202 Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen.
Zeit des nordhemisphärischen Sommers. Da nun die Umlaufszeit der Erde in der Sonnennähe
kürzer ist, so hat gegenwärtig der Südpol einen kürzeren Sommer als alle Nordländer mit Sommer
in Sonnenferne, und zwar beträgt der Unterschied einige Tage. Dieses Verhältniss ist aber
nicht dauernd; durch die »Präcession der Tag- und Nachgleichen« wird eine allmähliche Um-
kehr bewirkt, der zufolge die borealen Länder den langen Winter in Sonnenferne und den kurzen
Sommer in Sonnennähe erhalten; diese Perioden, welche in steter Abwechslung bald die nörd-
liche, bald die südliche Erdhälfte in Vorzug und Gegensatz zu einander bringen, sind auf
10500 Jahre berechnet; sie sind dauernd und also stetig in langen Zeiträumen wirksam. —
Für die Eiszeit kommt nun noch folgendes Moment hinzu: der Unterschied beider Perioden ist
augenblicklich nicht sehr beträchtlich (einige Tage), weil die Umlaufsbahn der Erde einem Kreise
sich nähert} aber auch dieses Verhältniss ist veränderlich, und man hat berechnet, dass vor
210000 Jahren die Form der Erdumlaufsbahn einen Unterschied für Sonnennähe und Sonnen-
ferne von 104 Millionen Meilen besass, was in der Länge von Winter und Sommer damals einen
Zeitunterschied von 28 Tagen bedingt hat. In jene Periode, wo zugleich die Präcession der Tag-
und Nachtgleichen die Nordpolländer zur Winterszeit in Sonnenferne gestellt hatte, wo dieselben
also fast einen Monat länger Winter hatten als die Südpolarländer, setzt man den Gipfelpunkt
der Eiszeit, welche vor 100000 Jahren noch einen zweiten, weniger hohen Gipfelpunkt gehabt
haben muss; zwischen den zwei Gipfelpunkten scheint sie nicht völlig verschwunden, sondern
nur abwechselnd in Perioden von 10 500 Jahren stärker und schwächer ausgeprägt gewesen zu
sein, bis sie vor etwa 80000 Jahren dem gegenwärtigen Zustande wich. Uebrigens scheint zur
Erklärung der Vergletscherung in West-Europa noch die Annahme einer veränderten geographischen
Configuration nóthig: England mit dem Festlande verbunden, und ein Landrücken von Ost-Grón-
land über Island und die Faróer-Inseln bis gegen die Nordspitze Schottlands reichend. Weitere
Einzelheiten gehóren nicht hierher.
BLYTT hat nun bei Untersuchung der norwegischen Torfmoore einen Wechsel
von Sumpfmoos- und Waldschichten gefunden, der sich auf wiederholten Wechsel
von feuchteren (kühleren) und trockneren (wärmeren) Klimaperioden zurück-
führen zu lassen schien; eine aufmerksame Betrachtung der Verbreitungsverhält-
nisse der einzelnen Pflanzenarten Norwegens nach localen Wachsthumsbedingungen
und Häufigkeit schien ihm so sich erklären zu lassen, dass bei jedem Klima-
wechsel eine andere Art von Gewächsen in Norwegen besondere Ausbreitung
gefunden hätte. — Was nun etwa die Perioden von ro 500 Jahren in jedem Lande,
in dem sie zur Wirkung kommen, für Erfolge haben kónnen, ist in jedem Falle
einzeln zu untersuchen, und Missverstindnissen gegenüber hat sich BrvrT aus-
drücklich dagegen verwahrt!) die von ihm für Norwegen gefundenen Resultate
ohne weiteres auf die übrigen nördlichen Länder zu übertragen; auch hat er
selbst nicht jene CroLL’sche Periode von 10500 Jahren von Anfang an zur In-
duction für seine Untersuchungen genommen. Kennen wir aber diese Perioden,
und wissen wir andererseits aus verschiedenen Untersuchungen, dass seit der
Eiszeit in einzelnen nördlichen Ländern ein periodischer Florenwechsel stattge-
funden hat, so ist diese oscillirende Klima- und Florenschwankung als letzter
Umformungsfaktor der Floren allgemein in Betracht zu ziehen.
Von besonderer Wichtigkeit für die Anschauungen von den jüngsten Ver-
änderungen der Vegetation der Erde ist auch noch die Entscheidung der Frage,
ob seit der Eiszeit überhaupt eine Veränderung im Bestande der Arten stattge-
funden habe, oder ob seitdem ein derartiger Entwicklungsstillstand eingetreten sei,
dass höchstens seitdem Arealverschiebungen hätten stattfinden können. Diese
Frage ist von NàcEu sehr anschaulich behandelt?) welcher aus ihm sehr genau
1) Kosmos 1884, I. Band, pag. 254, in einer Erwiederung gegen Cr. KONIG.
?) Sitzungsber. d. kónigl. bayr. Akad. d. Wiss., math.-phys. Classe, 1. Febr. 1873. pag. 190
bis 198.
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