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IL Abschnitt. 1. Der Assimilationsprozess. 3
zellen voraussetzt. Für uns handelt es sich zunächst darum, die Fragen nach
der Entstehung stickstofffreier organischer Substanzen ins Auge zu fassen.
Da alle organischen Stoffe Kohlenstoff enthalten, solchen Pflanzen aber, die
sich, in ausgeglühtem Sande wurzelnd, entwickeln, allein die Kohlensäure der
Atmosphäre als kohlenstoffhaltiges Nahrungsmittel bei der thatsächlich erfolgenden
Production von organischer Substanz zur Disposition steht, so ergiebt sich, dass
eben die Kohlensäure für das Zustandekommen des Assimilationsprozesses von
grösster Bedeutung sein muss. |
Neben der Kohlensäure beansprucht das Wasser als ein Körper, der für die
Production organischer Substanz in der Pflanze unentbehrlich ist, unser besonderes
Interesse, und es ist als eine unzweifelhaft feststehende Thatsache anzusehen,
dass gewisse Pflanzenzellen aus Kohlensäure, sowie Wasser, also aus rein anor-
ganischen Verbindungen, stickstofffreie organische Körper zu erzeugen im Stande
sind.
Wenn hiermit das Wesen des Assimilationsprozesses bezeichnet ist, so sind
im Folgenden die Merkmale näher angegeben, welche für den in Rede stehen-
den Vorgang charakteristisch erscheinen:
r. Die Assimilation kann ausschliesslich in der chlorophyllhaltigen Pflanzen-
zelle erfolgen;
2. Assimilation ist nur unter dem Einflusse des Lichtes môglich;
3. Der Assimilationsprozess ist immer mit Sauerstoffabscheidung verbunden;
4. In Folge der Assimilation wird das Trockengewicht der Pflanzen vermehrt;
5. In Folge des Assimilationsprozesses geht die actuelle Energie (lebendige
Kraft) des Lichtes in potentielle Energie (chemische Spannkraft) der gebildeten
organischen Substanz einerseits und des abgeschiedenen Sauerstoffes anderer-
seits über.!)
8 2. Historisches. — Es hat sehr vieler Forschungen bedurft, um diejenigen
Thatsachen, welche im vorigen Paragraphen zur Kenntniss gebracht worden sind,
absolut sicher zu stellen, und der Gegenstand, mit dem wir uns zunüchst zu be-
scháftügen haben, besitzt eine so fundamentale Bedeutung für die gesammte
Pflanzenphysiologie, dass es geboten erscheint, an dieser Stelle einen kurzen
Rückblick auf die Entwicklung der Anschauungen über den Assimilationsprozess
zu werfen.
Als eigentlicher Begründer der Lehre von der Assimilation ist INGENHOUSZ
anzusehen, denn durch die Arbeiten BONNET’s sowie PmrEsTLEY's über das Ver-
halten der Pflanzen in Contact mit der Luft, ist dieselbe direkt nicht wesent-
lich gefórdert worden. BowwET?) hatte beobachtet, dass Blátter, die unter Wasser
dem Sonnenlicht ausgesetzt werden, Gasblasen abscheiden. Mit dieser Beobachtung
wusste BONNET übrigens nicht viel anzufangen; er glaubte, dass das erwähnte
Phänomen eine Folge der Wärmewirkung der. Sonnenstrahlen wäre. Werden
Blätter unter Wasser getaucht, so sind die Pflanzentheile allerdings von einer
Luftschicht überzogen, und diese Luft kann in der That unter dem Einflusse der
Wärmestrahlen in Form von Gasblasen entweichen. Aber der Umstand, dass
viele Blätter, wenn sie insolirt werden, sehr erhebliche Gasmengen zur Ab-
scheidung gelangen lassen, hätte bereits BONNET zu der Ueberzeugung führen
müssen, dass die von ihm geltend gemachten Anschauungen nicht zur Erklärung
7 Zu dem Assimilationsprozesse in einem gewissen Gegensatze stehen die Stoffwechsel-
vorgänge. Vergl darüber die Darstellungen zu Beginn des 3. Abschnittes.
%) Vergl. BONNET, Recherches sur l'usage des feuilles etc. Deutsch von ARNOLD 1762. pag 15.
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