Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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4. Das Ernährungssystem. 691 
würdige Entstehungsweise der Luftkammern und Athe 
môffnungen, die von LEITGEB !) eingehend 
beschrieben wurde. 
2. Die Lenticellen. 
So wie die Epidermis wird auch d 
as Periderm von offenen Gaswegen durch- 
setzt, welche se 
it DE CANDOLLE als Lenticellen bezeichnet werden. Schon in der 
Entwickelungsgeschichte macht sich die analoge Bedeutung der Spaltóffnungen 
und Lenticellen geltend. An jungen Trieben unserer Holzgewächse entsteht 
jede Lenticelle, wie schon UNGER beobachtete, unter einer Spaltóffnung und setzt 
so gewissermassen deren Function fort, nachdem an Stelle der Epidermis das 
Periderm getreten ist. 
Die Lenticelle ist im ausgebildeten Zustande ein linsenfórmiger, in das 
Periderm eingesetzter Gewebekórper. Zu innerst besteht sie aus der meristema- 
üschen Verjüngungsschicht, welche seitlich ringsum im Phellogen ihre Fortsetzung 
findet. Der Hauptsache nach setzt sich aber die Lenticelle aus abgerundeten, 
dichtgedrángten Zellen zusammen, welche seit STAHr/s Untersuchungen als F üll- 
zellen bezeichnet werden. Die dazwischen befindlichen Intercellularráume stellen 
die offene Communication des Durchlüftungssystems mit der Aussenluft her. Die 
Füllzellen besitzen dünne Wandungen, welche sich mit dem Alter bráunen; der 
anfánglich vorhandene Plasmaleib vertrocknet in ülteren Füllzellen, gleichwie in 
den Zellen des Korkes. 
Lenticellen kónnen sowol an jungen, noch mit der 
Trieben entstehen, wie auch an älteren, 
Zweigen. Im ersteren Falle ist ihre Entstehung nach STAHL?) die folgende: die 
unter einer Spaltöffnung gelegenen, die Athemhöhle begrenzenden Parenchym- 
zellen theilen sich unter Grössenzunahme und bringen als farblose Füllzellen die 
Athemhöhle zum Verschwinden. Durch tangentiale Theilungen einer uhrglas- 
förmigen Zelllage wird die Verjüngungsschicht gebildet, 
zellen nach aussen abscheidet. In Fol 
Füllzellen wölbt sich die Epidermis i 
Epidermis versehenen 
bereits vom Periderm umgebenen 
welche stets neue Füll- 
ge des Druckes seitens der andrängenden 
mmer mehr empor und zerreisst endlich. 
Das nunmehr austretende Füllgewebe bildet die kleinen wulstförmigen Erhaben- 
heiten der Lenticelle und nimmt bei dem losen Zusammenhang seiner Elemente 
eine brüchige, oder pulverige Beschaffenheit an. 
Periderm versehenen Zweigen entstehen die Lenticellen dadurch, dass an be- 
stimmten circumscripten Stellen das Phellogen statt interstitienloser Korkzellen 
das an Intercellularen reiche Füllgewebe bildet und so zur Verjüngungsschicht 
der Lenticelle wird. Wie im früheren Falle die Epidermis wird bei dieser Ent- 
stehungsweise die über dem Füllgewebe befindliche Korkschicht gesprengt. 
Um die physiologische Bedeutung der Lenticellen ricl 
kónnen, ist es nothwendig, sich die Thatsache geg 
Lenticellen oft schon lange vor Beginn der 
diesem Falle werden die Lenticellen so lange als den Gasaustausch hemmende 
Verstopfungseinrichtungen fungiren, bis die Epidermis durch Periderm ersetzt 
wird. Denn wo früher eine Athemhöhle sich vorfand, welche unmittelbar mit 
der Aussenluft communicirte, da schliessen jetzt die Zellen der Verjüngungsschicht 
das abgestorbene Füllgewebe und die in den meisten Fällen noch unverletzte 
Oberhaut das unter denselben liegende Parenchym vollständig ab. Durch die 
!) Die Athemôffnungen der Marchantiaceen. 
schaften in Wien. 1880. 
?) Entwickelungsgeschichte u. Anatomie der Lenticellen. 
— An älteren, bereits mit einem 
iig beurtheilen zu 
enwärtig zu halten, dass die 
Peridermbildung entstehen. In 
  
  
Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissen- 
Botan. Zeitg. 1873. pag. 615. 
   
   
  
  
   
   
   
   
  
  
   
   
    
   
    
   
    
  
  
   
  
  
  
   
  
   
    
    
  
  
  
   
   
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
    
    
    
  
  
   
   
  
    
      
   
   
   
  
 
	        
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