Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

350 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. 
nur noch erwähnt, dass der unterhalb der Wurzelanlage (gegen die Mikropyle 
hin) liegende Theil des Embryo’s von der heranwachsenden Wurzel nicht wie 
sonst zerstort wird, sondern mitwachsend die Wurzel als Wurzelscheide (coleorhiza) 
umhüllt bis er bei der Keimung von der Wurzel durchbrochen wird. Die Wurzel- 
epidermis geht bei den Gráüsern hervor aus inneren Gewebeschichten des Em- 
bryo's. Die bei der Wurzelanlegung am Embryo stattfindenden Vorgánge stimmen 
offenbar der Hauptsache nach überein mit denjenigen bei der Bildung von Neben- 
wurzeln an einer Hauptwurzel. Die am Embryo gebildete Wurzel (»Pfahlwurzel« 
oder primáre Wurzel) ist ausgezeichnet nur durch ihre Stellung (sie bildet bei 
der Keimung die Fortsetzung des hypokotylen Gliedes) und wenigstens bei vielen 
Gymnospermen und Dikotylen dadurch, dass sie von allen Wurzeln sich am 
kräftigsten entwickelt, während sie bei den Monokotylen gewöhnlich früh zu 
Grunde geht. 
2. Bildung von Neben- und Adventivwurzeln. Wurzeln können ab- 
gesehen von der normalen Wurzelverzweigung sowohl auf Sprossachsen als 
Blättern entstehen. Manche Pflanzen mit kriechendem Stamme wie Aspidium filix 
mas und Nuphar Iuteum sind sogar ausschliesslich mit Wurzeln versehen, welche 
aus den Basaltheilen der Blätter entspringen. In allen diesen Fällen erfolgt die 
Anlage der Seiten- und der Adventivwurzeln endogen, wie ja auch die Wurzel- 
anlage am Embryo endogen entsteht, da sie entweder (wie z. B. bei den Coni- 
feren) tief im Gewebe des Embryo’s oder doch unterhalb des Embryoträgers 
angelegt wird. Neuerdings sind einige Ausnahmen von der endogenen Ent- 
wicklungsweise der Wurzeln bekannt geworden.  Exogen entstehen nach 
WanMiNG!) die Wurzeln am Stamme von JVeoffia midus avis. Sie werden 
angelegt in der dritten und vierten Periblemlage, wührend aus der ersten und 
zweiten, wie es scheint die Wurzelhaube hervorgeht. Die Epidermis funktionirt 
eine Zeitlang als áusserste Schicht derselben und stirbt dann ab.?) Exogen ent- 
stehen ferner nach HaNsEN?) die Wurzeln an der Basis der Adventivsprosse und 
die Adventivwurzeln in den Blattachseln von Cardamine pratensis, Nasturtium 
officinale und silvestre, während die Adventivwurzeln anderer Wasser- und Sumpf- 
pflanzen (z. B. Veronica Beccabunga, Polygonum amphibium, Ranunculus fluitans) 
in der gewöhnlichen Weise endogen angelegt werden. Für die Keimwurzel von 
Ruppia rostellata giebt WILLE (vergl. oben pag. 172) ebenfalls exogene Anlegung 
an. Auch das Merkmal der endogenen Anlegung ist somit, wie aus den an- 
gefiihrten Daten hervorgeht, kein durchgreifendes, wenngleich es fiir die grosse 
Mehrzahl der Fille giltig ist. 
a) Der Entstehungsort der Seitenwurzeln*) an einer (relativen) Haupt- 
7) WARMING, om ródderne hos ZVezoz£a Jidus avis L. Vidensk. Medd. fra den naturhist. For. 
i Kjóbenhavn 1874, Nr. 1—2. 
?) Es erfolgt dies nach WARMING’s Figur 9, Taf. IV. a. a. O., so früh, zu einer Zeit, wo 
die Wurzel noch ein kleiner Hócker ist, dass man aus diesem Grunde hier die endogene Ent- 
stehung der Wurzel durch die Annahme retten kónnte, die Epidermis nehme an der Wurzel- 
bildung keinen Antheil, sondern würde von der Wurzelanlage nur gedehnt bis sie abstirbt, also 
sehr allmáhlich durchbrochen. 
3) HANSEN, Vergl. Untersuchungen über Adventivbildungen bei Pflanzen. Abh. der Senckenb. 
Ges. XII. Bd. pag. 159. 
^) Vergl. NAÀGELI und LFITGEB, Ueber Entstehung und Wachsthum der Wurzeln, a. a. O. 
Was die Terminologie betrifft, so bezeichne ich die durch Verzweigung einer Wurzel entstehen- 
den Wurzeln als Nebenwurzeln oder Seitenwurzeln, alle anderen als adventive, auch wenn sie 
  
ganz constant z. B. an Stümmen auftreten und schon im Vegetationspunkt angelegt werden. 
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