Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

       
   
   
  
   
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
   
   
   
    
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
   
   
      
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Abschnitt I. Morphologie. I. Vegetative Zustinde. 13 
beobachten, wo sie eben so ausgeprägt erscheint, wie bei gewissen Phyco- 
chromaceen (Oscillarieen, Scytonemeen). 
Die Verdickungsweise der Membran der Spaltpilzzellen ist immer eine all- 
seitige, niemals eine ausgesprochen localisirte. Eine Cuticularisirung kommt an 
der Membran vegetativer Zustánde nicht vor, wahrscheinlich auch nicht bei den 
Sporen. Die Spaltpilzmembranen zeigen im Allgemeinen starke 
Neigung zur Vergallertung, und zwar in allen Entwicklungsstadien. Hierauf 
beruht zu einem wesentlichen Theile die wichtige, spáter zu besprechende Zoo- 
gloeabildung. 
c) Färbung. 
Nach NácELi hat die gelbe, rothe, grüne, blaue etc. Fárbung gewisser Spalt- 
pilzzellen ihren Sitz in den Zellmembranen.!) Bekanntlich zeigen die Zellhäute 
vieler Spaltalgen eine ähnliche Erscheinung (Sirosiphon, Glocothece, Gloeo- 
capsa etc.. Die olivengmine oder rostrothe bis schwarzbraune Färbung der 
Scheiden von Crenothrix und CladofArix beruht auf der Einlagerung von Eisen- 
oxydhydrat. Es ist dies meiner Auffassung nach ein rein mechanischer Process 
und nicht, wie CoBN annimmt, durch die Lebensthátigkeit der Zellen bedingt; 
wie schon aus dem Umstande hervorgeht, dass bereits gánzlich entleerté Scheiden 
die Eisenfärbung nachträglich annehmen. 
2. Inhalt. 
a) Wesentliche Inhaltsbestandtheile. 
Der Inhalt der Spaltpilzzellen ist homogenes Plasma, das bei den meisten 
Reprüsentanten der Gruppe das Licht nur wenig stürker bricht, als Wasser, bei 
einigen aber (den Beggiatoen) ein grósseres Lichtbrechungsvermógen besitzt. 
Es besteht zum wesentlichen Theile aus dem vorhin genannten Mycoprotein. 
Mit Jod fürbt es sich gelb. Dem Plasma sind meistens feinere oder gróbere 
Kórnchen eingebettet, die wahrscheinlich aus Fett bestehen und von EHRENBERG, 
der die Spaltpilze bekanntlich zu den Thieren stellt, für Eier und Magenbláschen 
gehalten wurden. Vacuolenbildung ist in den Spaltpilzzellen selten und tritt, wie 
es scheint; nur bei den grósseren Formen (z. B. Monasformen, Jozas Ok£keni) 
auf, Nach Kernen hat man in den Spaltpilzzellen bisher vergebens gesucht. 
b) Accessorische Inhaltsbestandtheile. 
1. Schwefel. 
Im Inhalt der Zellen aller Beggiatoen-artigen Spaltpilze finden sich be- 
kanntlich sehr stark lichtbrechende, daher glänzende und mit breitem schwarzen 
Contour versehene, rundliche Kórner, die je nach der Grósse der Zellen zu 
1 bis mehreren vorhanden sind und je nach dem Alter derselben geringere oder 
betrüchtlichere Dimensionen aufweisen (Fig. r, b f 1 und Fig. 3, 3. 8. 9. 10). Wie 
CRAMER zeigte und Couw bestátigte, bestehen diese so cbarakteristischen Ein- 
schlüsse aus reinem Schwefel. Sie lósen sich in einem Ueberschuss von ab- 
solutem Alkohol, in Kali und schwefligsaurem Natron in der Wärme, in Salpeter- 
sáure und chlorsaurem Kali bei gewöhnlicher Temperatur. | Behandelt man 
Beggiatoenformen nach vorherigem Eintrocknen am Deckglas mit Schwefel- 
kohlenstoff, so werden die Kôrnchen gleichfalls aufgelôst, wobei ein dünnes 
Häutchen zurickbleibt. Da sich die Einschlüsse gegen polarisirtes Licht doppelt- 
brechend verbalten, so müssen sie krystallinischer Natur sein.?) 
7) NAGELI, Untersuchungen über niedere Pilze: Ernáührung der Spaltpilze, pag. 20. 
  
9 * . 23 . e . : : 
2) Sehr junge und dünne Beggiatoenfüden erscheinen meistens ganz schwefelfrei.
	        
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