106 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane.
scheinbar neuen Erscheinungen und die scheinbar verschiedenen Organe auftreten,
zu der bisherigen Vegetation hinzukommen, und dieselbe so bestimmen, dass statt
der gewöhnlichen solche modificirte Blätter hervorgehen. So bin ich früher
(theoria generationis) zu Werke gegangen; ich fand, dass, während je linger die
Vegetation fortdauert, um so mehr Blátter erzeugt werden, dagegen von der all
mählichen Abnahme und dem endlichen Verschwinden derselben alle jene Ab-
änderungen abhängen, dass also die letzteren eigentlich nur in einem Mangel
an Ausbildung beruhen.«!)
SCHLEIDEN sagt einmal, es sei ein Unglück für die Botanik gewesen, dass
nicht die Worrr'sche Metamorphosenlehre statt der GoETHE'schen in die Wissen-
schaft eingeführt worden sei. Ich kann dem nur aus vollster Ueberzeugung bei-
stimmen. GorrHE's Verdienst wird dadurch nicht geschmülert, dass seine Lehre
auf die Entwicklung der botanischen Morphologie vielfach einen so trübenden
Einfluss geübt hat, immerhin aber ist sie die Quelle der Begriffsdichtung, welche
in dichterischem Schwunge über den Wogengang und Wellenschlag der (als per-
sonlich gedachten) Metamorphose sprach. Unabhängig von ihr hat sich dann
erst wieder die von Worrr eingeleitete entwicklungsgeschichtliche Methode er-
hoben, im Gegensatz namentlich zu der Beschüftigung mit Missbildungen, welche
für die Metamorphosenlehre von jeher eine Hauptstütze waren.
Worrr's Arbeiten waren GOETHE, wie wir aus seinen anziehenden Schilderungen
über die Geschichte seines botanischen Studiums wissen, unbekannt. Der Aus-
gangspunkt ist auch bei beiden ein ganz verschiedener, bei Worrr die Ent-
wicklungsgeschichte, bei GoETHE die Betrachtung der fertigen Pflanze.
GoeTHE?) hat in seinem berühmten Essai seine Maximen deutlich genug
ausgesprochen. »Das nun das, was der Idee nach gleich ist, in der Erfahrung
entweder als gleich oder als ähnlich, ja sogar als völlig ungleich erscheinen
kann, darin besteht eigentlich das bewegliche Leben der Natur, das wir in unsern
Bláttern zu entwerfen denken.« (a. a. O. pag. 4), Blätter (i. e. Laubblätter) Kelch,
Krone, Staubfäden sind in geheimer Verwandtschaft zu einander. Sie entwickeln
sich nach einander und »gleichsam auseinander.« Die Metamorphose steigt
»gleichsam auf einer geistigen Leiter, zum Gipfel der Natur, der Fortpflanzung
durch zwei Geschlechter empor.« (Satz 6.) Es leuchtet in den angeführten
Sätzen schon ein, dass es sich bei dieser Metamorphosenlehre um einen ganz
andern Vorgang handelt, als bei der WoLFF’schen. Die Metamorphose ist auf
das Gebiet des Begriffes der Idee verlegt, nur auf diesem kann ja von einer
»geistigen Leiter« die Rede sein. Nur so ist es verständlich, wenn wir lesen,
dass im Verlauf der Blattbildung die Stengelblátter von ihrer Peripherie herein
anfangen sich zusammenzuziehen. Ein einmal gebildetes Blatt kann sich ja natür-
7) WIGAND meint a. a. O. pag. 60 »ein wissenschaftliches Princip der Identität der Blatt-
organe sei bei WoLrFF noch nicht durchgedrungen; ich denke die obigen kurzen Auseinander-
setzungen und die Vergleichung mit der GoETHE-BRAUN'schen Metamorphosenlehre wird das
Gegentheil deutlich erweisen. — Dass es sich bei der ganzen Discussion ausschliesslich um die
Samenpflanzen, speciell die Angiospermen handelt, braucht bei dem damaligen Stand der Botanik
wohl kaum betont zu werden.
?) Morphologie, 36. Bd. der CorTA'schen Gesammtausgabe von 1869. — Die Frage ob
GOETHE später eine realere Auffassung der Metamorphose gewonnen habe, gehört nicht hierher.
Jedenfalls sprechen übrigens die nachträglichen Bemerkungen zur Morphologie nicht dafür, wie
z. B. die aus dem Jahre 1831 stammenden Bemerkungen über die Spiraltendenz in der Vege-
tation zeigen.
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