Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
Nach fünfzehnjähriger Pause — wenn von dem Erscheinen des zuerst ausgegebenen (vierten) 
Bandes des Hofmeister’schen Handbuches auf dem Büchermarkte an gerechnet wird — trat 
jlingsthin ein neues Handbuch der wissenschaftlichen Botanik vor die Oeffentlichkeit. Auch dieses 
Werk, das wir hiermit anzeigen, entsteht unter Mitwirkung mehrerer Autoren, ein Anzeichen, 
dass die einzelnen Theile der Botanik sich noch nicht so weit abgeklärt haben, als dass es 
einem Manne möglich wäre, das Gesammtgebiet dieser Wissenschaft zu beherrschen. 
Das genannte Handbuch erscheint in der bei Trewendt in Breslau herausgegebenen Ency- 
klopædie der Naturwissenschaften, an deren Redaction sich durchwegs hervorragende Gelehrte wie 
Schlómilch (Mathematik), v. Oppolzer (Astronomie), Kenngott (Mineralogie), v. Zech 
(Geologie) u. s. w. betheiligen. 
Die Redaction des Handbuches der Botanik hat Prof. Schenk in Leipzig übernommen. 
Ks hätte dieselbe nicht in bessere Hände gelegt werden konnen, da Schenk, einer unserer Alt- 
meister, gerade durch Universalitit des botanischen Wissens vor den meisten seiner Fachgenossen 
sich auszeichnet. Als Mitarbeiter gewann er für das Unternehmen: Prof. Ferd. Cohn (Breslau), 
Prof. Detmer (Jena), Prof. Drude (Dresden), Prof. Frank (Berlin), Prof. G. Kraus (Halle) u. a., 
durchwegs hervorragende, oder doch bewährte Kräfte. 
Bisher erschienen der erste Band (766 S. gr. 8, mit zahlreichen vortrefflich ausgeführten 
Holzschnitten) und zwei Lieferungen des zweiten Bandes. Das Ganze ist auf drei Bünde bemessen. 
Der erste Band enthált: 1. Die Wechselbeziehungen zwischen den Blumen und den ihre 
Kreuzung vermittelnden Insekten von Dr. Hermann Müller. 2. Die insektenfressenden Pflauzen 
von Drude. 3. Die Gefüsskryptogamen von Sadebeck. 4. Die Pflanzenkrankheiten von Frank. 
5. Die Morphologie der Phanerogamen von Drude. Das erste Heft des zweiten Bandes bringt: 
das System der Pflanzenphysiologie von Detmer, das zweite Heft: die Algen von Dr. Falkenberg. 
Auf den ersten Blick macht die Aufeinanderfolge der Kapitel einen befremdlichen Eindruck; 
denn man sucht vergebens nach einem Principe der Eintheilung. Ein solches ist auch gar nicht 
vorhanden. Der Herausgeber hat sich entschlossen, von einer übersichtlichen Anordnung des 
Gegenstandes ganz abzusehen und lässt sein Werk aus von einander unabhängigen Essay’s sich 
zusammensetzen. : 
Nach reiflicher Erwägung muss man wol dem Herausgeber zustimmen, dass er von dem 
gewöhnlichen Plane eines Handbuches abgegangen ist. Denn bei der grossen Zahl der Mit- 
arbeiter würde ein strenges Einhalten des Planes, namentlich aber ein genaues Ineinandergreifen 
der Theile doch nicht möglich gewesen sein. Durch die zwanglose Anordnung des Stoffes er- 
geben sich aber zwei grosse Vortheile: die Eigenart des Autors kann in jeder Abhandlung zum 
vollen Ausdruck gelangen und die Herausgabe des ganzen Werkes wird unter solchen Umständen 
nur gefördert, was bei einem derartigen Unternehmen nicht hoch genug angeschlagen werden 
kann. Hofmeister's Handbuch starb an seiner langsamen Geburt: zwólf Jahre dau.rte das 
Erscheinen seiner Theile; endlich stockte das ganze Unternehmen. 
Die einzelnen Abhandlungen des Schenk'schen Handbuches sind mit Sorgfalt ausgearbeitet, 
dem gegenwärtigen Standpunkte unseres Wissens vollkommen angepasst und werden voraussicht- 
lich in Betreff des Inhaltes den vollen Beifall der competenten Richter finden. Ueber die schon 
oben kurz charakterisirte Anordnung des Materiales in dem Buche werden die Ansichten vielleicht 
auseinandergehen. Die Literatur wurde in einer einem Handbuche angemessenen Ausdehnung 
zu Rathe gezogen und so weit als nöthig citirt, um den Leser zu den Quellen zu leiten. Fast 
jeder Theil des Werkes enthält Neues: neue Beobachtungen und auch neue Auffassungen, so 
dass dieses Buch für den Fachmann unentbehrlich sein wird. 
Die Form, in welche die einzelnen Essay’s gebracht wurden, ist durchwegs ansprechend, 
für jeden naturwissenschaftlich Gebildeten vollkommen verständlich, einzelne Abhandlungen, 
z. B. Drude's Morphologie der Phanerogamen geradezu meisterhaft durchgeführt und die Ab- 
wechslung, welche die verschiedene Schreibweise der Autoren mit sich bringt, wirkt bei der 
Lectüre nur wolthuend. 
Das Werk wird voraussichtlich in sehr vollständiger Weise die gesicherten Resultate der 
botanischen Forschung und zwar in lichtvoller auch für den Nichtspecialisten klarer Weise vor- 
führen und deshalb lenkten wir an dieser Stelle die Aufmerksamkeit der Leser auf diese hervor- 
ragende Erscheinung der naturwissenschaftlichen Literatur. 
Wien. Jul. Wiesner. 
    
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
     
    
    
  
     
   
  
    
    
  
   
   
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
we 
M: 
the 
Or 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.