Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
    
  
  
   
   
   
   
   
  
  
  
   
  
   
  
    
   
   
    
  
  
   
  
   
  
   
   
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
   
   
   
   
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
     
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ng 1880. 
Klasse IV. Schizophyceen. 397 
die Thallusfáden einzeln (Zyzgbya, Symploca) in einer Gallertscheide, oder eine 
Gallertscheide umschliesst mehrere Fáden, wie bei /nactis und Microcolens. Wenn- 
gleich die Gallertscheiden ursprünglich aus den àussersten Membranschichten 
hervorgehen, so verlieren sie doch den Zusammenbang mit dem Thallusfaden so 
vollständig, dass die letzteren schliesslich lose in den Scheiden liegen und unter 
Umstünden die Scheide auch ganz verlassen kónnen. Denn die vegetativen 
Fäden der Oscillariaceen besitzen die Fähigkeit der selbständigen Bewegung, die 
bei den anderen Nostochineen nur den reproductiven Fadenabschnitten, den 
Hormogonien, eigen ist. Bei der Hormogonienbildung zerfällt der Faden in kurz- 
cylindrische Abschnitte, deren Enden sich beiderseits abrunden (vergl. für den 
Habitus der Hormogonien die Abb. Fig. 25 IX). 
Die Bewegung der Oscillariaceenfiden macht sich kenntlich durch die Orts- 
veründerung, welche in Richtung des Fadens, bald nach vorwärts, bald nach 
rückwärts unter gleichzeitiger Rotation um ihre Längsachse und Krümmungser- 
scheinungen des ganzen Fadens stattfindet. Diese Bewegungen treten nur dann 
zum Vorschein, wenn die Fäden einem festen Substrat aufliegen, das ihnen als 
Stützpunkt dienen kann. Liegen zahlreiche Fäden rasenartig vereinigt, so kann 
ein Faden dem andern als Stütze für die Bewegung dienen!); bei den eng kork- 
zeherartig gewundenen, besonders beweglichen Fäden von Spzrulina vermag das 
eine Ende des Fadens sich soweit zurückzukrümmen, dass es sich spiralig um 
das andere Ende desselben Fadens auf- und abwinden kann. Mit der kriechenden 
Bewegung der Oscillariaceen-Fiden stimmt diejenige der Hormogonien aller 
Nostochineen überein. 
Die Bewegung der Oscillariaceen zeigt eine ausserordentliche Uebereinstimmung mit der- 
jenigen der Diatomaceen sowohl in ihrer Abhüngigkeit von einem festen Substrat, wie auch in der von 
SIEBOLD zuerst beobachteten Thatsache der Fortschiebung unbeweglicher Kórper an ihrer Oberfláche: 
bei kriechenden und ruhenden Osc//ria-Füden werden Indigokórner in enger Spirale um den Zell- 
faden fortbewegt. Wenn aber bei den Diatomeen in vielen Füllen der Bau der verkieselten Membran die 
Annahme unterstützt, dass die Bewegung durch Plasmafortsütze bewerkstelligt werde, welche aus Spalten 
des Membran hervortreten, so findet die gleiche Hypothese für die Oscillariaceen 1n dem Bau 
ihrer Membran keine Stütze. Trotzdem glaubt ENGELMANN eine Substanz von minimaler 
aber ungleicher Dicke, welche er nach starken Inductionsschlügen an der Oberflüche der Oscillaria- 
Fäden zur Anschauung bringen konnte, als das durch die Inductionsschläge zur Gerinnung ge- 
brachte Protoplasma erklären zu müssen, welches die Bewegung ermöglicht, zumal auch weitere 
Reactionen für die Protoplasmanatur dieser Schicht sprachen. 
SIEBOLD und Max SCHULTZE, s. pag. 304. — CoHN, Ueber die Bewegung der Oscillarien. 
(Beiträge zur Physiologie der Phycochromaceen und Florideen. MAX ScHULTZE’s Archiv f. mikr. 
Anat. Bd. HII. 1867.) — ENGELMANN, Ueber die Bewegungen der Oscillarien und Diatomeen. 
(Botan. Zeit. 1879. pag. 49). 
2. Nostocaceen. In den Füden der Nostocaceen, die meist in Folge der 
abgerundeten Form der Zellen rosenkranzfórmigen Habitus zeigen (Fig. 25 III), 
treten zwei verschiedene Zellformen nebeneinander auf: einmal Zellen, welche 
wie die der Oscillariaceen bestündiger Zweitheilung fáhig sind, und zweitens 
andere Zellen, welche diese Fähigkeit nicht besitzen und bei ihrer Verwandlung 
in Dauerzellen auch gestaltliche Veränderungen erfahren, die sogenannten Grenz- 
zellen oder Heterocysten. Ihre Zahl und ihre Lage ist keinen bestimmten 
Gesetzen unterworfen, sondern in dem Maasse wie der Faden durch Zweitheilung 
N Eine Abhängigkeit vom Licht macht sich bei diesen Bewegungen insofern geltend, als 
intensive Beleuchtung zur Folge hat, dass die Fäden sich zu einem möglichst compacten Haufen 
zusammenwickeln, aus dem sie erst bei schwächerer Beleuchtung wieder strahlenförmig sich 
hervorschieben. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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