Die Spaltpilze.
Als Saprophyten treten sie auf in stehenden oder auch fliessenden Ge- gesun
wüssern, die einen gewissen Reichthum an organischen Substanzen aufweisen SANDEI
und daher als »Infusionen im Grossen« anzusprechen sind, wie z. B. Abwässer Hoden
der Zuckerfabriken, wo sie auf dem Schlamm oft ausgedehnte weissliche Ueber- hinein.
züge bilden; in Misttümpeln, an deren Oberflüche sie Kahmhäute bilden, in normal
Cloaken, Brunnen, in Reservoiren und Róhren der Wasserleitungen, Drainir- und dz
róhren etc. wo sie bei einem gewissen Eisengehalt des Wassers ochergelbe bis wo die
braune, in grósseren Massen Schlamm bildende Verunreinigungen darstellen. Spaltpi
Bisweilen sieht man das Wasser von Teichen und Tümpeln, in denen Algen oder Ft
andere Pflanzen, Thiere etc. faulen, sich mehr oder minder intensiv blutroth man 1
färben, eine Erscheinung, die auch im Brackwasser der Küsten oft auf weite pilz-V
Strecken hin verfolgbar auftritt und die gleichfalls von Spaltpilzvegetationen herrührt. M.
Aber auch in »Infusionen im Kleinen« treten sie auf, môgen diese und
nun mit vegetabilischen oder animalischen Theilen künstlich hergestellt sein, so in unsch
Heuaufguss, Kartoffelinfusion, Fleischaufgüssen, desgleichen in Infusionen fleischiger Schizoi
Wurzeln, stickstoffreicher Samen (Bohnen, Erbsen) etc. Sie siedeln sich in unseren für der
Getränken (Milch, Bier, Wein) an, wenn diese einige Zeit der Luft ausgesetzt lebend
werden und rufen in ihnen Trübungen hervor. Unsere Speisen (Gemüse, Fleisch, Di
Eier, Conserven) müssen besonders geschützt werden, wenn sie nicht bald durch muthur
Spaltpilze verdorben werden sollen. Besonders reich sind auch die Excremente standei
der Thiere an Spaltpilzen. In animalischen und vegetabilischen Leichen ent- nicht ;
wickeln sich diese Organismen in grósster Massenhaftigkeit. zufolge
Auch in den organische Reste enthaltenden Bodenschichten, sobald sich haben
diese in hinreichend befeuchtetem Zustande befinden oder überfluthet werden, constat
siedeln sich Spaltpilze an, und zwar um so reichlicher, je mehr der Boden durch trenner
organische Stoffe verunreinigt erscheint. der Fo
So lange alle die genannten festen und flüssigen Substrate befeuchtet oder schen
vor dem Austrocknen geschützt sind, bleiben die Spaltpilze ihnen anhaftend. die spc
Sobald jedoch eine Austrocknung der Unterlage eintritt, werden die Zellen durch zeigt €
die Luftstrómungen in die Atmospháre geführt, von wo aus sie sich bei Windstille von jei
wieder herabsenken oder durch atmosphárische Niederschläge hernieder geführt W
werden. im We
Die Spaltpilze gelangen bei der Athmung und mit Speisen und Getrünken wohler
in das menschliche und thierische Athmungs- und Verdaungssystem, oft in komme
grossen Mengen, wie z. B. beim Genuss von altem Käse, saurer Milch, Sauer- Entwic
kraut etc. Im gesunden Magen kommen sie jedoch infolge des Säuregehalts des- pilz al
selben gar nicht oder nur schwach zur Entwicklung und werden mit den Excre- Di
menten endlich ausgestossen. seien |
Viele Spaltpilze gewinnen parasitische Angriffskraft, die sie sowohl am mensch- sicht;
lichen und thierischen, als auch am pflanzlichen Kórper geltend machen. In den ihrer ei
Organen von Thieren und Menschen, rufen sie meist schnelle Zersetzungen und entstel
damit die gefährlichsten Infections-Krankheiten (Milzbrand, Diphtheritis, Pocken, genes
Rückfallstyphus, Blutvergiftung, Tuberculose, Hautkrankheiten, Geschlechtskrank- vorzug:
heiten etc.) hervor. Sie werden von Kórper zu Kórper übertragen, besitzen also keiten,
den Character von Contagien (Contagienpilzen).) Aber auch in vollkommen 1)
!) Die schádliche Wirkung der Spaltpilze innerhalb des Kórpers besteht darin, dass sie dem- EO
selben die besten Nährstoffe und den Blutkörperchen den Sauerstoff entziehen, dass sie Zucker AT T
und die leichter zersetzbaren Verbindungen durch Gührwirkung zerstóren und giftige Füulniss- - I
noch ni
producte bilden (NAGELI).