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zelnen Zellen derselben vielzellige Zellscheiben, aus denen nach ihrer Loslósung
vom Mutterblatte neue Pflanzen hervorgehen, ganz in derselben Weise, wie bei
den durch Sporenkeimung entstandenen Keimscheiben. — Dass aus Blattfláchen
von Lopßhocolea etc. auch direkt neue Pflänzchen hervorgehen können, wurde
oben schon erwähnt und derselbe Vorgang kommt nach gelegentlichen Beob-
achtungen auch bei andern foliosen Jungermannien vor. — Eine noch grössere
Mannigfaltigkeit findet sich bei der ungeschlechtlichen Propagation der Laub-
moose, wie unten geschildert werden soll.
Rückblick auf die vegetative Gliederung der Lebermoose. Aus
der vorstehenden Schilderung, der sich leicht noch weitere Einzelheiten beifügen
lassen, geht hervor, dass die Lebermoose eine grosse Mannigfaltigkeit in ihrer
vegetativen Gliederung besitzen; Habitus, Blattbildung und Verzweigung lassen
sich nicht in ein Schema bringen, sondern treten auf in einer Anzahl von Formen,
die unter sich durch Uebergünge verbunden sind. Was speciell die Vorstellungen
betrifft, die man sich über die Art und Weise, wie die foliosen Formen aus den
thallosen hervorgingen, bilden kann, so soll auf dieselbe bei Betrachtung der
Keimungserscheinungen noch eingegangen werden. Hier mag noch einmal ein
Umstand hervorgehoben werden, der für die Vegetationsorgane der Lebermoose
sehr charakteristisch ist, die Thatsache nämlich, dass dieselben mit der alleinigen
Ausnahme von Rzella und Haplomitrium Hookeri dorsiventral gebaut sind, d. h.
eine dem Lichte zugewendete Rückenseite besitzen, die anders organisirt ist, als
die dem Substrate zugewendete Bauchseite. Im einfachsten Falle äussert sich
diese Dorsiventralitit dadurch, dass nur die Bauchseite Rhizoiden producirt, und
oben am Vegetationspunkt Keulenpapillen stehen, während auf der Rückenseite die
Geschlechtsorgane entspringen, so z. B. bei Zea, Aueura etc. Nach deninteressanten
Ergebnissen, welche LErrcEB bei Untersuchung der Farnprothallien erzielt hat,
kann es wol kaum einem Zweifel unterliegen, dass auch bei den thallosen Leber-
moosen das Licht einen bestimmenden Einfluss auf die Dorsiventralität der
thallosen Lebermoose ausübt, d. h., dass diejenige Seite zur Rhizoidseite wird, welche
dem Lichte abgewendet ist. In der That hat sich auch bei Versuchen, welche
Dr. ZIMMERMANN im SAcus'schen Laboratorium in Würzburg unternahm, herausgestellt,
dass dies sogar bei den Marchantieen der Fall ist. Hier ist die Dorsiventralität
eine viel ausgeprägtere als bei den thallosen Jungermannien, die Rückenseite
besitzt in ihrer Lufthöhlenschicht ein scharf charakterisirtes Gewebe, die Bauch-
seite producirt Schuppenlamellen und Rhizoiden. An den Brutknospen von
Marchantia und Lunularia ist diese Dorsiventralität noch nicht ausgebildet, sie
besitzen vielmehr zwei gleiche Seiten. Jede von denselben kann zur Rücken-
oder zur Bauchseite werden,!) die Entscheidung darüber hängt von äusseren
Faktoren, speciell von der Beleuchtung ab. Unter normalen Verhältnissen bildet
immer die dem Substrate zugekehrte Seite Wurzelhaare. Ist die Dorsiventralität
einmal eingeleitet, so ist sie auch inhärent, und dreht man einen jungen Spross
nun um, so dass also seine frühere Rückenseite zur Bauchseite wird, so krümmt
er sich so lange, bis seine ursprüngliche Rückenseite wieder zur Lichtseite
geworden ist. Sät man Marchantia-Brutknospen auf Wasser resp. Nährstofflösung
aus, und beleuchtet dieselben durch einen Spiegel von unten, während die
Seitenwände und die Oberfläche des Glasgefässes umdunkelt sind, so wird die
dem Lichte zugewendete Unterseite bei hinreichender Lichtintensität zur spalt-
1) Vergl. MIRBEL a. a. O.: PFEFFER, Studien über Symmetrie und specifische Wachsthums-
ursachen, Arb. des bot. Instituts in Würzburg, herausgeg. v. SAcHs. L Bd., pag. 77 ff.
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