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273.
e Versuchstationen,
I. Abschnitt. 1. Der Assimilationsprozess. 23
Es ist begreiflich, dass man sich nicht allein darauf beschränkte, den Ver-
lauf der Sauerstoffabscheidung aus griinen Pflanzenzellen unter dem Einflusse des
gemischten farbigen Lichtes zu studiren, sondern dass man weiter ging, und sich
bemiihte, die Bedeutung ganz bestimmter Strahlengruppen des Sonnenlichtes fiir
den in Rede stehenden Prozess festzustellen. Zu dem Zwecke brachte man die
Pflanzen, mit denen man experimentirte, entweder in die verschiedenen Regionen
des objectiven Spectrums und suchte mit Hiilfe der Methode der Blasenzählung
oder unter Anwendung gasanalytischer Methoden die Energie der Kohlensäure-
zersetzung festzustellen, oder man setzte die Untersuchungsobjecte dem Einflusse
solchen Lichts von genau bekannter Beschaffenheit aus, welches verschiedene
farbige Flüssigkeiten passirt hatte.
Es liegt von vornherein nahe, anzunehmen, dass diejenigen Strahlen, welche
das bei dem Zustandekommen des Assimilationsprozesses unentbehrliche Chlo-
rophyll am lebhaftesten absorbirt, auch die grôsste Bedeutung für den Vor-
gang der Bildung organischer Substanz, resp. der Sauerstoffabscheidung seitens der
Pflanzenzellen haben müssen. Unsere Auseinandersetzungen über das Absorptions-
spectrum des Chlorophylls haben zu dem Ergebnisse geführt, dass das Blatt-
grün vor allen Dingen die rothen Lichtstrahlen zwischen B und C lebhaft ab-
sorbirt, und in Uebereinstimmung damit geben auch LommEL!), N. J. C. MÜLLER?)
sowie TrurRJASEFF?) an, dass die Kohlensäurezersetzung gerade unter dem Einflusse
dieser Lichtstrahlen am allerlebhaftesten erfolge.
Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, die Methode, deren sich die genannten
Beobachter bei der Ausführung ihrer Untersuchungen bedienten, genau zu be-
leuchten. Und derartige Auseinandersetzungen erscheinen mir wenigstens hier
um so entbehrlicher, als das Hauptresultat der erwähnten Untersuchungen selbst
ganz sicher unrichtig ist. Ich sehe hier von den Ergebnissen älterer Arbeiten
ab, môchte aber dagegen die Aufmerksamkeit des Lesers um so mehr auf diejenigen
Untersuchungen hinlenken, welche PrEFrER*) über den in Rede stehenden Gegen-
stand ausgeführt hat.
PFEFFER benutzte zunächst zur Herstellung des Lichtes von bestimmter
Brechbarkeit farbige Flüssigkeiten. Dabei zeigte sich z. B., dass die Kohlen-
säurezersetzung hinter einer Lösung von doppeltchromsaurem Kali fast dreimal
so lebhaft erfolgte, wie hinter einer Lösung von Anilinroth. Die erstere Flüssig-
keit liess aber Roth, Orange, Gelb und etwas Grün ungeschwächt passiren; die
letztere hingegen absorbirte alle Lichtstrahlen bis auf die rothen und orange-
farbenen, welche ohne merkliche Lichtschwächung durchgingen. Daraus erhellt
offenbar, dass nicht diejenigen Strahlen, welche die Lösung des Anilinroth zu
passiren vermögen, also nicht die rothen Strahlen, den Assimilationsprozess
am meisten begünstigen, sondern dass in dieser Hinsicht vor allen Dingen jene
Strahlen von Bedeutung erscheinen, welche von der Lösung des doppelt chrom-
sauren Kalis neben den rothen sowie orangefarbenen nicht absorbirt werden,
Damit in Uebereinstimmung stehen die Ergebnisse anderweitiger Versuche
!) Vergl. LOMMEL, POGGEND. Annal. Bd. 219. pag. 26.
2) Vergl. N. J. C. MULLER, Botan. Untersuchungen. 1872. Hit. r.
3) Vergl. TIMIRJASEFF, JusT’s botanischer Jahresbericht f. 1875. pag. 779
4) Vergl PFEFFER, Arbeiten d. botan. Instituts in Würzburg. Bd. r. Hft. r. und botan.
Zeitung, 1872. No. 23. Man vergl auch die Angaben PFEFFER's in seiner ersten Abhandlung
über die altere Literatur.