Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

    
  
  
  
   
  
   
     
   
    
  
   
  
   
   
  
  
  
    
   
   
   
    
  
  
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
   
   
   
  
  
   
   
  
   
   
   
   
   
  
  
  
  
   
   
   
      
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77, pag. 761. 
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i. Kapitel. Entwicklungsgeschichte des Laubsprosses. 173 
dem aus die Ernährung des Embryos erfolgt, während der Embryosack selbst 
durch Resorption des Nucellusgewebes sich das in demselben vorhandene Nähr- 
material aneignet. Diese noch genauer zu untersuchende Funktion des Embryo- 
trägers wird unterstützt durch möglichst grosse Oberflächenentwicklung desselben. 
Eine solche finden wir schon in der riesig angeschwollenen Embryoträgerzelle 
von Alisma Plantago , auffallend ferner bei Galium-Arten,!) wo die Zellen des 
Embryotrágers anschwellen und derselbe in Folge davon ein traubiges Ansehn 
erhält. Bekannt ist ferner das eigenthümliche Verhalten von Zropacolum?). 
Endosperm wird hier im Embryosacke nicht, oder höchstens andeutungsweise 
gebildet, man findet den jungen Embryo auf einem langen Embryoträger frei 
in der Höhle des Embryosacks. Der Embryoträger bildet an seinem oberen 
Ende zwei Auswüchse, welche beide den Embryosack und die Mikropyle durch- 
brechen. Der eine steigt seitlich dicht an der Aussenfläche der Samenknospe 
zwischen dieser und der Fruchtknotenwand herab, und erreicht eine beträchtliche 
Länge, der andere aber bohrt sich in das Gewebe der Placenta ein und nimmt 
aus derselben zweifelsohne Nährmaterial auf, das dem Embryo zugeführt wird. 
Der andere lange Schenkel aber dient wohl, wie HEGELMAIER vermuthet, dazu, 
den Embryo in der Embryosackhöhle zu fixiren, bildet 
also gewissermaassen eine Verankerung des Embryos, 
wozu die beträchtliche Länge dieses Schenkels freilich 
nicht nöthig wäre. Wenn der Embryo eine gewisse 
Grösse erreicht hat sterben beide Schenkel ab. 
Auch für manche Orchideen ist es längst bekannt, dass der 
Embryoträger sich stark verlängert und den Embryosackscheitel 
durchbrechend in die Mikropyle hineinwüchst.  TREUB hat diesen 
Vorgang in seiner oben citirten Schrift des Nüheren verfolgt. 
Die einzelnen Gattungen verhalten sich bezüglich der Embryo- 
trágerbildung wesentlich verschieden. Einige besitzen, wie oben er- 
wühnt, einen Embryotrüger überhaupt nicht, so Listera ovata, Lpi- 
pactis (palustris, latifolia), Cypripedium spectabile. Bei anderen dagegen 
gewinnt der Embryoträger eine eigenartige Entwicklung. Bei Orchis 
u, a. z. B. Orchis latifolia wüchst. er als gegliederter Zellfaden zur 
Mikropyle heraus, und in den Fruchtknoten hinein, wo er sich an den 
Funiculus und die Placenta anlegt, und den Zellen derselben Stoffe 
entzieht, die er dem Embryo zuführt. Der letztere selbst zeigt frühe 
eine dicke Cuticula auf seinen Aussenzellwänden, welche den Durch- 
tritt gelöster Stoffe erschwert, die Zellen des Embryoträgers dagegen 
sind nicht oder nur wenig cuticularisirt. Wenn es somit auch nicht 
  
: = : J 3 Fig. 23. (B. 34 
ausgeschlossen ist, dass der Embryo namentlich während der ersten 8.25. (B.9344) 
idi. : ; i : Embryo v bonae Y 
Zeit seiner Entwicklung durch seine Oberflüche Stoffe, die aus den Embryo von Phalaenopsis 
, ; ; randifiora (nach 'PREUB| 
umgebenden Samenknospenzellen stammen (Endosperm wird bei allen 5 i ( ; REUD) 
mit hyphenähnlich ausge- 
Orchideen nicht gebildet) aufnimmt, so wird das Hauptmaterial ^ wachsenen Trügerzellen. 
doch jedenfalls durch den Embryoträger herbeigeschafft. Bei : 
Phajus  Wallichii wnd — Goodyera — discolor tritt der Embryotrüger aus dem Exostom nicht 
heraus, bei Æpidendron ciliare dagegen durchbohrt er seitlich das innere Integument. Be- 
sonders eigenthümlich gestaltet sich der Embryotrüger bei PRalaenopsis grandifiora u. a. Die 
  
1) Vergl. HOFMEISTER, Neuere Beobachtungen über die Embryobildung der Phanerogamen. 
PniNGSH. Jahrb. L, pag. 121. 
?) Dasselbe ist vielfach beschrieben. Ich nenne hier nur: ScHACHT, Ueber die Entstehung 
des Keimes von Zropacolum majus. Bot. Zeit. 1855, pag. 641 (Im Register des betr. Jahrganges 
übersehen.) HEGELMAIER, Vergl. Unters. pag. 156. 
  
 
	        
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