534 System der Pflanzenphysiologie.
Krümmungen die den einfallenden Lichtstrahlen zugewendete Region des Plasma
der Zellen eine Erhöhung, die entgegengesetzte Region des Plasma aber eine
Verminderung der Widerstandsfähigkeit der Turgorkraft gegenüber erfahren wird.
Bei constant bleibender Grösse der Turgorkraft werden diejenigen Zellen, deren
Schichten jetzt einseitig stärker als vorher gedehnt werden können, eine lebhaftere
Turgorausdehnung und somit auch ein gesteigertes Wachsthum erfahren. Wenn
die osmotische Saugkraft der in Rede stehenden Zellen vor Beginn der helio-
tropischen Bewegung noch nicht ihr Maximum erreicht hatte, so kann nun auch eine
Wanderung von Wasser aus dem concav werdenden Theil des sich heliotropisch
krümmenden Pflanzentheils in den convex werdenden stattfinden, und in der That
hat Kraus eine solche Wasserbewegung fiir heliotropische Organe ebenso wie fiir
geotropische constatirt. Durch eine derartige Wasserwanderung braucht aber die
Grosse der Turgorkraft der Zellen (d. h. die Grosse des Druckes, den der Zell-
inhalt auf die gespannte Zellschicht ausübt) gar nicht erhöht zu werden; es er-
leidet vielmehr nur die Turgorausdehnung der Zellen auf der convex werdenden
Seite des sich krümmenden Pflanzentheiles eine Steigerung !). Die Vorgänge, wie
sich dieselben bei einseitiger Beleuchtung in negativ heliotropischen Pflanzentheilen
geltend machen, sind nach dem Gesagten ohne weiteres verständlich 2).
Fragen wir endlich danach, in welcher Weise die Beeinflussung der Wider-
standsfähigkeit des Protoplasmas durch das Licht zu Stande kommt, so sind wir
allerdings auf hypothetische Annahmen angewiesen, die nur einen mehr oder
minder hohen Grad der Wahrscheinlichkeit für sich haben. Ich stelle mir vor,
dass die lebendigen Eiweismoleküle des Plasma, die Lebenseinheiten oder
physiologischen Elemente eine polare Beschaffenheit besitzen, und dass das
Licht eine richtende Einwirkung auf dieselben auszuüben vermag. Bei Abschluss
des Lichtes ist von einer bestimmten Richtung der physiologischen Elemente der
vom 'l'urgor gespannten Plasmaschichten keine Rede. Wird eine Pflanze von oben
her allseiüg gleichartüg beleuchtet, so sind die sümmtlichen Elemente mit den
gleichnamigen Polen nach aufwärts gerichtet, und die Achsen der Elemente
stehen den einfallenden Lichtstrahlen parallel.
Ich nehme weiter an, dass die physiologischen Elemente immer, also auch
bei einseitiger Beleuchtung der Pflanzentheile, das Bestreben haben, ihre. Achsen
parallel zu den einfallenden Lichtstrahlen zu stellen, aber ich unterscheide zwischen
positiv und negativ heliotropisch physiologischen Elementen. Die erste.
ren bilden das Plasma der Zellen solcher Pflanzen, welche sich den einfallenden Licht-
strahlen zuwenden, während die letzteren die Bestandtheile des Plasma der sich
negativ heliotropisch verhaltenden Pflanzentheile ausmachen. Wird ein positiv helio-
tropisches Organ einseitig beleuchtet, so wenden die sämmtlichen physiologischen
Elemente ihren negativen Pol den einfallenden Lichtstrahlen zu, den positiven
Pol aber von diesen ab. Entgegengesetzt verhalten sich hingegen die negativ
heliotropischen Lebenseinheiten oder physiologischen Elemente. Diese durch das
P) Vergl. auch ViNES, Arbeiten d. botaa. Instituts in Würzburg. Bd. 2. pag. 145.
?) Die Resultate der Untersuchungen von DE VRIEs über das Verhalten heliotropisch ge-
krümmter Pflanzentheile bei der Plasmolyse (landwirthsch. Jahrbücher, Bd. 9, pag. 503) stehen
mit den geltend gemachten Anschauungen nicht im Widerspruch, denn dieselben geben einen
bestimmten Aufschluss nur über die Betheiligung der Turgorausdehnung, resp. dieser und des
Wachsthums an dem Zustandekommen der heliotropischen Krümmungen. Ueber die Grosse der
Turgorkraft der Zellen der gekrümmten Pflanzentheile lassen die Ergebnisse von DE VRIES da-
gegen direkt nichts erkennen,
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