Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

302 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. 
zuleiten sind,!) der Name (ob man von verzweigten Staubblättern oder von Parcellenbildung 
auf dem Blüthenvegetationspunkt spricht), thut nichts zur Sache. Als weiteres Beispiel (für 
solche verzweigte Staubblätter) seien die Tiliaceen genannt (Fig. 62). Die Blüthen sind fünf- 
zählig; nach dem Auftreten der fünf Blumenblattanlagen wird der gewölbte Blüthenvegetations- 
punkt durch fünf über die Kelchblätter fallende Furchen in fünf Partien abgegrenzt: Die An- 
lagen (»Primordien«) ebensovieler sich später verzweigender Staubblätter. Die Verzweigung er- 
folgt hier an den Rändern dieser Staubblattanlagen, und zwar in absteigender Reihenfolge 
(Fig. 62), spüter aber tritt auch vor den Kelchblüttern, also zwischen den oben erwähnten Pri- 
mordien éine Staubblattanlage auf, die sich ebenfalls verzweigen kann (st, Fig. 62). (Vergl. die 
Abbildungen bei PAYER, a. a. O., Taf, 4, Fig. 16—19). In der fertigen Blüthe tritt desshalb die 
Entstehung des Androeceums 
nicht mehr deutlich hervor, 
weil der 'Trüger der Staub- 
blátter sehr kurz bleibt. — 
Aehnlich findet man in den 
Blüthen mancher  Zypericum- 
/ 
/ Arten nach dem Auftreten der 
} Petala über denselben fünf 
+ grosse Primordien, welche durch 
qm Thäler der Blüthenachse von 
einander getrennt sind, bei 
andern Arten finden sich in 
der sonst fünfzühligen Blüthe 
nur drei solcher Primordien. 
Auf diesen letzteren findet die 
Bildung der Staubblitter aus- 
schliesslich statt und die Staub- 
blattbildung wird deshalb als 
eine Verzweigung dieser Pri- 
mordien  aufgefasst. In der 
fertigen Blüthe findet man die 
Staubblütter ihrer Entstehung 
(B. 883.) Fig. 62 entsprechend in fünf (resp. in 
29 De : ? drei) Bündel gesondert. Bei 
Tia wulmifolia Scop., Oberansicht einer Bliithenknospe, deren 
Kelchblätter abgeschnitten sind. Vor jedem Blumenblatt hat sich andern. Hypericageen wie e 
eine Staubblattanlage gebildet, die, sich an ihren Rändern ver- “ys prolfica (PAYER, a. a. O., 
zweigend, eine Anzahl Seiten-Staubblätter in absteigender Folge Taf. 1. Fig. 19—25) ist nun der 
bildet. st, Anlage des episepalen Staubblattes. Vorgang aber der, dass die 
Blüthenachse ebenfalls fünf über den Petalisstehende, durch Vertiefungen von einander getrennte Primor- 
dien bildet, allein die Staubblütter treten auf jenen Erhóhungen der Blüthenachse zwar vorzugsweise, 
d. h. zuerst, aber nicht ausschliesslich auf, sondern auch in den Thilern der Blüthenachse findet Staub- 
blattbildung statt. Und Aehnliches gilt z. B. für die Loasaceen.?) Demgemäss können wir jene 
»Primordien« auch anders, d. h. nicht als Staubblattanlagen betrachten, die dann auf ihrem Rücken 
Auszweigungen, die zu Theilstaubblättern werden, produciren, sondern bezeichnen sie nur als 
Stellen der Blüthenachse, an denen die Staubblattbildung bei manchen Hypericaceen localisirt ist, und 
zwar bei Formen, die wir solchen wie ZrazAys gegenüber?) als verarmte bezeichnen kónnen, da 
bei Brathys die ganze Bliithenachse noch mit Staubblüttern bedeckt ist. Bei manchen Aypericum- 
Arten z. B. Hypericum aegyptiacum (vergl. MOQUIN-TANDON, a. a. O., Fig. 3. Taf. 1) geht die 
Entwicklung der Blüthenachsenprimordien, auf denen die Staubblütter stehen so weit, dass 
1) Oder umgekehrt ob das Androeceum nicht durch immer weitergehende Reducirung der 
einzelnen fiederfórmig verzweigten Staubblattträger zu einem echt polyandrischen geworden ist 
?) Vergl. GoEBEL, Beitrüge etc. III. Bot. Zeit. 1882. pag. 574 ff. 
?) Ob dies auch in phylogenetischem Sinne gelten kann, ist natürlich ganz unsicher. 
I 
   
    
   
     
     
  
  
  
  
  
  
   
    
     
     
     
    
    
    
       
    
      
    
  
   
    
  
  
   
     
   
  
    
dieselbe: 
heimisch 
zusamme 
einzelne 
blätter i 
ist dies 
an zusa 
weilen a 
Di 
Blüthene 
charakte 
Staubbl 
mässig 1 
nach ur 
wolbte I 
bietet, | 
Der Ve 
von mit 
Staubbl: 
dann in 
zweigen 
künstlic 
Dagege 
dem O 
wie aus 
eine sol 
und an 
vorgehe 
boden 
Anzahl 
thum z 
und nu 
weiterh 
auf, ei 
in man 
dung w 
blätter ç 
Myrtac« 
cum U. 
treten 
Staubb! 
V 
5 
SCHRO] 
In Fol; 
führlicl 
droecet 
von Ui 
androe 
nebene 
sich st 
zahl S 
Mitget] 
mieden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.