Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
Fig.20 VII). 
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einen den freiwerdenden Gameten von Hydrodictyon zwei, andere vier Cilien 
zuschreiben, sind wol darauf zurückzuführen, dass die schon beim Austreten aus 
der Mutterzelle copulirten Gametenpaare vier und beziehentlich noch mehr 
Cilien besitzen, während die uncopulirten unter ihnen nur zwei Cilien aufweisen. 
Nachdem die Zygote von Hydrodictyon zur Ruhe gekommen ist, vermag sie 
4—5 Monate in einem Ruhezustand zu verharren (Fig. 20 I), ohne ausser einer lang- 
‚samen Zunahme des Volumens irgend welche Veränderung zu zeigen. Nach der 
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Winterruhe zerfällt der Inhalt der keimenden Zygote in zwei bis fünf grosse Zoo- 
sporen (Fig. 20 II), die bald eine, bald zwei Cilien haben (Fig. 20 III) und ge- 
wohnlich schon nach wenigen Minuten zur Ruhe kommen. Dabei nehmen sie 
eine eigenthümlich polyedrische Gestalt an und wachsen an ihren Ecken in 
hornartige Fortsütze aus (Fig. 20 IV). Nachdem diese Zellen, die ihr Entdecker 
PrINGSHEIM als »Polyeder« bezeichnet hat, oft bedeutend an Volumen zuge- 
nommen haben, theilt sich nach einigen Tagen ihr Inhalt in eine nach der 
Grosse des Polyeders variirende Anzahl von Zoosporen. Bald darauf wird die 
áussere Schicht der stark verdickten Polyedermembran gesprengt und die Zoo- 
sporen, welche von der innern Membranschicht eingeschlossen aus dem Riss her- 
vortreten, verbinden sich zu einem neuen oft noch sehr rudimentáren Hydro- 
dictyon-Netz (Fig. 20 V). 
Wie man die freiwerdenden Schwärmzellen von Pediastrum für Gameten an- 
zusprechen sich berechtigt hält, so glaubt man auch einen den Zydrodictyon- 
Polyedern entsprechenden Organismus mit der Gattung Pedzastrum in Verbindung 
bringen zu dürfen: es sind das die Zellformen, welche NAEGELI 1849 zu der 
Gattung Polyedrium vereinigt hatte, einzellige polyedrische Organismen mit horn- 
artigen Fortsitzen und von grosser Regelmässigkeit des Umrisses, von denen 
aber ausser ihrer äusseren Gestalt nichts bekannt ist. 
b) Eremobiae. 
Die freilebenden Protococcaceen schliessen sich, soweit man ihren Ent- 
wicklungsgang kennt, den Coenobieen eng an. Der Thallus der isolirt lebenden 
Individuen besteht häufig aus einer kurzgestielten cylindrischen oder keulenförmigen 
Zelle (Fig. 2o VIID, die an ihrem Gipfel nicht selten mit einer stachelfórmigen 
Spitze versehen ist, und bei Ophiocytium S-iórmig gebogen oder in mehreren 
Windungen spiralig eingerollt sein kann. Bei den endophytisch lebenden Formen 
finden sich bisweilen schlauchfórmige Verlángerungen der Thalluszelle, deren Ent- 
stehung mit dem Eindringen der Zelle in das Innere der Gewebe der Wirths- 
pflanze im Zusammenhang steht. 
Die ungeschlechtliche Vermehrung — wo solche bei den isolirt lebenden 
Protococcaceen bekannt ist — findet wie bei den Coenobieen nur vermittelst Zoo- 
sporen statt, die bald auf dem Wege simultaner Zellbildung wie bei Sczadium und 
Hydrocytium erzeugt werden, bald durch succedane Zweitheilung der Mutterzelle ent- 
stehen wie bei Characium. Die Schwärmbewegungen der Zoosporen beginnen bei 
Characium in üáhnlicher Weise wie beim Wassernetz bereits im Innern der Mutterzelle, 
aber sie endigen nicht in derselben, sondern die Zoosporen werden spáter frei. Der 
Austritt der Zoosporen erfolgt bei Op/Aocytium und Sciadium abweichend von den 
anderen Gattungen so, dass die Spitze der Zelle durch einen ringfórmigen Riss ab- 
geschnitten und in Form eines Deckels abgeworfen wird (Fig. 20 X). 
Während bei den übrigen Gattungen der isolirt lebenden Protococcaceen die 
einzelnen Zoosporen sich beim Freiwerden sofort zerstreuen und isolirt sich weiter 
  
     
  
   
   
   
  
  
  
    
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
    
   
  
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
 
	        
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