Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

    
  
  
   
   
  
  
   
  
   
  
  
  
  
    
   
   
    
  
   
   
   
  
    
    
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
  
    
   
   
  
  
  
  
    
    
     
  
  
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Abschnitt IV. Entwickelungsgeschichte und Systematik. 
sich unter gewissen Verhältnissen abgliedern, um entweder blosse Gleitbewegungen 
oder aber durch Cilien vermittelte Schwärmbewegungen anzunehmen. Ihrem 
Charakter als Zweigstücke entsprechend weisen die abgelösten Schwärmschrauben 
Gliederung in Längstäbchen beziehungsweise Kurzstäbchen auf (E b) und gliedern 
sich schliesslich in Coccen (E c). Die Annahme der Einzelligkeit der Schrauben- 
formen ist also auch fiir die Cladothrix-Schrauben hinfällig. Man gelangte zu dieser 
Annahme auf Grund des Umstandes, dass die Gliederung auf dem blossen opti- 
schen Wege schwierig oder gar nicht möglich ist; allein wenn man zu den früher 
dargelegten Methoden des Nachweises der Gliederung greift, insbesondere zu den 
Fárbungsmitteln, macht dieser Nachweis keine besonderen Schwierigkeiten. 
In den Entwickelungsgang von Cladothrix dichotoma gehôrt eine durch mehr 
oder minder regelmässig baumfôrmige Gestalt ausgezeichnete Zoogloeenform, die 
Zoogloea ramigera der Autoren (Fig. 11, F) Die Verzweigungsform ist eine bald 
regelmissig-, bald unregelmissig-dichotome. Bisweilen werden die Zweige nach 
dem Ende zu lappenförmig breit, bald erhält das Ganze mehr traubenartiges 
Ansehen. 
Die Einschlüsse sind zunächst Coccen, später Kurzstäbchen, dann Lang- 
stäbchen, welche oft vibrionenartig gekrümmt erscheinen, dann leptothrixartige 
Fäden, welche theilweise spiralig gewunden sind, und endlich entsteht durch Ver- 
zweigung derselben wieder die typische Cladothrixform. Somit zeigt die Ent- 
wickelung der Zoogloeen-Einschlüsse dieselbe Formen-Mannigfaltigkeit, wie wir 
sie sonst bei Cladothrix dichotoma finden. 
Die Entwickelung von Coccen zu Stäbchen, von Stäbchen zu Fadenformen etc. 
vollzieht sich unter bestimmten Ernährungsverhältnissen an allen Theilen der 
Zoogloea gleichzeitig, so dass die Colonie in ihrer ganzen Ausdehnung nur Coccen, 
nur Stibchen, nur Fadenformen enthalten kann. Unter anderen Bedingungen 
findet man alle diese Zustinde in derselben Colonie bei einander und zwar an 
den Enden der Zweige Coccen oder Kurzstübchen, weiter zurück Langstábchen 
und Vibrionen, dann Fadenformen und Schrauben (Fig. 12). 
Bestimmte Substratsverhältnisse ermôglichen eine Quellung der Zoogloea-Gallert 
und ein Ausschwirmen der kiirzeren Entwickelungsformen, resp. ein Auskriechen 
der lingeren. In eisenhaltigem Wasser wird in die Membran der Zoogloeen 
Eisenoxydhydrat eingelagert, oft in so grosser Menge, dass die Báumchen dunkel- 
braun erscheinen und ihre Einschlüsse gánzlich verdeckt werden. 
2. Cladothrix Foersteri — Streptothrix V. CouN.!) 
Bildet nach Coun die eng verfilzten Pilzmassen (Concremente), welche 
GRAEFE 1855 in den Thränenkanälchen des menschlichen Auges auffand und die 
seitdem mehrfach, jedoch nicht häufig beobachtet wurden. Nach Coun’s Ab- 
bildung stellt der Spaltpilz eine typische Cladothrix dar, zeigt auch die Fähigkeit 
der Schraubenbildung an den Zweigen. Die Coccenmassen, Stäbchen und 
leptothrixartigen Fäden, welche GRAEFE, WALDEYER, FÖRSTER und COHN auffanden, 
und die einige der Beobachter zu Zepfothrix buccalis gehörig betrachten, gehören 
ohne Zweifel in den Entwickelungsgang der Cladothrix Hörsteri, wenn auch 
1) Literatur: COHN, Untersuchungen über Bacterien in Beitr. z. Biol Bd. I. Heft III 
pag. 186. Taf. 5. Fig. 7. Vergl. auch: GRAEFE, Archiv für Ophthalmologie. Bd. I, 284 ; 
Bd. II, 224. Derselbe, Ueber Leptothrix in den Thränenrôhrchen, Archiv für Ophthalmologie. 
Bd. XV. L pag. 324. — FOERSTER, Pilzmasse im unteren Thrünenkanálchen, Archiv für Ophth. 
XV. I pag. 318—23. Taf. III. Fig. 1. 
   
	        
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