Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

324 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. 
vegetationspunktes, wenn auch nicht formal — durch gesonderte Ausbildung — doch materiell, 
durch die Beschaffenheit dieses Gewebes unterscheiden. Dieselbe Erwägung gilt für den unter- 
stindigen Fruchtknoten. 
B. Unterständiges Gynaecum. 
Im unterständigen Fruchtknoten wiederholen sich, was die Placentation 
und Fücherung des Fruchtknotens betrifft, die bei dem oberstándigen Fruchtknoten 
geschilderten Verháltnisse. Es ist vor Allem die Entstehung der Fruchtknoten- 
hóhlung, welche hier von Interesse ist. Dieselbe wird durchgehends gebildet 
durch die Aushóhlung der Blüthenachse selbst, von welcher sich der untere Theil 
der Fruchtblitter nicht abgliedert. In sehr auffallendem Grade tritt dies hervor 
bei den Cacteen z. B. Zpiphyllum truncatum. Die Hüllblütter (Kelch und 
Blumenkrone) der Blüthe entstehen hier in schraubiger Anordnung an dem Blüthen- 
vegetationspunkt. Noch ehe dieselben alle angelegt sind, bemerkt man auf dem 
vorher flach gewólb- 
ten — Blüthenvegeta- 
tionspunkteine krater- 
formige Vertiefung 1). 
Dem Rande dieses 
Kraters entsprossen 
die Carpelle, welche 
nachher zu den Grif- 
feln auswachsen, wäh- 
rend die Fruchtkno- 
tenhôhle dadurch ge- 
bildet wird, dass die 
Vertiefung der Blü- 
thenachse immer mehr 
fortschreitet. Die Pla- 
centen entstehen als 
  
(B. 399.) Fig. 78. 
E5obhvium truncatn t. ü üngss ue " 3 ui : : 1 
zie ile Blithe, hei dor deritelo Büitheste. p eec Wülste an den Stellen 
angelegt sind. cp Carpelle, pl Placenta, bei 2 stehen Samenknospen des Fruchtknotenbe- 
(in Form kleiner Hocker) auf den Placenten. chers, welcherdie Ver- 
lingerung der Vereinigungsstellen zweier Carpelle bilden. Im Grunde ist dieser Fall 
also derselbe wie der, wo diese Carpellanlagen auf einer ringförmigen Zone empor- 
gehoben werden, nur trennt sich hier an dem unterständigen Fruchtknoten die 
äussere Wand des Fruchtknotenbechers nicht von dem übrigen Achsengewebe?). 
Derselbe Vorgang wiederholt sich nun im Grunde bei allen unterstándigen 
Fruchtknoten. So z. B. bei denen der Umbelliferen. Die Carpelle entstehen hier als 
zwel halbkreisfórmige Anlagen an der Mündung der ausgehóhlten Blüthenachse. 
Die Samenknospen stehen nahe der Basis des Fruchtknotenbechers, aber deutlich 
auf der Wand derselben, und zwar so, dass jedes Fruchtblatt zwei trägt... Die 
beiden Samenknospen entspringen, wie Oberansichten zeigen, den Carpellrändern, 
die aber von dem Gewebe des Blüthenvegetationspunktes sich nicht trennen. 
!) Die Staubblätter entstehen in vielgliedrigen Wirteln in absteigender Reihenfolge. 
?) Anders ausgedrückt ist der Vorgang der: bei Bildung der oberstündigen, becherfórmigen 
Fruchtknotenanlage erhebt sich nur das Gewebe des Blüthenvegetationspunktes, dem die Carpell- 
anlagen inserirt sind, bei Bildung des unterstindigen Fruchtknotens das gesammte peripherische 
Gewebe des Blüthenvegetationspunktes. Hier wie beim oberstindigen Fruchtknoten kommt eine 
becherfórmige Bildung, in welche die Samenknospen eingeschlossen sind, zu Stande. Eine 
wesentliche Differenz zwischen beiden Vorgingen existirt nicht. 
   
      
      
  
    
      
      
    
    
  
     
   
   
  
  
   
   
    
    
    
      
    
   
  
    
  
    
    
  
  
   
    
    
  
  
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