2 - Sporn-
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2. Kapitel. Entwicklungsgeschichte des Sexualsprosses (der Blüthen). 293
ruhende Untersuchung, denn a priori kann man in einem Verwandtschaftskreise,
wo wie z. B. bei den Araceen perigonlose und perigonbesitzende Formen vor-
kommen, jede der beiden Kategorien als die phylogenetisch ältere betrachten.
Eine áhnliche Entstehung der Petala wie bei Pofamogeton findet sich nun
auch bei den dikotylen Familien, so bei den Primulaceen.!) Die Staubblitter
sind hier den Kronenblüttern superponirt. Staubblatt und Blumenkrone stehen in
genetischem Zusammenhang, allein wie ich glaube, doch nicht in der Weise, wie
bei Potamogeton. Nach Anlage der Kelchblátter entsteht nach PFEFFER am ganzen
Umfang der Blüthenachse ein Ringwall, dessen zwischen je zwei Kelchblättern
liegende Partien im, Wachsthum ein wenig gefórdert sind, und bald zu fünf mit
den Kelchblittern alternirenden Hockern werden. Diese Hocker sind Blattpri-
mordien, deren apikaler Theil ohne Aenderung der Wachsthumsrichtung zum
Staubgefisse wird, während sich die Blumenblätter am Grunde der Aussenseite
der Höcker als Auszweigung bilden, und zwar erst dann, wenn die Primordien
beträchtliche Grösse erreichen (PFEFFER a. a. O.). Man könnte hier übrigens
den selbstständigen Ursprung der Blumenkronenblätter ganz gut dadurch retten,
dass man annimmt, die basale Partie, aus der die Blumenblätter (welche ver-
spätet angelegt werden), entspringen, sei nichts anderes als der Ringwall von
Blüthenachsengewebe, auf dem die Primordien ja jedenfalls stehen. Die Blumen-
blattanlagen entspringen dann also nicht den Staubblattanlagen, sondern einer
Blumenblatt- und Staubblattanlagen gemeinsamen Zone des Blüthenbodens. Ver-
schiedene Figuren PrEFFER's scheinen mir eine solche Auffassung nahezulegen,
z. B. Fig. 1, Taf. XIX., auch entspringen die Fruchtblátter, resp. die ringfórmige
Fruchtknotenanlage ganz nahe am Grunde der Innenseite des von den Staubblatt-
anlagen gekrónten Ringwalls (vergl. Prerrer, Taf. XX. Fig. 2, 3, 4). Ich meine
also, wenn die Staubblätter auf einem gemeinsamen Ringwall emporgehoben?),
die ihnen gegeniiberstehenden Petala verspitet angelegt werden, so miissen Langs
schnitte solche Bilder geben, wie sie PrEFFER's eingehende Untersuchung dar-
bietet. Eine »congenitale Verwachsung« von Staub- und Kronenblattanlagen aber
existirt hier wie überall für mich nicht, da ich diesen ganzen Begriff für einen
verfehlten halte, denn er ist nichts weiter als eine Umschreibung des Thatbe-
standes, dass Staub- und Kronenblattanlagen (nach der PrEFFER'schen Annahme)
als einheitliche Primordien von Anfang erscheinen. Uebrigens soll die Auf-
fassung, dass die Blumenblätter hier Sprossungen der Laubblätter seien — wenn
man nur die Entwicklungsgeschichte ins Auge fasst — gar nicht als unthunlich
hingestellt werden, wir haben ja den Fall von Potamogeton und Ruppia, ferner
bei den Gefüsskryptogamen den von Ophioglossum, wo eine Blattanlage sich eben-
falls in einer fertilen, sporangientragenden und einem sterilen Theil (hier ein Laub-
blatt) theilt.
Aehnliche Angaben wie die von PFEFFER sind von anderen Autoren auch fiir andere Pflanzen
gemacht worden?), welche den Primulaceen oder nahestehenden Familien angehóren. Umgekehrt
1) Vergl. PFEFFER, Zur Bliithenentwicklung der Primulaceen und Ampelideen. PRINGSHEIM's
Jahrb. für wiss. Bot. XIII Bd. pag. 194 ff. Daselbst weitere Literatur.
2) Man denke z. B. die Staubblitter der Compositen seien den Blumenblattanlagen oppo-
nirt. Die Blüthenachse wird hier bekanntlich hohl, und auf dem Rande entstehen die Blumen-
blattanlagen. ’Treten diese Staubblattanlagen nun am Grunde der Blumenblattanlagen auf, nach-
dem die ersteren schon eine ziemliche Hôhe erreicht haben, so werden sie im Längsschnitt aus
der Basis der Blumenblattanlagen zu entspringen scheinen. In Wirklichkeit aber entstehen sie
doch unterhalb der Blumenblätter aus der ausgehôhlten Blüthenachse.
3) So für die Primulacee Cyclamen von GRESSNER, Zur Keimungsgeschichte von Cyclamen,
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