Keim- 
blätter an dem Säureamid. Während der ersten Entwicklungsstadien des epicotylen 
Stammgliedes sowie der beiden ersten Laubblätter enthalten diese Organe, môgen 
sich die Untersuchungsobjecte im Finstern oder bei Lichtzutritt ausgebildet haben, 
stets Asparagin; später dagegen verschwindet dieser Körper aus den Zellen 
solcher Pflanzen, die dem Einfluss des Lichtes ausgesetzt bleiben, vollkommen, 
während Lupinenkeimlinge, die bis zu ihrem Tode im Dunkeln verharren, selbst 
zur Zeit des Absterbens noch sehr asparaginreich sind. Ganz ähnlich wie bei 
Lupinus verhält sich das Asparagin bei der Keimung der Samen von Zv»;fo/ium, 
Pisum etc., obgleich die in diesen Fállen nachweisbaren Mengen des Sáureamides 
nicht so bedeutende sind wie im speziell erwühnten Falle. Die Keimpflanzen von 
Tropacolum majus enthalten hingegen nur wührend der ersten Entwicklungsstadien 
Asparagin; später verschwindet diese Substanz völlig, mögen sich die Pflanzen 
im Finstern oder bei Lichtzutritt weiter ausbilden. Die quantitativ-chemischen 
Arbeiten, welche von SACHSSE, E. SCHULZE und mir zur Feststellung des Verhaltens 
des Asparagins in Keimpflanzen vorgenommen worden sind, haben im Allge- 
meinen zu ganz ähnlichen Resultaten wie die erwähnten mikroskopischen Unter- 
suchungen geführt. 
2. Glutamin (Amidopyroweinsäureamid). Das Glutamin wird in den Keim- 
pflanzen häufig neben dem Asparagin sowie einigen noch zu erwähnenden Ver- 
bindungen in Folge der Dissociation der Lebenseinheiten des Plasma gebildet. 
Man hat z. B. ziemlich erhebliche Glutaminquantitäten neben wenig Asparagin 
in den Kürbiskeimlingen nachgewiesen. Ebenso enthalten Wicken- und wahr- 
scheinlich auch Lupinenkeimlinge Glutamin.?) 
3. Leucin (Amidocapronsáure) Diese Amidosáure ist in den Wickenkeim- 
pflanzen nachgewiesen worden. 
  
7) Die Ursachen, welche den hier erwühnten Phünomenen zu Grunde legen, sowie die Ur- 
Sachen mancher anderer Erscheinungen, welche noch berührt werden sollen, kónnen erst im 
folgenden Paragraphen spezieller beleuchtet werden. 
?) Vergl. PFEFFER, PRINGSHEIM's Jahrbücher. Bd. 8. S. 530. 
3) Die Untersuchungen über das Vorkommen des Glutamins, Leucins und Tyrosins in 
Keimpflanzen sind namentlich von GorUP-BESANEZ sowie E. SCHULZE u. A. ausgeführt worden. 
Man vergl. darüber meine Keimungsphysiologie. 1880. S. 180. 
  
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