Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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Klasse II. Algen im engeren Sinne. 
keit dadurch erhöht wird, dass bei einem Theil derselben die Individuen fest 
mit einander zu Colonieen oder Familien verbunden sind. Die geschlechtliche 
Fortpflanzung tritt in drei verschiedenen Formen auf, als Eibefruchtung, als Plano- 
gameten-Copulation und (bisher nur in einem Falle bekannt) als Aplanogameten- 
Copulation. Für die diagnostische Trennung der Gattungen ist der Geschlechtsact 
nicht verwerthbar, da in der natürlichsten der hier vereinigten Familien, bei den 
Volvocineen, alle drei Typen nebeneinander vorkommen. 
Auf Grund des Baues des Thallus und seiner ungeschlechtlichen Fortpflanzung 
lassen sich drei Familien unterscheiden. 
1. Protococcaceen. Individuen einzeln oder in Familien vereinigt, cilien- 
los. Ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Zoosporen, wáhrend vegetative Zell- 
theilung des Thallus fehlt. 
2. Palmellaceen. Individuen cilienlos. | Ungeschlechtliche Vermehrung 
durch vegetative Zweitheilung und durch Zoosporen. 
3. Volvocineen. Individuen einzeln oder in Familien vereinigt, frei- 
schwimmend, und durch persistirende Cilien zeitlebens in Bewegung erhalten. 
Ungeschlechtliche Vermehrung durch vegetative Zweitheilung nicht vorhanden. 
I. Familie: Protococcaceen. 
Innerhalb der Familie der Protococcaceen lassen sich zwei Gruppen von 
Gattungen unterscheiden, je nachdem die Individuen vereinzelt leben oder colo- 
nieenweise vereinigt vorkommen. Die letzteren werden als »Coenobieen« oder 
nach ihrem Hauptvertreter Hydrodictyon als Hydrodictyaceen zusammengefasst, 
während die isolirt lebenden als »Eremobiae« bezeichnet werden. 
a) Coenobieen (Hydrodictyaceen). 
Bei den Hydrodictyaceen bestehen die Colonieen aus einem Complex von 
mehr oder minder zahlreichen einzelligen Individuen, welche — ursprünglich isolirt 
— erst spüter zu festverbundenen Gruppen von bestimmter Gestalt verwachsen, die 
AL. BRAUN »Coenobien« genannt hat. Das freischwimmende Coenobium hat entweder 
die Gestalt flacher Scheiben mit reihenférmiger (Scenedesmus) oder sternfórmiger 
Anordnung (Pediastrum, Fig. 20 VI); in letzterem Falle können die Zellen bald 
lückenlos aneinander schliessen, bald kleinere Zwischenräume zwischen sich lassen, 
so dass die Scheibe zierlich gitterfórmig durchbrochen erscheint. Oder aber die 
Zellen sind zu soliden Kugeln (Serastrum) oder netzfórmig durchbrochenen 
Hohlkugeln (Coe/astrum) vereinigt, oder sie bilden ringsum geschlossene weit- 
maschige Netze von unregelmässiger Gestalt, wie bei Æydrodictyon, dem Wassernetz. 
Die direkte Bildung neuer Coenobien erfolgt stets auf ungeschlechtlichem 
Wege und zwar bei den verschiedenen Gattungen in verschiedener Weise. Die 
Zellen, welche das neue Coenobium bilden sollen, entstehen bei ZZydredictyon 
durch simultane Theilung des gesammten Plasmas einer Coenobium-Zelle in 7000 
bis 20000 Tochterzellen; bei den anderen Gattungen findet die Bildung der 
Tochterzellen durch succedane Zweitheilung statt und führt im höchsten Falle 
(bei Pediastrum vagum) zur Erzeugung von 128 Zellen. 
Auch das fernere Verhalten der Tochterzellen ist ein verschiedenes: bei 
Pediastrum sind dieselben zweiwimperige Zoosporen, welche aus der aufreissenden 
Mutterzellmembran heraustreten, aber stets von der zu einer weiten Gallertblase 
thümliche Z/a/osPAaera viridis und auch diese nur unvollkommen bekannt geworden: SCHMITZ, 
Halosphaera viridis. (Mittheilungen d. zool. Station zu Neapel. Band I. 1878.) 
    
    
   
   
  
  
  
   
  
   
   
  
  
   
   
   
    
  
   
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
   
    
      
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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