Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

160 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. 
theilung, die der Gymnospermen, bietet Selaginella. Der Embryo theilt sich 
durch die erste auftretende Wand in zwei Hälften, von denen die eine, obere 
den Embryotrüáger (E Fig. 17 in dem Embryo rechts) liefert, mittelst dessen der 
Embryo in das sekundáre Prothalium, welches die Makrospore erfüllt, hinab. 
geschoben wird, die andere. den Embryo selbst bildet. Der letztere besitzt zwei 
Cotyledonen, welche denen mancher Dikotylen nicht unáhnlich sind. Die Bildung 
eines Embryotrágers wiederholt sich bei den Gymnospermen und vielen Angio- 
spermen. Merkwürdige Differenzen für die Embryobildung finden sich bei den 
Gymnospermen, von denen die Coniferen, welche am genauesten bekannt sind, 
hier angeführt sein mógen, und zwar zunüchst bei der Hauptabtheilung derselben, 
den Araucariaceen, welche die Abietineen, Cupressineen u. a. als Unterabtheilungen 
umfassen. 
Die Befruchtung der grossen Eizelle der Archegonien, die in den wesent- 
hchen Zügen ihres Baues durchaus mit den Eizellen der Archegonien der Gefäss- 
kryptogamen übereinsümmen, findet hier nach STRAsBURGER in der Weise statt, 
dass aus dem Pollenschlauch ein sphaerischer, zellenartiger Ballen in die Eizelle 
tibertritt, und mit dem Kerne derselben verschmilzt. Der aus dieser Ver- 
schmelzung hervorgegangene Kern (»Keimkern«) wandert nun in den dem Hals- 
theil des Archegoniums gegenüberliegenden Theil der grossen Eizelle und hier 
beginnt die Bildung des »Vorkeims«. Mit diesem vieldeutigen Namen, bezeichnet 
man hier wie bei den Angiospermen die Entwicklungsstufe des Embryos auf 
welcher es noch nicht zur deutlichen Abgrenzung von Embryotrüáger und Embryo- 
anlage selbst gekommen ist. Es grenzt sich nun der zum Vorkeim werdende, 
den Keimkern enthaltende kleine untere Theil der Eizelle entweder sofort gegen 
den oberen grósseren Theil durch eine Wand ab (so bei den Cupressineen), oder 
es geschieht dies erst, nachdem der Kern sich einigemale getheilt hat, und um 
die Tochterkerne sich Zellen gebildet haben. 
Bei den Cupressineen (vergl. Fig. 18.) zerfällt das untere Drittel der Eizelle in 
drei über einander liegende Zellen, von denen bei Z/7zuja occidentalis nur die 
beiden oberen (dem Archegonienhals zugekehrten) in je vier Zellen zerfallen, 
während die untere sich zur Scheitelzelle der Embryoanlage constituirt. Durch 
die Streckung der oberen, den Embryotráger bildenden Zellen wird die Embryo- 
anlage aus dem Archegonium heraus in das Prothailium geschoben. Hier bildet 
also jedes Archegonium nur einen Embryo, der anfangs mit zweischneidiger 
Scheitelzelle wächst, die sich aber bald verliert. — Bei Juniperus dagegen theilt 
sich auch die unterste der drei übereinander liegenden Zellen durch gekreuzte 
Längswände in vier Zellen, welche durch die Streckung der obern hervor- 
geschoben werden, die vier Zellen aber runden sich ab, trennen sich von einander 
und jede trágt an ihrem Ende eine Embryoanlage; hier gehen also aus einem 
Archegonium vier solche hervor, von denen jedoch nur eine zum Keim sich aus- 
bildet. — Anders ist schon die erste Entstehung des Embryos der Abietineen: 
Der (aus Verschmelzung des Spermakerns mit dem Eikern hervorgegangene) Keim- 
kern wandert auf den Grund der Eizelle, durch Theilung desselben entstehen 
zwei, dann vier Kerne, durch Plasmaanhäufung um dieselben bilden sich hier 
neben einander in einer Querebene liegend vier Zellen; diese theilen sich durch 
Querwände in drei über einanderliegende Etagen: die Zellen der zweiten Etage 
wachsen zu sehr langen, vielfach gebogenen Schläuchen aus, während die der 
oberen als Rosette im Archegonium stecken bleiben,?) die vier Zellen der untersten 
  
  
1) Sie sind in Fig. 19, I, nicht mehr wahrnehmbar. 
       
     
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
    
     
  
  
  
   
    
     
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
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