Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

   
Lguisetum Telmateja, Yinke Hälfte eines radialen 
Längsschnittes unterhalb des Scheitels einer unter- 
irdischen Knospe (im September); vK unterer 
Theil des Vegetationskegels; b', b'', b''' Blatter, 
bs deren Scheitelzellen; r', r'/, y!!! Rindengewebe 
der entsprechenden Internodien; m, m Mark; 
gg Zellschicht, aus welcher das Gefüssbündel des 
Blattzipfels entsteht (nach SAcHs). 
ausgebildet. 
Wo, wie bei den Angiospermen schon 
Anatomie ist. 
  
Dies sind die ôrtlichen Beziehungen des Blattes zur Sprossachse. Was die 
    
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
     
   
    
   
      
   
   
   
   
    
    
       
    
   
  
  
   
    
  
  
   
    
212 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. 
phyten, von denen wieder Cara das prignanteste Beispiel liefert. Auch hier 
nämlich findet eine »Berindung« der Stengeloberfliche von den Blattbasen aus 
statt, und zwar in der Weise, dass aus dem Basilarknoten jedes Blattes ein 
»Rindenlappen« nach oben und einer 
nach unten, über die Internodialzelle 
des Stammes hinwächst, so dass das 
Stämmchen von einer aus den dicht 
sich berührenden Rindenlappen gebil- 
deten Rinde überzogen wird. 
Diese anatomischen Thatsachen be- 
stätigen also die aus den Beobachtungen 
der am Vegetationspunkt stattfindenden 
Vorgänge gewonnene Anschauung, dass 
die Blätter Auswüchse der Rindensub- 
stanz des Stammvegetationspunktes 
sind. Nicht selten sehen wir diese 
Rindensubstanz auch Auswüchse bilden, 
die zu wenig individualisirt sind, um als 
Blätter bezeichnet werden zu können. 
So besitzt z. B. Ammobium alatum an 
der Stengelbasis eine Rosette wohl- 
entwickelter einfacher Blätter, am 
blühenden Stengel aber erscheinen 
dieselben sehr reducirt, ihre Funktion 
wird ersetzt durch breite Lamellen, 
welche als »Flügel« an den Kanten 
des Stengels sitzen. Bei Symphytum, 
Carduus-Arten u. a. sind ebenfalls 
solche Answüchse des Stengels vor- 
handen, die sich aber hier direkt an 
die Blätter ansetzen (»folia decurrentia« T 
ein Ausdruck, der den hierbei statt- 
findenden, übrigens entwicklungsge- 
schichtlich noch näher zu untersuchen- 
den Vorgang nicht präcis bezeichnet. 
Und in zahlreichen anderen Fällen, 
wie bei den Cacteen und anderen »Fettpflanzen« findet Blattbildung überhaupt 
nicht statt, sondern die Rindensubstanz des Stengels ist als assimilirendes Gewebe 
Es erhellt aus dem Gesagten, dass die Gewebeschichten des Blattes in die 
des Stammes direkt übergehen. Von der Epidermis leuchtet es ohne Weiteres 
ein, dass die der Blattanlage die direkte Fortsetzung der Stengelepidermis ist. 
am Vegetationspunkt die Epidermis 
differenzirt ist, baucht sich dieselbe beim Hervortreten eines Blatthöckers ent- 
sprechend aus, indem sie mitwachsend die Blattanlage überzieht. Ebenso ist 
das (oder die) in das Blatt eintretende Gefässbündel immer in Communication 
mit dem Stammgefässbündel, in einer Weise, deren Darstellung Aufgabe der 
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