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2. Kapitel. Entwicklungsgeschichte des Sexualsprosses (der Blüthen). 295
die letztere ist bei der vergleichenden Entwicklungsgeschichte der Sporangien zu
besprechen.
Die Entwicklungsgeschichte des Androeceums ist eine sehr einfache in den
Füllen, in welchen das Androeceum aus einem mit den Kronblittern alternirenden
Wirtel besteht (den »Haplostemonen« EICHLER'S, z. B. Labiatifloren, Compositen u. a.)
oder spiralig angeordnet ist, wie bei den Ranunculaceen etc. Im ersteren Fall
treten normal nach den fünf Kronenbláttern fünf mit ihnen alternirende Staubblatt-
anlagen auf, von denen aber einzelne verkümmern oder ganz fehlen kónnen.
Ein in die letzte Kategorie gehóriger Fall wurde oben schon für die Labiaten
aufgeführt, und noch weiter geht die Verkiimmerung (im phylogenetischen Sinne)
bei den Scrophularineen, bei welchen interessante Uebergangsstufen sich finden.
Während z. B. bei Verbascum nigrum alle fiinf Staubblitter vorhanden sind, ist
das hintere Staubblatt unfruchtbar bei Pentstemon, es fehlt ganz bei andern, und
durch ähnliche Uebergänge gelangt man zu dem Vorhandensein von nur zwei
Staubblättern bei Veronica, Anticharis u. a. (Man vergl. die Zusammenstellung
bei EICHLER, a. a. O. I. pag. 211 u. 212.)
Bei spiralig-angeordnetem Androeceum versteht sich die Reihenfolge der Aus-
bildung ebenfalls von selbst. — Keiner weiteren Erwihnung bedarf auch der
Fal, dass mit dem mit den Kronblättern alternirenden Staubblattwirtel ein
weiterer, gleichzähliger Staubblattwirtel alternirt wie bei Szyrax officinalis (PAYER,
Taf. 152, Fig. 1—19) und manchen Caryophylleen. Nennen wir die über den
Kronenblättern stehenden Staubblätter die Kronstamina, die über den Kelch-
blättern stehenden die Kelchstamina, so bilden also in dem eben erwähnten
Falle die Kelchstamina den äusseren, die Kronstamina den inneren Staubblatt-
kreis. In einer grösseren Anzahl von Fällen ist das Verhalten aber umgekehrt,
es liegt eine regelrechte Alternation der einzelnen Blüthenquirle wie im ersten
Fall nicht vor, sondern die Kronstamina bilden den äussern, die Kelchstamina
den innern Staubblattkreis. So sich verhaltende Blüthen werden mit dem nicht
gerade sehr schónen Namen der »Obdiplostemonen« bezeichnet (vergl. EICHLER, I.
pag. 335). Die entwicklungsgeschichtlichen Angaben über diesen Fall, mit denen
wir es hier allein zu thun haben, sind widersprechend, und die ganze Frage ver-
dient daher eine nochmalige umfassende Untersuchung. PAVER, HOFMEISTER,
SACHS u. a. finden, dass bei Geraniaceen, Oxalideen und anderen hierhergehórigen
Pfanzen die Kelchstamina zuerst entstehen, und dann der mit ihnen-alternirende
aber tiefer stehende Wirtel der Kronstamina auftritt. Nach Frankl) dagegen
würden die Kronstamina bei Geranium sanguineum und Oxalis stricta zuerst ent-
stehen, dann die Kelchstamina. Die gewöhnliche Regel der Alternation wäre
also hier gestôrt, allein wir wissen auch in andern Fällen, dass diese Staubblätter
vor den Kronenblättern auftreten, so z. B. bei den oben erwähnten Primulaceen
und Plumbagineen, ferner den Ampelideen und Rhamneen. In vielen Fällen
aber stehen Kelch- und Kronstaubfäden auch auf gleicher Hóhe; nehmen wir
nach den vorliegenden Angaben Pavrm's u. a. an, die Kelchstamina entstehen
zuerst, so würden also dann die Kronstamina zwischen die Kelchstamina einge-
schaltet, interponirt. Eine solche Einschaltung kommt zweifelsohne vor. So z. B.
1) Ueber die Entwicklung einiger Bliithen. PRINGSH. Jahrb. Bd. X. pag. 204 ff. Für die
ebenfalls obdiplostemonen Sterculiaceen (c. 1.) hat schon PAYER die frühere Entstehung der
Kronstamina angegeben (a. a. O. Taf. 9, Fig. 1—1 5) für Zasiopetalum corylifolium. Die Kelch-
stamina sind hier allerdings reducirt, und man kann dies mit EICHLER mit ihrem späteren Auf-
treten in Verbindung setzen.