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pag. 297.
II. Abschnitt. 2. Spezielles über die organisirten pflanzlichen Gebilde. 57
1. Cuticularisirung und Verkorkung. Die Cuticula überzieht mit Ausnahme
der Wurzelspitzen die gesammte Oberfläche der höheren Gewächse. Das Kork-
gewebe tritt an älteren Pflanzentheilen oft in bedeutender Ausdehnung auf. In
der Cuticula und dem Kork sind verschiedene Substanzen mit einander gemengt.
Es scheint immer noch ein bestimmtes Quantum der Muttersubstanz, des Zell-
stoffes nämlich, vorhanden zu sein. Ferner begegnet man aber in der Cuticula
sowie den Korkmassen Mineralstoffen, fett- und wachsartigen Verbindungen und
namentlich erheblichen Cutin- resp. Suberinmengen. Diese letzteren Stoffe sind
beträchtlich kohlenstoffreicher als die Cellulose und liefern höchst wahrscheinlich
das Material zur Bildung jener fett- oder wachsartigen Substanzen, die häufig in
grösseren Mengen an der Oberfläche der Cuticula abgeschieden werden.)
2. Die Verholzung. Jene in das Innere der verschiedenartigsten Holzelemente
vorspringenden Verdickungsschichten verdanken einer eigenthümlichen Metamor-
phose des Zellstoffs ihre Fntstehung. Bei der Verholzung bilden sich sehr
wahrscheinlich mannigfaltige Produkte, die reich an Kohlenstoff sind, und zu-
sammen als Ligninsubstanzen bezeichnet werden. Man kann dieselben durch
Maceration des Holzes mit chlorsaurem Kali und Salpetersäure von der noch
vorhandenen Cellulose trennen. Diese letztere bleibt dabei erhalten, während
die Ligninsubstanzen durch Oxydation vôllig zerstôrt werden.
3. Die Verschleimung. Manche Zellen enthalten bedeutende Mengen von
Pflanzenschleim oder Gummiarten, die in Berührung mit Wasser ganz ausser-
ordentlich stark aufquellen und wenigstens in manchen Fällen (nicht immer) aus
Zellstoff durch Degradationsprozesse entstanden sind. So erinnere ich hier an
die Schleim- und Gummiarten der Epidermiszellen der Lein- und Quittensamen.?)
Ebenso entstehen auch das Traganthgummi und das Arabin (unter völliger Ver-
schleimung ganzer Gewebepartien) aus dem Zellstoff der Zellmembranen.?)
8 21. Die plasmatischen Gebilde. — Die plasmatischen Gebilde sind als
die eigentlichen Träger des Lebens anzusehen, wie dies im dritten Abschnitte
spezieller begründet werden soll. Zellen, die keine plasmatischen Massen mehr
enthalten, sind als abgestorben zu betrachten. Die plasmatischen Gebilde treten
in den Pflanzenzellen in zwei wesentlich verschiedenen Formen auf, und zwar
erscheint es zweckmässig, zwischen den lebensthätigen und lebensfähigen
plasmatischen Gebilden zu unterscheiden.
Zu den ersteren gehört vor allen Dingen der eigentliche, Bewegungs-
erscheinungen zeigende Protoplasmaleib der lebensthátigen, mehr oder minder
wasserreichen Zellen. Ausserdem sind aber auch die Zellkerne, sowie die Plasma-
massen der Chlorophyllkórper etc. hierher zu rechnen.
Diese plasmatischen Gebilde bestehen aus einem Gemenge verschiedener
Körper. Die Tagmen der in Rede stehenden organisirten pflanzlichen Gebilde
bestehen wesentlich aus eiweissartiger Substanz und sind im Stande, sehr viel
Wasser festzuhalten. Die protoplasmatische Grundmasse in den lebensthátigen
Zellen zeigt daher eine flüssigkeitsáhnliche Beschaffenheit; sie 1st aber keineswegs
mit einer gewöhnlichen Flüssigkeit identisch. | Neben den proteinstoffartigen
Kórpern und dem Wasser sind, wie man auf Grund physiologischer Beobachtungen
1) Ueber das Wachs und Fett der Cuticula hat DE BArRY (vergl. bot. Zeitung, 1871,
pag. 129 etc.) sehr eingehende Untersuchungen angestellt.
?) Vergl. FRANE, PRiNGsHEIM's Jahrbücher f. wissenschaftl. Botanik. Bd. 5, pag. 161 und
Journal f. prak. Chem. Bd. 95, S. 479.
3) Vergl. WiGAND, PRINGSHEIM's Jahrbücher f. wissenschaftl. Botanik. Bd. 3, pag. 117.