Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

266 Die Algen im weitesten Sinne. 
wesen sein. Die Sporen treiben ein oder zwei dünne Schläuche, die sich gegen 
den voluminöseren Körper der Spore scharf absetzen (Fig. 18 I und III). Der eine 
von beiden Keimschläuchen kann zu einem reichverzweigten hyalinen Haftorgan 
auswachsen, welches den Thallus im Sande befestigt. 
Die Geschlechtsorgane entstehen als kurze Auszweigungen des Thallus, 
welche gegen die vegetative Zelle durch eine Membran abgeschlossen werden. 
Die Oogonien sind bauchig aufgetrieben und in einen Schnabel ver- 
làngert, nicht. immer symmetrisch gestaltet, sondern gewöhnlich einseitig ge- 
krümmt (Fig. 18 VI, VID. Der Inhalt des Oogoniums wird bei den verschiede- 
nen Species in verschiedener Weise zur Eibildung verwendet. Bei J/ aversa 
und resfe//ata contrahirt das gesammte Plasma sich zur Bildung eines Kies; bei 
anderen Species (V. ornithocephala Hass. u. a.) wird ein Theil des ungefärbten 
Plasmas, welches der künftigen Oeffnung des Oogons zunächst gelegen 1st, nicht 
in die Eibildung hineingezogen, sondern dasselbe grenzt sich anfangs durch eine Ein- 
schnürung von der Hauptmasse des Plasmas ab, verliert schliesslich den Zu- 
sammenhang mit demselben ganz und wird endlich als Plasmakugel aus dem 
durch Vergallertung der Membran auf seinem Scheitel sich óffnenden Oogonium 
ausgestossen. 
Die Antheridien sind dünne, meist hornartig gekrümmte Zellen (Fig. 18 IV, 
VII a) deren gesammter Inhalt zu Spermatozoiden wird (Fig. 18 V) Das Auf- 
suchen der Oogonien wird den letzteren gewöhnlich dadurch erleichtert, dass das 
sich öffnende Antheridium sich mit seiner Mündung in unmittelbarer Nähe der 
Oogonium-Mündung befindet (Fig. 18 VIT. Am weitesten von den typischen 
Vaucheria-Antheridien entfernen sich diejenigen der marinen V. de Baryana und 
der V. piloboloides in sofern, als die Spermatozoiden aus ihnen ausser durch die 
apicale Oeffnung durch seitliche Löcher in der Antheridien-Membran austreten, 
deren Lage vor der Reife des Antheridiums durch papillenartige Ausstülpungen 
gekennzeichnet wird. 
Die Anordnung der Geschlechtsorgane am Thallus zeigt mannigfache 
Verschiedenheiten und giebt damit wesentliche Merkmale für die Species-Diagnosen. 
Im einfachsten Falle sitzen Antheridien nnd Oogonien einzeln oder reihenweise 
dem Thallusfaden direkt auf, indem sie aus kurzen Seitenisten der vegetativen 
Hauptachse sich entwickeln (Fig. 18 VI). Die Antheridien kónnen bei anderen 
Species gestielt sein, indem hier nur die Spitze des Seitenastes zum Antheridium 
wird, während seine Basis den Charakter der vegetativen Zelle beibehilt: in diesem 
Falle kann der nicht zur Antheridium-Bildung verwandte Basaltheil des Seiten- 
astes auch als Trager der Oogonien fungiren ( VaucAeriae racemosac). Die eigenthüm- 
lichste Ausbildung erfahren die Antheridientragenden Aeste von Vauch. synandra 
indem ihr oberer Theil, der zahlreiche Antheridien zu entwickeln vermag, sich 
durch eine zweite Wand gegen das untere Ende des Zellastes abgrenzt und 
blasenartig anschwillt. Diese letztere Zelle, an der die einzelnen Antheridien in 
normaler Weise inserirt auftreten, wird als differenzirter Träger der männlichen Ge- 
schlechtsorgane, als »Androphor« bezeichnet (Fig. 18 IV, VII b). 
Bei Vawucheria kommen Dauerzustinde der vegetativen Zelle vor, zu deren 
Entwicklung die letztere durch dicke Gallertwinde in kurze Abschnitte gefächert 
und in einen Zustand übergeführt wird, der zur Aufstellung der Gattung Gongrosira 
Veranlassung gegeben hat. Nach der Ruhezeit können die einzelnen Abschnitte 
der Zelle direct zu ebensoviel neuen Fäden auswachsen. In anderen Fällen 
werden die kurzen Dauerzellen zu Sporangien, welche die cilienlosen Zellen er- 
    
   
    
  
  
  
  
   
    
   
  
   
    
    
  
  
  
  
   
    
    
    
    
  
    
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
   
      
  
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