Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

      
    
    
   
   
   
   
  
  
   
  
    
   
   
    
  
  
    
  
  
  
  
  
   
  
    
   
  
   
   
   
  
   
    
   
  
    
   
   
   
   
   
   
  
   
  
    
   
   
   
     
  
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4. Das Ernährungssystem. 679 
noch eingehendere Untersuchungen anzustellen. Ein Analogon zu den in der 
Caulerpa-Zele ausgespannten Cellulosefáden scheinen die von LUERSSEN im 
Parenchym der Blattstiele und der Stimme verschiedener Farngattungen beob- 
achteten Wandverdickungen zu bilden, welche nach aussen vorspringend die 
Intercellularriume als dünne und verzweigte Stäbchen allseitig durchziehen, sich 
vielfach verschránken, und so ein zartes Balkenwerk vorstellen. Von den 
Cellulosefáden der Caw/erpa unterscheiden sich diese zarten Bálkchen dadurch, 
dass sie zum grossen Theile frei endigen. Schliesslich wären hier jene eigen- 
thümlichen, von TscHrmcH genauer beschriebenen Hóckerbildungen an den Palli- 
sadenzellen von Kingia australis zu nennen, welche eine zu weitgehende Ver- 
engerung der Intercellularráume zweifellos verhüten kónnen. Ob dies wirklich 
ihre Function ist, muss hier dahingestellt bleiben. 
B. Die Ausgáünge des Durchlüftungssystems. 
Damit das Durchlüftungssystem mit der äussern Atmosphäre in direkter 
Communication stehe und ein freies Aus- und Einstrómen von Gasen erfolgen 
kónne, müssen die Hautgewebe an bestimmten Stellen durchbrochen sein, das 
Durchlüftungssystem muss offene Ausführungsgünge besitzen. Es sind dies in der 
Epidermis die Spaltöffnungen (Stomata), im Periderm die Lenticellen. 
I. Die Spaltóffnungen. 
I. Allgemeines über die Function der Spaltóffnungen. Bevor wir 
uns mit dem anatomischen Bau des Spaltóffnungsapparates, seiner Lage und 
seinem Vorkommen eingehender bescháftigen, haben wir vorerst die physiologische 
Function der Spaltóffnungen im Allgemeinen náher ins Auge zu fassen. 
Schon seit DuTrROCHET weiss man, dass die Spaltóffnungen wirklich Aus- 
führungsgünge des Intercellularsystems sind. In verschiedenen Modificationen 
wurden zur Sicherstellung dieser 'TThatsache Experimente durchgeführt, welche 
alle darlegen sollten, dass in die Spaltóffnungen Luft eingepresst werden kann, 
deren Austritt aus den abgeschnittenen Blattstielen oder Stengeln dann leicht 
zu beobachten ist. Solche Versuche wurden von DUTROCHET, UNGER, 
SaAcHs u. A. angestellt! und werden sie in allen Hand- und Lehrbüchern der 
Pflanzenphysiologie beschrieben. Besonders eingehend hat man den Einfluss der 
Spaltóffnungen auf die Abgabe von Wasserdampf seitens der transpirirenden 
Pflanze studirt. Die von GARREAU, UNGER, DEHERAIN, J. BOUSSINGAULT u. A. 
durch zahlreiche Versuche constatirte "lThatsache, dass die nicht spaltóffnungs- 
freien Oberseiten der Laubblätter viel weniger Wasserdampf abgeben, als die 
mit Spaltöffnungen oft dicht besäeten Unterseiten ist zweifellos auf die soeben 
angeführte ungleiche Vertheilung der Spaltöffnungen zurückzuführen. GARREAU 
benützte zu diesen Versuchen zwei gleich grosse tubulirte Glassglocken, welche 
der Ober- und Unterseite desselben Blattes luftdicht aufgesetzt wurden. In jeder 
Glocke befand sich ein Schälchen mit Chlorcalcium, dessen Gewichtszunahme 
die abgegebene Wassermenge bestimmen liess. PFEFFER hat in seiner Pflanzen- 
physiologie (I. Bd. pag. 144) einige der GARREAU'schen Versuchsergebnisse 
tabellarisch mitgetheilt und die nachfolgenden Beispiele sind dieser Zusammen- 
stellung entnommen. 
  
D Vergl. PFEFFER, Pflanzenphysiologie. ı. Bd. 96.
	        
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