298 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane.
Anfang an nichts zu sehen ist, aber von manchen für eine »Erklärung« angesehen werden.
Wer consequenter ist, erklärt, dass das »congenitale Dedoublement« denn doch ein wirkliches
sein könne, da unsere Untersuchungsmethoden, was ja gewiss richtig ist, unvollkommen seien,
und die Spaltung sehr früh stattfinde. In vielen Fällen ist aber, wie sich aus der ganzen Con-
figuration der betreffenden Blüthen, auch z. B. der von Alisma ergiebt, dieser Einwand ganz
unstichhaltig, und zudem ist die allgemeine Anschauung, aus der er geflossen ist, keine solche,
die uns veranlassen könnte, sie um allen Preis festzuhalten. Es lässt sich nämlich für eine An-
zahl von Fällen zeigen, dass der Ersatz eines Staubblatts durch zwei oder mehr durchaus nicht
auf Spaltung beruht, sondern zusammenhängt mit Wachsthumsverhältnissen des Blüthenbodens
und Schwankungen in der Grösse der Organanlagen. So bei den Rosaceen, wie unten näher
ausgeführt werden soll. Eine »Erklärung« ist auch hiermit nicht geliefert, sondern nur eine der
Bedingungen oder begleitenden Umstände klargelegt, unter denen die betreffende Erscheinung
auftritt, eine Erklärung besitzen wir über die Ursachen derartiger Wachsthumsverhältnisse über-
haupt nicht, auch die Thatsache, dass gewöhnlich Alternation stattfindet, ist nur eine Erfahrungs-
thatsache, über deren Grund wir nichts wissen.
Damit soll das Vorkommen von Verdopplung gar nicht geleugnet werden, warum sollten
Staubblattanlagen sich nicht ebenso gut dichotomiren oder sonst verzweigen können wie andere
Organanlagen? Nur ein »congenitales Dedoublement« existirt für mich nicht, sondern wo man
Verdopplung annimmt, muss sie auch nachgewiesen werden, so gut das eben bei unseren gegen-
wärtigen Hilfsmitteln geht, Es findet sich solche Verdopplung in der That auch z. B. bei
Phytolacca, wahrscheinlich auch den Cruciferen. Das Vorkommen von Staubblättern, die in ihrem
unteren Theile einfach, oben in zwei Filamente gespalten sind, beweist für eine Verdopplung
zunächst gar nichts. MoQUIN-TANDON und andere nach ihm haben darin in manchen Füllen
allerdings ein »dédoublement incomplete gesehen, wobei die gemeinsame Basis den Theil des
Organs repräsentirt, der sich nicht gespalten hat. Allein der Vorgang kann ebenso gut auf
einer Verwachsung beruhen, wie ich dies für gelegentliche Vorkommuisse bei Crataegus Oxyacantha
nachgewiesen habe. Staubblütter, welche nicht einmal demselben Wirtel angehören, verwachsen
hier so, dass sie ein gemeinsames Basalstück haben (vergl. Fig. 13, Taf. V. Bot. Zeit. 1882).
Ein elegantes Beispiel für Verzweigung gewöhnlich einfacher Staubblattanlagen
hat dagegen EICHLER!) für die gefüllten Blüthen von Petunia aufgefunden. Die
wie bei der normalen Blüthe als einfache Höcker auftretenden Staubblattanlagen
verzweigen sich hier in verschiedener Weise bei der Füllung in zwei oder
mehrere besondere Höcker, welche zu den bei der Füllung auftretenden Blatt-
gebilden werden. Was hier in abnormer Weise vorkommt, das kann sicher in
andern Fällen normal sein. Nur erfordert eben jeder einzelne Fall auch sorg-
fältige Prüfung, denn es kann auf ganz verschiedenen Vorgängen beruhen, wenn
bei einer Blüthe an Stelle einer Staubblattanlage deren zwei oder mehr auftreten,
und es heisst von vornherein den Weg zu weiterer Forschung abschneiden, wenn
man sich überall mit der Annahme einer Verdopplung beruhigt.
Auch an andern Blattgebilden treten Erscheinungen auf, die hier. im An-
schlusse besprochen sein mógen, nümlich der Ersatz einer einfachen Blattanlage
durch deren mehrere. Ein sehr anschauliches Beispiel habe ich für die Hüll-
blätter, welche an den kolbigen Inflorescenzen unserer 7y5Aa-Arten stehen, be-
schrieben. Diese Hüllblitter sind zweizeilig gestellt. Gegen das Ende der
Inflorescenzachse hin treten Hüllblütter auf, die tief gespalten sind. So z. B. das
in Fig. 61 mit 3 bezeichnete Hüllblatt. Das rechts stehende Theilstück desselben
steht schon vollständig isolirt, noch weiter oben bei 5 sind drei vollständig iso-
lirte Blattanlagen aufgetreten. Diese Blattanlagen bleiben auch weiterhin so
klein, dass sie im fertigen Zustand nicht mehr hervortreten, resp. unter den
Blüthen versteckt sind. Hier liegt also ein Uebergang vom einheitlichen Organ
!) Einige Bemerkungen über den Bau der Cruciferenblüthe und das Dédoublement. Flora 1869.
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