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brei behaftet, und sie kónnen so die Spermatozoiden auf die Archegonien über-
tragen. "lhatsache ist jedenfalls, dass die Bildung von Sporogonien, wo männ-
liche und weibliche Pflanzen durcheinanderwachsen, eine sehr reichliche ist.
Parthenogenetische Erscheinungen sind bei den Lebermoosen so wenig bekannt
als bei den Laubmoosen. Zuzularia vulgaris z. B. wurde schon im Mittelalter aus
Italien nach Deutschland eingeschleppt, wahrscheinlich an Orangebáumen. Zufállig
waren es aber nur weibliche Exemplare, — die màánnlichen: sind auch im Süden
seltener — und so bringt denn die Pflanze die in Gärten an Steinen, auf
Blumentöpfen etc. gut gedeiht und sich reichlich durch Brutknospen vermehrt,
zwar alljährlich Archegonien, nie aber Früchte hervor. — Am kleinsten sind die
Spermatozoiden bei den Marchantiaceen, am grössten bei Pellia calycina, doch
habe ich darüber keine genaueren Messungen angestellt. Sie bilden sich in Ein-
zahl in jeder Mutterzelle, und zwar, wie es nach gelegentlichen Beobachtungen
bei ea (wo sich die Mutterzelle kurz vorher in zwei Tochterzellen theilt, deren
jede ein Spermatozoid bildet) scheint, in derselben Weise wie SCHMITZ sie für die Ent-
stehung der Spermatozoiden von CZara angegeben hat.!?) Darnach ist die früher gel-
tende Annahme, dass bei Bildung der Spermatozoiden der Zellkern der Mutterzelle
aufgelöst werde, nicht richtig. Der Zellkern bildet vielmehr durch direkte Um-
gestaltung den Körper des Spermatozoids, indem seine peripherische Schicht
sich verdichtet und zu einem ringförmigen, resp. spiralig eingerollten Bande sich
spaltet, während der mittlere Theil des Kernes sich auflockert, und zu dem
sogen. farblosen Bläschen sich ausbildet, welches die freigewordenen Spermato-
zoiden an ihrem Hinterende nachschleppt. Nur das vordere cilientragende
Ende des Spermatozoids geht nach Schmitz (sicher wenigstens bei den Chara-
ceen) aus dem den Kern umgebenden Plasma hervor, der grosste Theil des
ganzen Spermatozoids aber entsteht aus dem Zellkern selbst. Die Entstehung
der Spermatozoiden erinnert somit sehr an die bei den Thieren sich findenden
Vorgänge bei der Spermatozoidbildung. Da wir wissen, dass der Zellkern eine
andere stoffliche Beschaffenheit hat, als das iibrige Plasma,?) so ist die über-
wiegende Betheiligung des Kerns bei der Spermatozoidbildung jedenfalls auch
von hervorragendem physiologischen Interesse.
Die Zelltheilungsfolge bei Entstehung der Antheridien zeigt bei den einzelnen
Gruppen mehrfache Verschiedenheiten, auf die wir hier aber nicht náher ein-
gehen kónnen. Gemeinsam ist allen, dass das Antheridium hervorgeht aus
einer papillenfórmigen Hervorwólbung einer Zelle. Diese Papille wird durch
eine Querwand abgetrennt und zerfällt nun in eine untere Zelle, aus der der
Stiel und eine obere, aus der das Antheridium selbst hervorgeht. Auf die
Stellung der Antheridien wird unten zurückzukommen sein.
Auf sehr übereinstimmende Weise erfolgt dagegen der Aufbau der Arche-
gonien. Auch die scheinbar sehr abweichenden von Anthoceros unterscheiden sich
im Grunde nur dadurch von den übrigen, dass sie im Gewebe des Thallus ver-
senkt sind. Gewöhnlich aber sind die Archegonien abgegliederte flaschenförmige,
am Grunde bauchig angeschwollene Organe, über deren Struktur in der Einleitung
schon das Wesentliche mitgetheilt worden ist. Auch die Archegonien gehen
immer hervor aus Oberflächenzellen; eine derseiben wächst wie bei Bildung
eines Haares papillenförmig aus, die Papille wird abgetrennt und gestaltet sich
1) Sitz.-Ber. der niederrh. Ges. fiir Naturw. Heilk. zu Bonn. 13. Juli 1880, pag. 31. des
Sep.-Abdr.
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“) ZACHARIAS, Ueber die chemische Beschaffenheit des Zellkerns. Bot. Zeit. 1881, pag. 169 ff.
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