Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

46 Die Spaltpilze. 
Methylviolett, Anilinbraun, Magdala, Vesuvin etc. insbesondere die ersten beiden 
Farben) aber auch Jod und Pikrinschwefelsáure. 
Die Anilinfarben werden bald in wissriger, bald in alkoholischer Lösung 
gebraucht. 
Man tingirt die Objecte entweder im lebenden Zustande, oder in der flachen 
Trockenschicht des Deckglases nach vorhergegangener Aufweichung. Stark ver- 
dünnte Anilinfarbenlósungen, unter Umstünden mehreremale hinter einander an- 
gewandt, wirken am Besten). 
Zur Färbung der Gallerthülle der Spaltpilze, auf die Anilinfarben nicht 
tingirend wirken, kommt eine concentrirte wässrige Lösung von Campeche- 
holzextrakt zur Verwendung. 
Zum Zweck der Conservirung legt man mit Fuchsin oder Methylviolet 
färbte Präparate am Besten in concentrirtes essigsaures Kali oder in Canada- 
ge- 
balsam (nicht in Glycerin, weil dieses den Farbstoff auszieht) mit Anilinbraun 
gefärbte in Glycerin, und stellt den Verschluss in der gewöhnlichen Weise her.?) 
Ein wichtiges Mittel zum Studium mancher Einzelheiten ist die Mikro- 
Photographie.) Sie leistet namentlich für den Nachweis von Geisseln und 
wo es auf absolut genaue Lagerungsverhältnisse der Zellchen, feine Gliederung, 
absolut genaue Wiedergabe der Form und Dimensionen der Zellen, Vertheilung 
der Spaltpilze in thierischen Geweben etc. ankommt, mitunter gute Dienste, hat 
aber im Allgemeinen einen beschränkten Anwendungskreis, weil bekanntlich die 
zu photographirenden Theile alle genau in derselben Ebene liegen müssen, was 
meistens gar nicht zu erreichen ist und weil die Objecte vorher abgetödtet 
werden müssen, wodurch ihre feinere Structur mehr oder minder verändert wird. 
Eine mit Verständniss und Geschick ausgeführte Zeichnung wird der Photographie 
immer vorzuziehen sein, da sie mit Genauigkeit auch Vollständigkeit verbinden 
kann. 
Zur continuirlichen Beobachtung der Entwickelung verschiedener Spaltpilzzu- 
stánde: der Sporenkeimung, Theilung der vegetativen Zellen, Entwickelung der- 
selben zu Fáden, Sporenbildung u. s. w. hat man mancherlei einfachere oder com- 
plicirtere Apparate empfohlen, die für manche Fälle sehr passend, für andere 
wieder unbrauchbar sind. So empfiehlt BREFELD*) die sogenannte GEISSLER’sche 
feuchte Kammer, ein Glasgefäss mit sehr dünnen, die Annäherung stärkster Systeme 
gestattenden planen Wänden, das nach beiden Seiten hin in Röhren ausgezogen 
ist.”) Man saugt die Sporen oder Stäbchen etc, enthaltende Nährflüssigkeit in den 
erweiterten Raum, überspült die planen Wände und lässt dann die Flüssigkeit 
ablaufen. Jene Wände werden in Folge dieser Manipulation mit einer Schicht 
von Nährlösung überzogen, die so dünn ist, dass die mit eingesogenen Spaltpilz- 
!) Um Spaltpilze in thierischen Geweben nachzuweisen, härtet man zunächst das Material 
in Alcohol und färbt dann die mit dem Rasirmesser oder besser noch mit dem Microtom herge- 
stellten Schnitte nach der eben besprochenen Weise, Genaueres über dieses Verfahren und über 
die Aufbewahrung der Schnitte findet man bei KocH: Untersuchungen über die Aetiologie der 
Wundinfectionskrankheiten, Leipzig 1878, wo auch auf den Nutzen des ABBE’schen Beleuchtungs- 
apparates für die Auffindung der Spaltpilzformen hingewiesen wird. 
2) Näheres bei KocH, l. c. 
3) Neuerdings von KOCH, DALLINGER und DRYSDAL u. A. angewandt. 
4) Schimmelpilze. Heft IV. Methoden zur Cultur der Pilze. 
5) Wird nach Angabe von RECKLINGHAUSEN u. KLEBS (Archiv f. exp. Pathol. Bd.I. 1873. 
pag. 43) vom Glaskünstler GEISSLER in Berlin angefertigt. 
      
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
      
   
  
  
    
   
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
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