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Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane.
brasiliensis der Scheitel der Embryoanlage nicht zum Vegetationspunkte des Embryo
wird, der letztere bildet sich vielmehr im Innern der Keimanlage, wáhrend der
nur als Bohr- und Schutzorgan dienende ursprüngliche Scheitel abgeworfen wird.
Ein eigenthümliches,. dem »Fuss« der Farnembryonen vergleichbares Saug-
organ besitzen die Embryonen von Guetum Gnemon') und Welwitschia mirabilis.
Es entwickelt sich wáhrend der Keimung als Auswuchs des hypokotylen Gliedes,
und bleibt mit dem Endosperm in Berührung, wührend der grósste Theil des
Embryo's aus demselben hervortritt, es erfüllt dieses Saugorgan schliesslich die
ganze Endospermhóhle.
Lässt sich nach dem eben Gesagten für die Gymnospermen ein ein-
heitlicher "Typus für die Embryoentwicklung nicht nachweisen, so ist dies
noch viel weniger für die Angiospermen der Fall Es liegt hier bekanntlich
die Eizelle nebst den beiden »Gehilfinnen« im vorderen, der Mikropyle zu-
gekehrten Ende des Embryosackes (vergl Fig. 20 I u. III), in welchem erst
nach der Befruchtung die Endospermbildung beginnt. Was die Ausbildung des
Embryo's betrifft, so war bis zu HaNsTEINSs Untersuchung über »Die Ent-
wicklung?) des Keimes der Monokotylen und Dikotylen« nur den ersten Stadien
desselben das Interesse zugewandt. Vor Allem war es HOFMEISTER, welcher an
einer grossen Anzahl von Pflanzen den Befruchtungsvorgang untersuchte, und die
Unrichtigkeit der SCHLEIDEN-SCHACHT’schen Befruchtungstheorie, wonach der Em-
bryo von dem in den Embryosack eingedrungenen Pollenschlauche gebildet
werden sollte, nachwies. Die späteren Stadien der Embryoentwicklung, die Zell-
theilungsfolge in demselben und ihre Beziehungen zu den Organanlagen wurden
dabei höchstens gelegentlich, und dann meist nicht sehr exakt in Betracht
gezogen. Dies geschah durch die erwähnte HANSTEIN'sche Arbeit die vor Allem
das Ziel verfolgte, die Theorie vom Vorhandensein dreier gesonderter Meristem-
schichten im Vegetationspunkte der Samenpflanzen, des Dermatogens, Periblems,
Pleroms auch an der Embryoentwicklung zu konstatiren, zu prüfen, wann eine
Sonderung dieser Meristeme eintrete, und den vollständigen Zellenaufbau zunächst
für die dikotylen und monokotylen Embryonen von der Theilung der Embryo-
mutterzelle an Schritt für Schritt bis zur Fertigstellung ihrer Gliederung zu ver-
folgen (a. a. O. pag. 2). Die Untersuchung ergab einen Entwicklungsgang, der
für Monokotylen und Dikotylen nicht ganz gleich, innerhalb jeder dieser beiden
Abtheilungen aber doch im Wesentlichen constant erschien. Es bildet sich
aus der befruchteten Eizelle zunichst ein »Vorkeim«.?) Eine oder zwei Endzellen
desselben sind die Mutterzellen des Embryo, ihnen schliesst sich noch eine
unter ihnen gelegene Zelle des Vorkeim's an, welche in der HANSTEIN'schen
Embryologie eine grosse Rolle spielt, die Hypophyse. Der Embryo gestaltet
sich zunüchst zu einer Zellkugel, scheidet ein geschlossenes Hautgewebe ab
und differenzirt dann in seinem Innern die verschiedenen Meristeme. Im
oberen Theil des Embryo entstehen die Kotyledonen und die Stammknospe, im
untern (der Mikropyle zugewandten) die Wurzelanlage. »Alles dies wird bei den
7 BOWER, the germination and embryology of Gnetum Gnemon. Quart. Journal micr. soc.
Vol. XXII, 1882; Derselbe, on the germination and histology of the seedling of Welwitschia
mirabilis. Quarterly journal etc., Vol. XXI 1882.
?) HANSTEIN, botan. Abhandl, I Bd.
3) Soll dieser Ausdruck einen bestimmten Sinn haben, so kann er nur für den noch nicht
in Embryokórper und Embryotrüger gegliederten Embryo gebraucht werden; einige Schriftsteller
wenden den Ausdruck auch auf den Embryotrüger an.
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