594 Die physiologischen Leistungen der Pflanzengewebe
und zahlreicher ihre einzelnen Organe sind, desto leichter werden natürlich
mechanische Eingriffe aller Art den Aufbau und die Gestaltung der Pflanze
schädigen. Diese mechanischen Eingriffe äussern sich in verschiedener Weise;
sie bewirken bei ungenügender Festigkeit ein Zerbrechen, Zerreissen, Zerdrückt-
oder Zerquetschtwerden der betreffenden Pflanzentheile und gegen diese Be-
schädigungen hat sich die Pflanze zu schützen, indem sie ihre Organe je nach
jedürfniss, d. h. je nach der Art ihrer Inanspruchnahme bald biegungsfest (gegen
Zerbrechen), bald zugfest (gegen Zerreissen), sáulen- oder strebefest (gegen Ein-
knicken), schubfest (gegen Abscheeren) oder druckfest ausbildet.
Einrichtungen zur Herstellung der nothwendigen Festigkeit bedarf jede Pflanze,
die unscheinbare Fadenalge sowohl wie ein müchtiger Baumriese: Der Zellfaden
der Alge muss gegen das Zerreissen und Einknicken geschützt sein und wenn
wir die Algenrasen betrachten, welche in reissenden Gebirgswüssern die Steine
bedecken, so müssen wir uns sagen, dass an die Festigkeit ibrer zarten Zellfüden
keine geringen Ansprüche gestellt werden. Wenn wir uns dann andererseits einen
Repräsentanten unserer Laubwälder vor Augen halten, so werden uns bald die
so verschiedenartigen Ansprüche klar, welche an die Festigkeit seiner Organe ge-
stellt werden. Zunächst hat der Stamm das Gewicht der mächtigen Krone, ihrer
Ast- und Laubmassen zu tragen: er muss nach Art einer Säule strebefest gebaut
sein. Die schief oder horizontal abstehenden Aeste sind in gleicher Weise be-
lastet und werden auf Biegungsfestigkeit in Anspruch genommen. Besitzt der
Baum an langen Stielen hängende Früchte, wie z. B. die Platane, so werden die
ersteren auf Zugfestigkeit beansprucht. Wenn dann ein Sturm weht, erhöhen und
vervielfältigen sich die Ansprüche. Der Stamm und die Aeste müssen biegungs-
fest sein, um nicht zu zerbrechen. Die Blätter würden vom Sturm zerfetzt werden,
wenn sie nicht schubfest gebaut wären und wenn nicht ihre Ränder noch be-
sondere Schutzeinrichtungen gegen das Einreissen besássen. Und indem der
Sturm den ganzen Baum zu entwurzeln trachtet, erstreckt sich die Inanspruch-
nahme der Festigkeit auch auf das gesammte Wurzelsystem, dessen einzelne Theile
ihre Zugfestigkeit erproben müssen, in ganz ähnlicher Weise wie die Ankertaue
eines im Hafen vom Sturm gepeitschten Schiffes.
So wie die festen Zellwandungen der Pflanze ihre eigenartige Gestaltbildung,
die Differenzirung der Organe überhaupt erst möglich machen, da ohne Cellulose-
material die gestaltbildende Thätigkeit der an sich formlosen Plasmaindividuen
ganz erfolglos wäre, ebenso ermöglichen die Zellwandungen zugleich die Er-
haltung jener Figengestalt der Pflanze und ihrer Organe, indem sie die hierzu
erforderliche Festigkeit herstellen. Zu diesem Zwecke werden von der Pflanze
verdickte sowie unverdickte Zellwandungen verwendet. Dünne Zellwände ver-
mögen freilich an sich keine nennenswerthe Festigkeit zu erzielen. Sie erlangen
erst dann eine mechanische Bedeutung, wenn sie durch den hydrostatischen Druck
des Zellsaftes gespannt und in Folge dessen straff werden: der Turgor muss hin-
reichend gross sein. Es handelt sich hier um dieselbe Erscheinung, welche uns
ein schlaffer dünnwandiger Kautschukschlauch zeigt, wenn Luft oder Wasser in
denselben hineingepresst wird; der Schlauch ist nunmehr ‚viel straffer, weniger
leicht biegsam geworden. Jede krautige Pflanze, welche im welken Zustande ihre
Laubblätter hängen lässt, lehrt uns, dass im frischen, turgescenten Zustande die
Festigkeit der dünnwandigen aber durch den T'urgor gespannten Zellen ausreicht,
um das Gewicht der im welken Zustande abwärts hängenden Organe zu über-
winden, und dieselben in jenen Lagen zu erhalten, welche sie ihrer Function ge-
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