Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
80 System der Pflanzenphysiologie. 
Umbelliferen, Cucurbitaceen, A//ium Cepa etc.) im Auge, und will gleich bemerken, 
dass die in jenen Hohlrüumen vorhandenen Gase, wie die chemische Unter- 
suchung derselben ergeben hat, häufig relativ reich an Kohlensäure (zuweilen ist 
der Kohlensáuregehalt — 2 — 49) sind, eine Erscheinung, welche sich leicht er- 
klärt, wenn man bedenkt, dass im lebenden Pflanzengewebe stets Kohlensáure 
producirt wird, und dass der Austausch zwischen der atmosphärischen Luft und 
den Gasen im Innern der Landpflanzen immer mit mehr oder minder grossen 
Schwierigkeiten verbunden ist?). 
Mit Bezug auf die in den Elementen des Holzkórpers der Pflanzen vor- 
handenen Luft ist zu bemerken, dass dieselbe allerdings zu Zeiten schwacher 
Transpiration der Gewichse, zumal dann, wenn aus der Wurzel eine reichliche 
Saftmenge in den Stamm hineingepresst wird, unter positivem Druck stehen kann. 
Aber unter anderen Verhiltnissen steht die Luft im Holz, und dies verdient be- 
sondere Beachtung, unter negativem Druck?). 
HónHNEkL hat die Stammgebilde sehr verschiedener holziger und krautiger 
Pflanzen unter Quecksilber durchschnitten, und es zeigte sich, dass das Queck- 
silber sofort bis zu bedeutender Höhe (bei Robinia Pseudoacacia z. B. einmal bis 
zu einer Höhe von mehr als 5o Centim.) in den geöffneten Gefässen emporstieg. 
Ebenso hat SAcus den Nachweis geliefert (pag. 322 seiner soeben citirten Ab- 
handlung), dass die Holzzellen der Nadelhôlzer, welche bekanntlich nach den 
neuesten Untersuchungen bestimmt nicht durch offene Kanäle der gehôften 
Tüpfel unter einander in Verbindung stehen, nur verdünnte Luft führen kónnen. 
Aber dieser negative Druck der Gase in den Holzelementen kann nur dann zu 
Stande kommen, wenn die Pflanzen mehr oder minder stark transpiriren, denn 
unter solchen Verháültnissen verschwindet das vorher in den Holzgefássen und 
Holzzellen vorhanden gewesene Wasser schnell, und dieselben führen nur noch 
verdünnte Luft. Wenn dagegen die Transpiration sehr deprimirt wird, so nimmt 
der Wassergehalt in den capillaren Hohlráumen des Holzkórpers zu, und das von 
unten emporgepresste Wasser comprimirt die vorhandenen Gasmengen. Dass die 
Capillaren des Holzes wegsam für Gase sind, und die Vorgünge der Gastranspi- 
ration auch in der Pflanze selbst zu Stande kommen kónnen, ist unzweifelhaft, 
denn es gelingt unter Benutzung geeigneter Apparate, Luft durch die Holzgefässe 
der verschiedensten Gewächse hindurchzupressen. 
Der Umstand, dass die Gase in den cellularen Lufträumen der Pflanzen 
unter Umständen einen sehr bedeutenden negativen Druck zeigen können, führt 
schon bei einiger Ueberlegung von vornherein zu der Vermuthung, dass die 
Gase in den Holzelementen nicht in direkter Communication mit den Gasen der 
Intercellularräume stehen können. Die letzteren endigen ja bei den höheren 
Landpflanzen mit den Spaltöffnungen, und man sollte meinen, dass, wenn im 
Organismus wirklich offene Communication zwischen den cellularen Lufträumen 
und den Intercellularräumen bestände, die Druckdifferenz zwischen der atmo- 
sphärischen Luft und den Gasen in den cellularen Räumen niemals eine so be- 
deutende Grösse erreichen könnte, wie dies thatsächlich der Fall ist. HOHNEL 3) 
  
1) Zwischen den Gasmassen in verschiedenen Regionen ein und desselben grösseren Hohl- 
raumes müssen häufig reine Diffusionsbewegungen stattfinden. 
2) Vergl. HÖHNEL in HABERLANDT's wissensch. prakt. Untersuchungen auf 
Pflanzenbaues. Bd. 2. pag. 89, und PRINGSHEIM'S Jahrbücher f. wissensch. Botanik, Bd. ‘12, 
H. 1. Ferner vergl. SacHs, Arbeiten d. botan. Ínstituts in Würzburg. Bd. 2, pag. 321. 
3) Vergl. HOHNEL's zuletzt cit. Abhandl. in PRINGSHEIM's Jahrb. u. bot. Ztg. 1879, No. 34. 
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