Full text: Handbuch der Botanik (Dritter Band, erste Hälfte)

292 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. 
eigenthümliche Ausbildungsform mancher Blumenblätter, wie z. B. die Sporn- 
bildung an denselben bedarf kaum der Erwähnung, es kommt diese Bildung 
durch gesteigertes Flächenwachsthum einer Partie des Blumenblattes zu Stande, 
die der zu röhrenförmigen Nektarien umgebildeten Petala von Helleborus aber 
erfolgt auf ganz ähnliche Weise wie die Bildung »schildförmiger« Blätter. Vergl. 
oben pag. 233 ff. und Pavrm, a. a. O. Taf. 57, Fig. 51— 55. 
Zahlreiche Pflanzen sind aber auch apetal, d. h. besitzen keine Blumenkrone. 
In manchen Fällen ist dies auf eine Verarmung, also eine Unterdrückung der 
Blumenkrone zurückzuführen, wie z. B. in dem Verwandtschaftskreise der Caryo- 
phylleen, wo selbst Formen, die gewóhnlich eine Blumenkrone besitzen, gelegent- 
lich apetal vorkommen, wie z. B. Alsine, Spergularia. 
In anderen Fällen aber betrachte ich mit EICHLER?!) dies Verhältniss als ein 
ursprüngliches, und zwar sowohl bei Mono- als bei Dikotylen. Einen für die 
Frage nach der Entstehung der Blüthenhüllblätter interessanten Fall, welcher 
zeigt, dass die Bildung derselben bei verschiedenen Formen auf verschiedene 
Weise vor sich gegangen sein kann, bieten die Potameen. Die Gattung Potamo- 
geton selbst besitzt ein Perigon, das aus vier breiten kelchblattáhnlichen, den vier 
Staubblüttern gegenüberstehenden Schuppen gebildet wird. Die Entwicklungs- 
geschichte?) zeigt auch, dass dieselben vor den Antheren in zwei zweigliederigen 
Wirteln entstehen. In derselben Folge erscheint dann hinter jeder Perigonblatt- 
anlage eine Staubblattanlage. HEGELMAIER, der die Entwicklungsgeschichte dieser 
Blüthen zuerst mitgetheilt hat, zieht daraus, meiner Ansicht nach mit allem Recht, 
den Schluss, dass hier ein Perigon vorliegt, dessen Blätter mit den vor ihnen 
stehenden Staubblättern zusammenhängen. Untersucht man die nun verwandte 
Gattung Æuppia>), die nur zwei Antheren in der Blüthe besitzt, so zeigt sich, dass 
hier die Perigonblätter erst nach den Antheren angelegt werden und zwar aus 
dem Connectiv derselben hervorsprossen, sie erscheinen als kleine Schüppchen. 
Bei Potamogeton sehe ich nun eine Weiterentwicklung4) des bei Ruppia ange- 
bahnten Verhiltnisses. Wie ein Organ, das zum Verkiimmern neigt, verspitet 
angelegt wird, so kann auch ein kräftig entwickeltes Organ früher in die Er- 
scheinung treten, bei Potamogeton also ehe die betreffende Anthere deutlich vom 
Blüthenvegetationspunkt gesondert ist. Es liegt also bei Potamogeton ein Fall vor, 
wo Connectivschuppen sich zum Perigon entwickelt haben. Andere Bliithen des- 
selben Verwandtschaftskreises z. B. die von Zostera besitzen kein Perigon, ich 
finde aber hier das Connectiv der Antheren auffallend blattartig verbreitert. 
Perigonlose Bliithen finden sich zumeist bei solchen Pflanzen, bei welchen 
die Inflorescenzen durch besondere Hiillen, bei vielen Monokotylen z. B. durch 
eine Spatha geschiitzt sind.®). Es erfordert hier bei jedem einzelnen Verwandt- 
schaftskreis die Frage, ob die Apetalie urspriinglich oder durch Verkiimmerung 
entstanden sei, eine gesonderte auf sorgfältiger Vergleichung aller Formen be- 
!) Blüthendiagramme. II. Th. pag. 1. 
?) HEGELMAIER, Ueber die Entwicklung der Blüthentheile von Potamogeton. Bot. Zeit. 1870. 
pag. 282 ff. Meine eigenen Untersuchung. führten zu demselben Resultate wie die HEGELMAIER's. 
?) Zur Untersuchung diente Ruppia rostellata. 
Y) Ruppia Potamogeton gegenüber als rückgebildete Form aufzufassen, ist schon deshalb 
nicht thunlich, weil es dann schwer erklärbar wäre, dass die verspätet auftretende Perigonblatt- 
anlage aus dem Connectiv des Staubblattes statt aus seinem Grunde hervorsprosse. 
5) Bei manchen Araceen z. B. der bekannten Zimmerpflanze Richardia aethiopica nimmt die 
Spatha Blumenblattfirbung an. 
      
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
    
     
  
  
  
  
   
   
    
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
   
    
    
    
     
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