172 Die Algen im weitesten Sinne.
höheren Pflanzen erweist. In jedem Falle ergiebt sich aber aus der Vergleichung
der Absorptionsspectra, dass die extrahirten grünen Farbstoffe der Florideen,
Schizophyceen, Diatomaceen und Melanophyceen sich nur wenig von dem im
engeren Sinn als Chlorophyll bezeichneten Farbstoff der rein grün gefärbten
höheren Pflanzen unterscheidet. Auch die nicht grünen Farbstoffe der Thallo-
phyten können nach Prüfung ihrer Absorptionsspectren als stärker abweichende,
aber doch die Verwandtschaft mit dem eigentlichen Chlorophyll nicht verleug-
nende Chlorophyllmodifikationen bezeichnet werden.
CoHN, Beitr. z. Physiologie der Phycochromaceen u. Florideen (MAX SCHULTZE’s Archiv
fir mikroskop. Anatomie. Bd. III. 1867.) -— RosaNorr, Observat. sur les fonctions et les
propriétés des pigments de diverses algues. 1867. (Mém. d. l. Soc. imp. des Sc. nat. de Cher-
bourg. Tome XIII.) — ASKENASY, Beitr. z. Kenntniss d. Chlorophylls u. einiger dass. begleitenden
Farbstoffe. (Bot. Zeit. 1867, pag. 233.) — Kraus et MiLLARDET, Études sur la matière colorante des
Phycochromacées et des Diatomées. (Mém. d. l Soc. des Sc. nat. de Strassbourg. Tome VI.
1866—70.) — MILLARDET, Sur la nature du pigment des Fucoidées (Comptes Rendus 22. Fevr. 1869.)
— KRAUS, Zur Kenntniss d. Chlorophyllfarbstoffe u. ihrer Verwandten. Stuttgart 1872. — PRINGSHEIM,
Ueb. d. Absorptionsspectra d. Chlorophyllfarbstoffe. (Monatsber. d. Berl. Akad. 22. Oct. 1874.)
— PRINGSHEIM, Ueb. natürl. Chlorophyllmodifik. u. d. Farbstoffe d. Florideen. (ebenda, Dez. 1876.)
— REINKE, Beitr. z. Kenntniss des Phycoxanthins. (PriNGsH. Jahrb. Bd. X.) — NEBELUNG, Spec-
troskop. Unters. der Farbstoffe einiger Süsswasseralgen. (Bot. Zeit. 1878.)
Lebensweise der Algen: Der von den chlorophyllhaltigen Thailophyten
bevorzugte Standort ist das Wasser, in welchem die Pflanzen entweder an anderen
Gegenständen angewurzelt oder wurzellos und frei schwimmend leben. Die gesammte
Flora des Meeres wird, wenn man von wenigen Monocotylenspecies und einem Paar
kaum gekannter Saprolegniaceen und Chytridieen absieht, lediglich aus Algen im
weitesten Sinne zusammengesetzt. Einen geringeren und namentlich weniger
augenfälligen Antheil haben die Algen an der Bildung der Flora des süssen
Wassers, zumal hier die Mehrzahl ihrer Species mikroskopische Dimensionen
kaum überschreitet, was dann nur bei periodisch auftretender massenhafter Ver-
mehrung in auffälliger Weise sich bemerklich macht. Auch diejenigen Algen,
welche ausserhalb des Wassers leben, die sogenannten Luftalgen, sind an
feuchte Lokalitäten gebunden und bedürfen zu ihrer Entwicklung mindestens
zeitweiliger Wasserbenetzung. — Seltener ist der Fall, dass Algen im Innern
anderer Organismen nisten: so kommen manche Schizophyceen in den Geweben
von hôheren Gewächsen vor, in deren Intercellularriumen sie sich ansiedeln.
Während aber die Schizophyceenformen, welche von REINKE in Gunnera und Cycas,
von COHN in Lemna, von JANCZEWSKI in Lebermoosen beobachtet worden sind, nur
beiläufig endophytisch auftreten, daneben aber auch ausserhalb der Pflanzen leben,
giebt es andere Species, die nur endophytisch bekannt sind und nicht allein in vor-
handenen Hohlráumen des Gewebes, sondern auch in der Membran der Wirths-
pflanze leben. Dahin gehóren Couw's CA/orochytrium Lemnae, die Entocladia viridis
REINKE's, KLEBS' Gattungen Ændosphacra, Phyllobium, Scotinosphaera, CUNNINGHAM'S
Mycoidea, sowie verschiedene andere Algen, welche von Con, Kv und
RzEmsCH in dem Gewebe der Florideen beobachtet worden sind. Aber bei allen
diesen Pflanzenarten finden sich trotz ihrer eigenthümlichen Lebensweise im Innern
anderer Pflanzen die Bedingungen zu selbstindiger Assimilation vor. | KLEBS
hat in neuester Zeit für die Chlorophyll führenden Algen, welche endophytisch leben,
den Begriff des »Raumparasitismus« aufgestellt, nachdem er nachgewiesen hatte,
dass die genannten Algen es lediglich auf einen geschützten Platz zu ihrer Entwick-
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