Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

360 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. 
wachsenden Luftwurzeln von Philodendron-Arten um dicke Báume, und einige 
merkwürdige parasitische Loranthaceen!), S#rutanthus- und Phtirusa-Arten, be- 
sitzen hakenfórmig eingekrümmte »Greifwurzeln,« die, wenn sie auf einen Zwelg 
treffen, sich um denselben wickeln und sich mit Haustorien (S. u.) an ihm be. 
festigen. 
Eine weitere Kategorie metamorpher Wurzeln sind die zu Reservestoffbe- 
háltern umgestalteten, was sowohl bei Haupt- als Nebenwurzeln der Fall sein 
kann. Wie bei den Schwimmwurzeln findet eine eigenthümliche Ausbildung des 
Rindenparenchyms statt (in welchem  Reservestoffe abgelagert werden) und 
Verbindung mit dieser abnormen Entwicklung oft eigenthümliche Dickenwachs- 
thumsvorgánge eintreten. Es gehören hierher eine Anzahl »Rüben,« so die von 
Daucus carota, Apium graveolens, Beta vulgaris u. a., wihrend der Rettich eine 
Anschwellung des hypokotylen Stengeleliedes darstellt. Von knollenfórmigen 
Wurzeln seien genannt die von Zanunculus Ficaria, welche ihre Wurzelhaube, 
noch ehe sie ausgewachsen sind, verlieren und die unserer Erdorchideen. 
Eine normal vor sich gehende Umbildung erleiden die Wurzeln der Gymnos- 
permen und der dikotylen Holzpflanzen durch das sekundire Dickenwachsthum 
ihrer álteren Partieen. Die charakteristische Struktur der Wurzel wird dadurch 
verwischt, und ihr anatomischer Bau dem des Stammes genáhert, wenngleich 
kleinere Differenzen auch zwischen Wurzel- und Stammholz sich finden. 
in 
8 4. Entwicklungsperiode der Wurzeln. — Zum Schluss der Erórterung 
über Wurzelentwicklung soll hier, so weit die vorliegenden Materialien?) es ge- 
statten, die Frage beantwortet werden, wie sich die Entwicklungsperiode der 
Wurzeln zu den oberirdischen Pflanzentheilen verhält. 
Es ist eine unschwer zu constatirende und leicht zu verstehende Thatsache, 
dass bei der Keimung der Samen die Entwicklung des Wurzelsystems der des 
Sprosses vorauseilt. Aehnlich ist es auch bei vielen Zwiebeln und Knollen- 
pflanzen: bei Ranunculus Ficaria werden die Wurzeln für die im nächsten Früh- 
jahr austreibenden Sprosse schon Ende Juni angelegt, an den Zwiebeln von 
Fritillaria imperialis treten sie im August zu Tage, während andere Zwiebeln 
ihre Wurzeln erst im Jahre des Austreibens selbst, aber vor den Blättern treiben, 
Analoges. gilt für die Bäume. Es lassen sich hier im Allgemeinen zwei 
Perioden der Wurzelbildung unterscheiden: die eine im Herbst, die andere im 
Frühjahr, vor dem Austreiben der Blätter. Beide sind durch winterlichen Still- 
stand getrennt, der hier aber nicht, wie bei den Sprossen 
als eine Ruheperiode, 
sondern nur als eine durch d 
as Sinken der Temperatur veranlasste Hemmung 
zu betrachten ist: bei mildem Wetter findet auch im Winter offenbar Entwicklung 
und Wachsthum von Wurzeln statt. Bei 73a europaea z. B. findet im August, 
September und Oktober eine fortwührende Ausbildung des W 
die eintretende Kälte unterbricht dieselbe; im December w 
dem milden Winter wieder neue Wurzeln erschienen. Die Periode stärksten 
Wachsthums fiel in den April, vor dem Erscheinen der Blätter und Blüthen. 
Selbstverständlich finden sich Differenzen bei den einzelnen Bäumen. Bei der 
Eiche z. B. findet im Frühjahr kein starkes Wurzelwachsthum statt, erst im Juni 
zeigen sich neue Wurzelfasern, und die Periode stärksten Wachsthums fällt in 
den Oktober. 
urzelsystems statt, 
aren, entsprechend 
!) EICHLER, Loranthaceae, Flora brasiliensis fasc. 4. pag. 10. 
?) Besonders REsA, Ueber die Periode der Wurzelentwicklung. Leipzig 1871 (Dissert.). 
      
    
   
   
    
  
  
   
   
    
   
   
  
   
   
  
    
    
    
   
  
   
    
   
    
      
     
    
    
    
      
    
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