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I. Abschnitt. 1. Der Assimilationsprozess. II
fünf grüngefürbte Kórper (Kyanophyllkórper und mehrere gelbe Substanzen
(Xanthophyllsubstanzen) isoliren. Die letzteren sind stickstofffrei; jedem gelben
Farbstoff entspricht ein grüner, stickstoffhaltiger, mit demselben Kohlenstoffgehalt.
Zu bemerken ist noch, dass die Chlorophyllfarbstoffe, zumal die gelben, hóchst
wahrscheinlich den Kohlehydraten chemisch nahe stehen.
d) Die Entstehung der Chlorophyllfarbstoffe. Werden die Samen
von Mono- sowie Dicotyledonen ausgesáet, und entwickeln sich die jungen Pflanzen
im Finstern, so nehmen sie eine mehr oder minder gelbe Farbe an. In diesen
etiolirten Pflanzen, ebenso in denjenigen, welche im Finstern aus Knollen
oder Zwiebeln hervorgehen, ist kein normales Chlorophyll, sondern nur Etiolin
mit der protoplasmatischen Grundmasse der Chlorophyllkórner verbunden. Werden
die gelben Pflanzen dem Lichte ausgesetzt, so ergrünen sie alsbald, und ich habe
z. B. beobachtet, dass selbst ein Exemplar von Hyacinthus, das aus einer Zwiebel
erwachsen war, sich zwei Monate lang im Finstern entwickelt hatte und viele
Blätter sowie prachtvoll roth gefürbte Blüthen besass!), als dasselbe ans Licht
gebracht wurde, noch ergriinte.?) Sehr merkwürdig ist, dass die Cotyledonen
der Coniferen sowie die Laubblitter der Farne bei hinreichend hoher Tempe-
ratur selbst in tiefster Finsterniss ergrünen.
Wenn, wie angeführt worden, das Ergrünen der meisten Chlorophyllkórper
allerdings an die Gegenwart des Lichtes gebunden ist, so muss doch betont
werden, dass die normale Chlorophyllbildung bei zu geringer Lichtintensitát,
natürlich alle sonstigen Bedingungen vorausgesetzt, nicht erfolgt.? Bei sehr
schwachem Licht kommt das Ergrünen nicht zu Stande, aber es genügt schon
einigermaassen intensives Licht (selbst Gaslicht), um den in Rede stehenden
Prozess deutlich in die Erscheinung treten zu lassen.
Indem man speciellere Untersuchungen über den Einfluss des Lichtes auf
den Vorgang des Ergrünens der Chlorophyllkórper anstellte, suchte man auch
die Frage zu beantworten, welche Strahlen des Sonnenlichtes sich in erster Linie
bei dem Zustandekommen jenes Prozesses betheiligen. Man hat etiolirte Keim-
pflanzen in die einzelnen, durch Schirme von einander gesonderten Regionen
des objectiven Sonnenspectrums gebracht und gefunden, dass vor Allen die
gelben und die benachbarten Lichtstrahlen das Ergrünen schnell herbeiführen.
SacHs!) liess auf etiolirte Keimlinge Licht einwirken, welches entweder eine
Lósung von doppelt chromsaurem Kali oder eine Lósung von Kupferoxydammoniak
passirt hatte. Die Apparate standen an einem hellen, aber nicht von direkten
Sonnenstrahlen getroffenen Orte, und während die erstere Lósung nur rothe,
orangefarbene, gelbe, einige grüne Strahlen und keine sogen. chemischen Strahlen,
die zersetzend auf Chlorsilber einwirken, durchláüsst, kónnen von der zweiten Lósung
gerade die brechbareren Strahlen des Sonnenlichtes (inclus. der chemischenStrahlen)
nicht absorbirt werden. Es ergaben die Versuche von SAcnus, dass die Bildung des
normalen Chlorophyllfarbstoffes hinter der gelben Flüssigkeit ebenso schnell oder
etwas schneller als hinter der blauen Lósung erfolgte. Die neueren Untersuchungen
!) Die Blüthenfarbstoffe bilden sich überhaupt im Finstern im Allgemeinen ganz normal aus.
?) Uebrigens habe ich auch beobachtet, dass einige Pflanzentheile (Blitter von Erbsenkeim-
lingen), wenn sie sehr lange im Finstern verweilt hatten, im Licht gar nicht mehr oder sehr
schwach ergrünen.
3) Vergl. WiESNER, Die Entstehung d. Chlorophylls. Wien 1877. pag. 61.
*) Vergl. SAcHs, Botan. Zeitung. 1864.
5) Vergl. WIESNER, Sitzungsber. d. Akad. d. Wissensch. in Wien. 1874. Aprilheft.