Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

    
142 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. 
der Pflanzenkörper ist bei der Verfolgung der Entwicklungsgeschichte der 
Pflanzenorgane von grosser Bedeutung. War es doch wesentlich die irrige Ver- 
allgemeinerung des bei den Samenpflanzen häufigsten (aber durchaus nicht 
allgemeinen) Symmetrieverhältnisses, welche zu irrigen Voraussetzungen über den 
Entwicklungsgang der Sprosse überhaupt (der sogen. »Spiraltheorie«) getührt hat. 
Die ganze Pflanze sowohl, als jedes einzelne Organ kann entweder radiäre, 
symmetrische. (»bilaterale«) oder dorsiventrale Ausbildung zeigen, und 
diese Bezeichnungen können sich beziehen sowohl auf den anatomischen Bau, 
als auf die Produktion seitlicher. Organe. Auch hier fehlt es nicht an Ueber- 
güngen zwischen den einzelnen Symmetrieformen. 
Unter radiáren Organen, Sprossen, Wurzeln etc. verstehen wir solche, an 
denen keine vordere und hintere, keine rechte und linke Seite zu unterscheiden 
ist, sondern welche nach allen Richtungen hin im Wesentlichen gleich gebaut sind, 
resp. solche, welche auf allen Seiten gleichmässig und gleichartige Sprossungen 
tragen. Beispiele für radiáre Pflanzen bieten uns die Sprosse hóherer Pflanzen, 
d. h. der Samenpflanzen in grosser Ausdehnung. Es ist hier der radiáre Typus 
vorherrschend, so sehr, dass die Vorstellung: neue Organe am Pflanzenkôrper 
bilden sich in der Reihenfolge, dass eine die auf einander folgenden Sprossungen 
verbindende Linie den Stamm in einer Schraubenlide umkreist (eine Lehre, 
welche den Inhalt der sogen. Spiraltheorie bildet, deren Einfluss auf allge- 
meinere morphologische Anschauungen hier nicht weiter erórtert werden soll) für 
allgemein gültig gehalten wurde. Radiür verzweigt sind ausser den Sprossen der 
Samenpflanzen mit »spiralig« stehenden Bláttern auch diejenigen, deren Blitter 
in zwei oder mehrzühligen Quirlen stehen. Es tritt die radiáre Anordnung dann 
am Deutlichsten hervor, wenn man ein Diagramm der Stellungsverháltnisse 
entwirft, d. h. dieselben auf eine zur Längsachse des Sprosses etc. rechtwinklige 
Ebene projicirt. Man erkennt dann, dass sich ein solches Diagramm durch drei 
vier oder mehr Schnitte in Hälften theilen lässt, die einander spiegelbildlich unge- 
fihr gleich sind, ohne dass aber in den meisten Fillen eine wirkliche Gleich- 
heit stattfánde, bei einem Spross mit »spiralig« gestellten Blättern schon deshalb 
nicht, weil die Blätter am Spross auf verschiedener Höhe stehen. Radiär ausge- 
bildet sind mit wenigen Ausnahmen die aufrecht wachsenden (nach SACHS ortho- 
tropen) Sprosse, die Hauptwurzeln u. a. Auch einige Blätter, wie die Laubblätter 
von /uncus, welche ebenfalls orthotrop sind. 
Unter symmetrischen, oder bilateralen Organen dagegen verstehen wir solche, 
welche eine vordere und hintere, eine rechte und eine linke unter sich jeweils 
gleiche Seiten haben. Symmetrisch ist also z. B. ein zweizeilig beblätterter 
Spross: er besitzt, rechtwinklig auf die Insertionsebene der Blätter gesehen eine 
rechte und eine linke unter sich gleiche, d. h. Blátter producirende Seite, und 
eine vordere und hintere, ebenfalls unter sich gleiche, nicht blattbildende Seite. 
Dorsiventral dagegen ist ein Spross, wenn er eine Bauchseite und eine Rücken- 
seite besitzt, welche von einander verschieden sind, resp. verschiedenartige Or- 
gane produciren, wührend die rechte und die linke Seite solcher Sprosse, die 
Flanken, meist einander gleich sind.  Bilaterale und dorsiventrale Organe 
dürfen also nicht mit einander verwechselt werden, ein zweizeilg beblátterter 
Spross, oder ein zweizeilig verzweigtes Blatt von Bryopsis (einer Alge aus der 
Sprosse, Arb. des Bot. Inst. in Würzburg. Bd. II. pag. 553 ff., id. Beitr. zur Entwicklungsgesch. 
einiger Inflorescenzen, PRINGSHEIM's Jahrb. für wiss. Bot. Bd. XIV. 
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
    
   
    
  
   
    
   
  
  
  
    
  
   
   
     
  
   
   
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
    
     
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