Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

204 Die Algen im weitesten Sinne. 
Fortpflanzung bleiben nun nebeneinander bestehen, aber die Zellen bilden sich verschieden 
aus, je nachdem sie als Zoosporen oder als Gameten fungiren sollen. Auch zwischen den 
Gameten machen sich allmählich Unterschiede geltend, die bei einfachsten Formen (Zndo- 
sphaera, Chlorochytrium, Hydrodictyon, Botrydium) noch gänzlich fehlten. In den bisher neutralen 
Gameten entwickelt sich ein Gegensatz, der sich zunächst — bei Gleichheit der äusseren Form — 
darin ausdrückt, dass nicht mehr beliebige Gameten mit einander copuliren können, sondern nur 
solche, die aus verschiedenen Gametangien (Acetabularia, Ulothrix) oder gar aus verschiedenen 
Pflanzen (Dasycladus) herstammen. Ein weiterer Fortschritt besteht darin, dass die äusserlich 
gleichen Gameten sich bei der Copulation verschieden verhalten, indem die eine Gamete dabei 
activ als befruchtende männliche, die andere passiv als befruchtete weibliche Gamete fungirt 
(Ectocarpus siliculosus und Scytosiphon). Zu der verschiedenen Functionsweise gesellen sich 
nun auch Unterschiede in der äusseren Form der männlichen und weiblichen Gameten, in- 
dem zunächst constante Grössenunterschiede (Cutleriaceen) sich geltend machen. Die weib- 
liche Gamete der Cutleriaceen, sowie die von  Zeecarpus und Scytosiphon werden zwar 
noch als Planogameten angelegt, sind aber im befruchtungsfähigen Zustand unbeweglich. Die 
Bewegungslosigkeit der weiblichen Gameten findet sich bei allen höheren Algen durchgeführt 
unter vollständiger Unterdrückung des Schwärmzustandes, der bei den weiblichen Gameten von 
Cutleria, Scytosiphon und Ecocarpus, wenigstens noch so lange sie unreif sind, vorhanden ist, 
wogegen die männlichen Gameten bei allen Algen und Archegoniaten ihren Charakter als Schwürm- 
zellen niemals einbüssen. Bei den Fucaceen werden die weiblichen Gameten noch aus der 
Mutterzelle ausgestossen; bei den am hóchsten organisirten Chlorophyceen (Coleochaeteen, Oedo- 
goniaceen, Sphaeropleaceen, Vaucheriaceen, Characeen, und ebenso endlich bei den Archego- 
niaten) bleibt die weibliche Gamete in der Mutterpflanze eingeschlossen und wird innerbalb der- 
selben befruchtet. 
Die Steigerung des Geschlechtsunterschiedes bei den Algen mit Aplanogameten-Copulation 
geht parallel derjenigen bei den Planogameten. Die niedrigste Stufe wird reprüsentirt durch 
Desmidiaceen, Mesocarpeen und Zygogonium; auf der Hôhe von Æcfocarpus und  Scytosiphon 
stehen die Gattungen Spirogyra und Zygzema. Was endlich die constanten Grôssenunter- 
schiede der Gameten betrifft, so könnte Sirogonium den Cutleriaceen an die Seite gestellt werden. 
Bei einer so allmählich und zum Theil innerhalb derselben natürlichen Familie sich steigern- 
den Ausbildung des sexuellen Gegensatzes, die von den ursprünglich gleichen Gameten zu den 
scharf sich gegenüberstehenden münnlichen (Spermatozoiden) und weiblichen Gameten (Eiem) 
hinüberführt, ist es klar, dass auch die Gegenüberstellung isogamer und oogamer Befruchtungs- 
typen nur einen sehr untergeordneten Werth hat. Zwischen isogamer und oogamer Befruchtung 
besteht kein durchgreifender Unterschied, sondern diese beiden Benennungen bezeichnen nur 
die extremen Formen des gleichen Befruchtungstypus, die Endglieder einer einheitlichen Reihe 
von Erscheinungen. 
Die aus der Verschmelzung der Gameten im Befruchtungsprozess hervor- 
gehenden Zygoten umgeben sich bald mit einer Membran, die da dünner bleibt, 
wo die Zygoten sich sofort weiter zu entwickeln vermógen ohne einen Ruhezustand 
durchzumachen. In dieser Lage befinden sich die Melanophyceen, bei denen 
eine jede Zygote bald nach ihrer Bildung auch bereits zu einer Keimpflanze aus- 
wüchst. Wo bei den Chlorophyceen die Zygoten keinen Ruhezustand eingehen 
(Zygoten von Botrydium unter gewissen Verhältnissen) oder während der Ruhe- 
periode keine Austrocknung zu befürchten haben (marine Chlorophyceen wie 
Acetabularia, Dasycladus) bleibt die Membran der Zygote zart. Bei den Chloro- 
phyceen des süssen Wassers aber, bei denen die Zygote denjenigen Zustand re- 
präsentirt, in dem die Pflanzen zu überwintern oder sonstige Unterbrechungen 
der Vegetation, wie sie etwa durch Trockenlegung ihres Standortes verursacht 
werden, zu überdauern pflegen, wird die Zygotenmembran dicker und zeigt dann 
auf ihrer Oberfläche häufig warzenartige oder stachelige Erhöhungen, während 
die Membran eine Differenzirung in verschiedene Schichten erfährt. Unter solchen 
      
  
   
   
   
  
   
  
   
  
  
  
   
   
   
   
   
   
  
   
   
   
   
   
  
   
    
   
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
    
   
  
  
   
   
   
  
  
   
  
  
  
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