Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

170 Die Pilzthiere oder Schleimpilze. 
Man findet sie auf allen móglichen todten Pflanzentheilen, besonders .háufig aber auf Baum- 
vinden (Populus, Quercus etc.); selbst auf Mist kommt sie nach meinen Beobachtungen vor 
(Hasenkoth z. B.). 
Ihre Entwicklungsgeschichte ist von CIENKOWSKI genauer untersucht worden. Die Sporo- 
cysten stellen ockergelbe oder gelbbraune bis glinzend kastanienbraune oder stumpf-schwarz- 
braune, bei Kalkauflagerung graue bis weisse winzige 0,3—1 Millim. oder darüber messende, halb- 
kugelige, bisquitformige oder unregelmissige Kórperchen dar mit der bekannten Wand- und 
Capillitienstruktur.!) Meist treten die Capillitiumfasern nur in spürlicher Entwicklung, mitunter 
überhaupt nicht auf. Ihre Sporen zeigen feinwarzige Haut und wechselnden Durchmesser 
(9—12—16 p) Abnorm grosse Sporen sind nicht selten. In Bezug auf die vegetativen Zu- 
stánde treten keine Besonderheiten hervor. Die Plasmodien sind farblos und von bekannter 
Configuration. Dagegen tritt eine dreifache Hypnocystenbildung auf: Microcysten, Macro- 
cysten und Sclerotien.  Erstere entstehen aus Schwürmern, sind etwas kleiner als die 
Sporen, kugelig und farblos. Lässt man sie mehrere Tage austrocknen und benetzt sie dann 
mit Wasser, so keimen sie schon nach wenigen Stunden wieder mit je einer Schwärmerspore aus, 
Die Macro cysten (derbwandige Cysten CIENKOWSKI’s Fig. 36, F—H) entwickeln sich aus Plasmodien, 
ein Vorgang, der sich selbst auf dem Objectträger verfolgen lässt. Das Plasmodium zerfällt durch 
Zerreissen seiner Plasmastränge in Schleimklümpchen von verschiedener Grösse. Diese ziehen 
ihre Pseudopodien ein und ihr peripherisches Hyaloplasma erhärtet zu einer vielfach gefalteten, 
sich bräunenden Membran, von der sich der Inhalt etwas zurückzieht. Dann wird letzterer 
grobkörnig, rundet sich zur Kugel und erhält nochmals eine dicke Membran. Diese Cysten er- 
reichen bald die Grösse einer ganzen Perichaenafrucht, bald übertreffen sie an Grösse kaum eine 
Spore. Dabei kommen sie isolirt oder zu Haufen vereinigt vor. Nach dem Austrocknen und 
darauf folgender Benetzung mit Wasser keimen sie zu Plasmodien aus. Die Anzeichen der 
Keimung äussern sich darin, dass die Umrisse des Inhalts amoeboide Veränderung zeigen, worauf 
eine merkliche Anschwellung des letzteren erfolgt, die zur Erweiterung der Hüllmembran führt. 
Sodann bricht der Inhalt durch die innere und äussere Membran an einer engbegrenzten Stelle 
durch. Auch der Sclerotienzustand wurde von CIENKOWSKI nachgewiesen. Bei langsamem Aus- 
trocknen zerfällt das Plasmodium unter den Augen des Beobachters rasch in eine Unzahl von 
Kugeln verschiedenster Grösse, die dann eine Cellulosemembran abscheiden. Da wo die Zellen 
in Haufen beisammen liegen, werden sie durch gegenseitigen Druck eckig, polyedrisch. Aufge- 
weicht gehen diese Sclerotiumzellen in den Amoebenzustand über, wobei die Membran nicht 
abgestreift, sondern verflüssigt wird. Die Amoeben verschmelzen sodann zum Plasmodium. 
Gattung 2. JLacAmobolus FRiES.)) 
Die Früchte, gewöhnlich Kugelform zeigend, kommen bald mit, bald ohne 
Stiel vor und springen unregelmässig auf. Ihre Membran erscheint einfach, dünn, 
mit eigenthümlicher Skulptur in Form sehr dicht gestellter Punkte und kurzen 
Strichelchen, die indessen nicht etwa Kalkablagerungen darstellen; letztere fehlen 
überhaupt gänzlich. Dem Capillitium kommt ein durchaus perichaenenartiger 
Charakter zu, nur ist er ein meist ausgesprochenerer, sowohl was die Wärzchen- 
skulptur und die unregelmässigen Erweiterungen, als auch was die Anastomosen- 
bildung anlangt. . Die Farbe des Capillitiums zeigt sich von den Perichaenen 
insofern etwas verschieden, als sie anstatt des lebhaften Gelb mehr gelbbräun- 
lichen Ton annimmt, wie ihn auch die Sporenmasse zeigt. 
Es ist nicht zu verkennen, dass Zachnobolus eine Grenzstellung zwischen 
Perichaena und Arcyria einnimmt, doch steht er jedenfalls nach den angeführten 
Kennzeichen mehr zu der ersteren, als zu der letzteren Gattung in verwandt- 
schaftlicher Beziehung, und daher ziehe ich ihn, abweichend von ROSTAFINSKI 
der ihn zu den Arcyriaceen stellte, zu den Perichaenaceen. 
!) Literatur: ROSTAFINSKI, Monographie der Mycetozoen, pag. 281. — COOKE, Myxomycetes 
of Great Britain, pag. 74. 
    
       
   
    
   
  
    
   
    
      
    
   
   
    
  
    
  
   
   
    
   
   
   
   
    
    
  
  
  
  
  
  
   
   
   
    
   
  
   
   
  
    
  
  
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