Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

     
   
   
    
   
   
   
   
   
   
   
  
   
   
  
   
   
  
   
    
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
   
  
  
   
   
   
  
   
  
   
  
  
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Allgemeiner Theil. I. Abschnitt. Entwicklungsgang der Vegetation der Erde. 177 
zahlreicher zu machen als ich es in der »Morphologie« in Band I, gethan, wo 
ein fertiges Lehrgebáude der Botanik seit lange vorlag mit reichem Vorrath an 
Handbüchern. Letztere fehlen für den allgemeinen Theil dieser Abhandlung 
fast völlig; nur zwei höchst bedeutende Werke lassen sich in ihrer gegenseitigen 
Ergänzung so nennen, dass in ihrem viel weiter gesteckten Rahmen sehr viel 
Ausführungen und leitende Ansichten dafür vorhanden sind, nämlich ENGLER’s 
»Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Florenreiche insbesondere der Floren- 
gebiete seit der Tertiárperiode«!), und WarLAcE's »Island-Life, or the phenomena 
and causes of insular Faunas and Floras, including a revision and attempted 
solution of the problem of Geological Climates«?); beide werden háufig im Texte 
genannt werden. 
Hinzuzufügen bleibt noch übrig, was eigentlich schon selbstverstündlich ist, 
dass die Ausführlichkeit in den Einzelschilderungen auch für den pflanzengeo- 
graphischen Theil nicht hier zu suchen ist. Soll das hier vorzutragende Material 
mit älteren Werken verglichen werden, so würde der geographische Theil dieser 
Abhandlung am ehesten einem gedrängten Auszuge von A. DE CANDOLLE’s be- 
rühmter »Géographie botanique raisonnée« (1856) in neuer Form entsprechen 
sollen, nicht wirklichen Auszügen von GmisEBACH's »Vegetation der Erde,« oder 
ENcLER's »Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt« oder meiner eigenen Studie 
über die »Florenreiche,«?) obgleich die beiden letztgenannten Abhandlungen die 
Hauptmasse des hier auszuwáhlenden Stoffes enthalten. — Die Pflanzengeographie 
ist an sich schon deswegen schwieriger darzustellen, weil sie zugleich eine der 
Botanik und eine der physischen Geographie dienende Disciplin ist; um sie 
richtig zu erkennen, muss der Botaniker wissenschaftliche Erdkunde, und der 
Geograph Pflanzensystematik und -Physiologie verstehen. In diesem Handbuche 
durfte nur mit dem botanischen Leserkreise gerechnet werden, und es ist dem- 
gemäss auch ein Eingehen auf eigentliche geographische Fragen vermieden, die 
botanische Seite in den Vordergrund gestellt. 
Allgemeiner Theil. 
I. Abschnitt. 
Uebersicht des Entwicklungsganges der Vegetation der Erde. 
Ununterbrochene Fortdauer der Entwicklung. — Die Gesammtauf- 
fassung von der Entstehung jener Mannigfaltigkeit von Organismen, welche bei 
aller Verschiedenheit ihrer Organisation von den Chlorophyll führenden Algen 
durch die Muscineen und Pteridophyten hindurch bis zu den Gymno- und Angio- 
spermen doch in allen Stücken die deutlichsten Spuren innerer Verwandtschaft 
zeigen, würde für das Verständniss des Systems und der Florenreiche eine un- 
zulängliche sein, wenn ein Zweifel an der steten, unausgesetzt von den ersten 
Lebewesen der Erde an.fortgesetzten Weiterentwicklung derselben bestände und 
Gedanken an Revolutionen, welche die Organismen früherer Erdperioden voll- 
  
  
1) I. Theil: Die extratropischen Gebiete der nördlichen Hemisphäre, 1879; II. Theil: Die 
extratropischen Gebiete der südlichen Hemisphäre und die tropischen Gebiete; mit Karte, 1882. 
Leipzig, Engelmann. 
?) London 1880; auch in deutscher Uebersetzung erschienen. 
3) Geographische Mittheilungen 1884, Ergänzungsheft 74. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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