Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

138 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. 
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hinzuweisen, wobei wir uns ausschliesslich an die Sprossvegetationspunkte halten, 
da die Zellénanordnung der Wurzelvegetationspunkte am zweckmiüssigsten bei 
Besprechung der Wurzelentwicklung erórtert wird. 
Eine sehr einfache Zelltheilungsfolge findet z. B. statt im Vegetationspunkt 
der Floridee Polyzonia jungermannoides. Das Ende desselben wird eingenommen 
von der Scheitelzelle, von welcher durch Querwáünde Segmente abgeschnitten 
werden, welche annáhernd die Form von Cylinderscheiben besitzen, und deren 
weitere Differenzirung nur darin besteht, dass sie durch einige Lüngswünde getheilt 
werden und noch bedeutend in die Lánge wachsen, aus diesen Segmenten 
nehmen, wie aus der Figur 9 ersichtlich ist, die Blütter (und auch die Haft- 
wurzeln) ihren Ursprung. 
Complicirter ist die Form und Theilungsweise der Scheitelzelle bei Musci- 
neen und Gefässkryptogamen, bei welchen aus der Scheitelzelle der vielzellige 
Komplex des Vegetationspunktes hervorgeht. Als Beispiele diene hier Eguzsetum, 
von welcher Pflanze die Fig. 10 einen axilen Längsschnitt des Vegetationspunktes 
zeigt. Die Spitze desselben ist eingenommen von der grossen, dreiseitig pyra- 
midalen Scheitelzelle, welche nach drei Seiten hin Segmente bildet; die Art und 
Weise, in welcher dies geschieht, erhellt aus der Vergleichung der Horizontalpro- 
jektion (Fig. 1o B) mit dem Längsschnitt (Fig. 10 A). In dem aus den Segmenten 
der Scheitelzelle hervorgegangenen Gewebe des Vegetationspunktes lassen» sich 
zweierlei Wandrichtungen unterscheiden: solche, welche dem Umfang gleich- 
sinnig. verlaufen, perikline Wände (nach Sachs), und solche, die diese und 
deren Umfang (entweder verlängert gedacht oder direkt) annähernd rechtwinklig 
schneiden: antikline Wände. Diejenige peripherische Zellschicht, welche sich 
später zur Epidermis gestaltet, ist am Vegetationspunkt oberhalb der jüngsten 
Blattanlagen noch nicht vorhanden; es finden hier noch Theilungen durch 
perikline Wände statt. Auch sonst findet in den noch nicht in einzelne Gewebe- 
arten differenzirten Zellen des Vegetationspunktes keine Sonderung in bestimmte 
Schichten und Zonen statt, es lässt sich nur im Allgemeinen aussagen, dass aus 
den centralen Zellkomplexen das früh zerstórte Mark des Stengels, aus den 
peripherischen die Epidermis und das darunter liegende Gewebe, welchem die 
Geíássbündel eingebettet sind, hervorgehen. 
Anders im Vegetationspunkt der Angiospermen. Nachdem man auch hier 
vielfach nach Scheitelzellen gesucht hatte, und zwar mit Ausnahme von verein- 
zelten widersprechenden Angaben, ohne Erfolg, wies HawsrEIN,) in Ueberein- 
stimmung mit den Angaben einiger früherer Autoren (namentlich Sawio) darauf 
hin, dass die Annahme einer Scheitelzelle am Vegetationspunkt der Angiospermen 
durch die ganze Configuration der Zellenanordnung ausgeschlossen sei. Wie die 
Figur 11 (von Hippuris) zeigt, verlaufen die Periklinen hier sehr regelmüssig, sie 
erscheinen deutlich als Curven, der Vegetationspunkt erscheint geschichtet, auch 
die Antiklinen treten deutlich hervor, nur sind dieselben nicht so zu dem Auge auf 
den ersten Blick auffallenden Curven angeordnet, wie die Periklinen. Die periklinen 
Curven endigen aber am Scheitel nicht in eine Scheitelzelle, sondern in eine 
Zellgrappe. Als Unterschied von der Zellenanordnung bei Vegetationspunkten 
mit Scheitelzelle tritt vor Allem hervor, dass der ganze Vegetationspunkt, auch 
an seinem Scheitel überzogen ist von einer Zellschicht, deren Zellen sich nur 
durch Antiklinen, dagegen (einige Ausnahmefälle abgerechnet) nie durch Peri- 
klinen theilen. Verfolgt man diese Zellenschicht weiter nach unten, in die älteren 
1) HANSTEIN, Die Scheitelzellgruppe im Vegetationspunkt der Phanerogamen. Bonn. 1868. 
      
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
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