490 System der Pflanzenphysiologie.
dagegen die horizontalen Aeste von Ulmus campestris, Corylus Avellana etc. be-
funden.
S 22. Die undulirende Nutation. Wir bezeichnen allein die in einer
Ebene stattfindenden und durch den Einfluss innerer Wachsthumsursachen zu
Stande kommenden Nutationen der Blattgebilde sowie der nicht vertical wachsen-
den Stammgebilde als durch Epinastie oder Hyponastie bedingte. Aber auch
viele vertical wachsende Pflanzentheile zeigen auf inneren Ursachen beruhende
Nutationen in einer Ebene.
Ich habe hier vor allem die undulirende Nutation im Auge, welche sich
z. B. sehr schon bei dem Studium der Wachsthumsverhiltnisse der Keimpflanzen
beobachten lässt!). Die Stammgebilde der Keimlinge dicotyler Pflanzen sind,
wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben, unzweifelhaft multilateral, aber in
der Jugend ist ihr bilateraler Charakter ein sehr ausgeprägter. Die Knospe
der Keimpflanzen wird nämlich in hängender oder nickender Stellung über die
Erde gebracht, eine Thatsache, die ein erhebliches biologisches Interesse bean-
sprucht. Die Krümmung am oberen Ende des Stengels ist gewöhnlich eine
sehr scharfe; sie wird nicht durch die Wirkung des Lichtes oder der Schwerkraft
hervorgerufen, sondern ist Folge innerer Wachsthumsursachen. Später wird die
Nutation durch. Wachsthum ausgeglichen, aber wenn sich die Keimpflanzen
(Pisum sativum, Phaseolus, Cruciferen) jetzt bei schwachem Licht oder besser in
einem um eine horizontale Achse langsam rotirenden Recipienten entwickeln,
so macht sich auf der Vorderseite der dlteren Theile der Keimstengel, also auf der-
jenigen Seite, die anfangs concav war, ein lebhafteres Wachsthum als auf der
Hinterseite geltend. Die Vorderseite wird convex, so dass die älteren und
Jüngeren Theile der Keimstengel nun ein S bilden. Es kommen übrigens im
Pflanzenreich noch viel complicirtere undulirende Nutationen vor als diejenigen
sind, welche die Keimstengel zeigen. Auch Hauptwurzeln lassen unter geeigneten
Umständen deutliche Nutationserscheinungen erkennen.
8 23. Die rotirende Nutation und das Winden der Schling-
pflanzen?). Für viele Pflanzen, zumal dünnstenglige, ist es von grosser Be-
deutung, dass ihnen das Vermógen zu klettern zukommt. Die Einrichtungen,
welche den Gewáchsen das Klettern ermóglichen, sind mannigfaltiger Natur, und
es sei zunáchst darauf hingewiesen, dass manche Pflanzen sich unter Beihülfe von
Wurzeln, die aus dem Stamme hervortreten, an Báumen, Felsen oder Mauern
emporzuheben vermögen. (Hedera — helix, Ficus repens). Andere Pflanzen
(Galium aparine, Rubus australis) erzeugen hakenartige Gebilde, welche ihnen
das Klettern gestatten?). Die meisten Kletterpflanzen erlangen aber dadurch die
Fáhigkeit, sich vom Boden zu erheben, dass sie zu winden oder zu ranken im
Stande sind. Es ist hier von vornherein mit Nachdruck zu betonen, dass zwischen
dem Winden und dem Ranken der Pflanzen ein bedeutsamer Unterschied be-
steht. Das Winden der Schlingpflanzen ist als Folge einer spontanen Nutations-
!) Vergl. SAcus, Lehrbuch, pag. 828; WIESNER, Sitzungsber. d. Akadem. d. Wiss. in Wien.
1878, Bd. 77; WIESNER, das Bewegungsvermogen der Pflanzen, Wien 1881, pag. 154.
?) Literatur über das Winden der Pflanzen: Monr, Ueber d. Bau und das Winden der
Ranken und Schlingpflanzen, Tiibingen 1827; H. DE VRIES, Arbeiten d. botan. Instituts in Würz-
burg, Bd. 1. pag. 317; SAcHs, Lehrbuch d. Botanik, pag. 834; DARWIN, Die Bewegungen und
Lebensweise der kletternden Pflanzen, 1876; ScHWENDENER, Monatsbericht der kónigl. Akadem.
d. Wiss. zu Berlin. December 1881.
3) Es giebt einige Wurzel- und Hakenkletterer, welche zugleich winden oder ranken.
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