Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

        
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
   
  
    
  
   
  
   
  
   
  
  
    
  
   
    
  
  
    
  
   
  
  
    
    
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4. Das Ernährungssystem. 
So ist z. B. in Fig. r9 das erste Gefáss des kleinen Gefássbündels im Blüthen- 
schafte von FHyacinthus orientalis wegen seiner etwas seitlichen Lage in jenen 
grundparenchymatischen Meristemring gewissermassen hineingerathen, aus welchem 
der Bastring des Schaftes hervorgeht. 
2. Das Leitparenchym. Alles primáre Leitparenchym ist grundparen- 
chymatischen Ursprungs. Hierhergehôrig sind also die Gefässbündelscheiden 
und das Nervenparenchym der Blätter, das Rindenparenchym, die primären Mark- 
strahlen und das Markgewebe der Stengel. Das Holzparenchym dagegen, die 
secundären Markstrahlen und das mit dem Ausdrucke Epen bezeichnete Rinden- 
gewebe sind cambialer Herkunft. 
Wenn demnach das Leitungssystem in sehr verschiedenartiger Weise sowol 
aus dem Cambium, wie auch aus dem Grundparenchym hervorgehen kann, so 
ist doch andererseits seine Entwickelung aus dem Protoderm bisher noch nicht 
beobachtet worden. Nachdem aber in diesem letzteren Bildungsgewebe Cam- 
biumbiindel entstehen kónnen, so ist die Móglichkeit durchaus nicht ausgeschlossen, 
dass diese Cambiumbündel nicht immer bloss zu Baststrángen werden, sondern 
unter Umstünden auch zu Gefüssbündeln. Jedenfalls ist es keine principielle 
Nichteignung des Protoderms zur Gefüssbündelbildung, sondern die centripetale 
Tendenz der leitenden Stránge, welche das Vorhandensein kleiner protodermaler 
Gefássbündel bisher noch nicht constatiren liess. 
II. Das Durchlüftungssystem. 
Jede Pflanze unterhált mit der Aussenwelt einen mehr oder minder lebhaften 
Gasaustausch. Beim Athmungsprocesse wird Sauerstoff verbraucht und Kohlen- 
sáure ausgeschieden; bei dem in grünen Pflanzentheilen sich abspielenden Assi- 
milationsprocesse wird umgekehrt Kohlensáure aufgenommen und Sauerstoff an 
die Umgebung abgegeben; in einzelnen Füllen bedingt der Stoffwechsel auch die 
Ausscheidung anderer Gase, wie des Wasserstoffs und Schwefelwasserstoffs. 
Schliesslich geben alle von der Luft umspülten Pflanzentheile Wasserdampf ab, 
zu welchem sich bei verschiedenen Pflanzen auch Dämpfe von ätherischen Oelen 
und anderen flüchtigen Stoffen gesellen. 
Die Lebhaftigkeit des Gasaustausches hingt ceteris paribus von der Grosse 
der den Gasaustausch vermittelnden Oberfliche der Pflanze ab. Bei den mikro- 
skopisch kleinen einzelligen Pflanzenformen ist selbst, im Falle dieselben kugel- 
fórmig!) sind, das Verhältniss der Oberfläche zum Volumen ein so günstiges, dass 
alle auf eine Vergrösserung der Oberfläche abzielenden Einrichtungen überflüssig 
sind. Je grösser aber die Pflanzenformen werden, desto nothwendiger wird auch 
die Oberflächenvergrösserung, welche zunächst schon durch eine mehr oder 
minder reichliche Verzweigung der Pflanzengestalt erreicht wird. Auf diese 
Weise genügt bis zu einem nicht allzugrossen Volumen noch immer die äussere 
Oberfläche der Pflanze zur Vermittelung und Regelung ihres Gasaustausches. 
Bei allen hóher entwickelten Pflanzen reicht aber zu diesem Zwecke selbst bei 
der ausgiebigsten Verzweigung die äussere Oberflächenentfaltung nicht aus und 
so kommt es im Innern der Pflanzentheile zur Ausbildung eines Maschenwerkes 
von lufterfüllten Hohlräumen und Kanälen, welche für die angrenzenden Zellen 
dasselbe sind, wie für die oberflächlich gelegenen Zellen die äussere Atmosphäre. 
1) Bekanntlich repräsentirt bei gegebenem Volumen die Kugelgestalt die geringste Ober- 
flächenentfaltung.
	        
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