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Systematischer Theil. T. Abschnitt. Die Principien der natürlichen Systematik. 243
wurde, geht dann die Anordnung der Blüthen- und Sexual-Phyllome durch
Mischung von Quirlen mit Wirteln hindurch zur richtigen alternirenden Quirl-
stellung, zu den sogenannten »cyklischen« Blüthen über.
Um sogleich anschaulich zu machen, zu welchen Umgestaltungen die Weiter-
entwicklung auf diesem Wege führt, ist zum Vergleich mit der einfachen Tannen-
blithe in Figur 6 eine hohe Monokotyle diagrammatisch erldutert. Die Phyllome
dieser Blüthe sind alle echt cyklisch und alle 5 Cyklen unter einander verwachsen,
nämlich zunächst die beiden Kreise der Bliithenhiillblitter, dann die beiden
Kreise der gd! Staubblátter, welche wiederum eine trichterige Hülle am Grunde
gebildet haben und mit dieser dem gemeinsamen Blumenrohre aufsitzen. Endlich
ist auch der eine Kreis der Eiblätter unter sich verwachsen und bildet mit dem
Sprossende, welches die ganzen Blüthenphyllome als Achse trágt, den unterstindigen
Fruchtknoten als unterstes Glied der Blüthe, obgleich der Kreis der Eiblátter
(Ovarien) als innerster der Blüthe ursprünglich hoch über den vorhergegangenen
steht. — Ein zweites durchaus anders erscheinendes Beispiel von hoch veránderter
Blüthenbildung gegen den einfachen Urtypus liefert die in Fig. 7 dargestellte
Einzelblüthe aus der Kopfinflorescenz einer Composite: Der unterstándige Frucht-
knoten ist auch hier zu finden; aus zwei Eibláttern gebildet, wie die zwei Narben
(Stg) auf der Griffelspitze beweisen, trágt derselbe aber doch nur eine Samen-
knospe in seiner Hohlung, welche sich zu einem grossen dikotylen Embryo
(in II durchschnitten in dem mit Haken versehenen Achünium liegend) entwickelt.
Der Kelch zeigt nichts mehr von seiner ursprünglichen Blattnatur und von der
Zahl der angelegten Einzelorgane, sondern ist in einen Haarkranz von sehr
nützlicher physiologischer Bedeutung für Verbreitung der Früchte aufgelöst; die
Corolle ist in sich zu einem langen Rohr verwachsen, oberhalb einseitig auf-
geschlitzt und zeigt in einer merkwürdigen zygomorphen Bildungsweise sämmtliche
5 Einzelblätter in einem aufgerollten Bande; die 5 Staubblätter stehen mit ihren
Trägern unter sich frei in dem Corollentubus, aber haben die Antheren in ein
neues gemeinsames Rohr verschmolzen, aus welchem der Griffel herausragt. Die
Beispiele Fig. 6 und 7 sind in ihrer gesteigerten Umbildung aus dem morpho-
logischen Blüthengrundplan der Art verschieden, dass bei Hymenocallis das Ver-
wachsen je zweier auf einander folgender alternirender Cyklen eine höhere Um-
bildung als bei Urospermum bedeutet, während letztere Pflanze durch die Ein- -
samigkeit eines aus 2 (statt der zu erwartenden Zahl von 5) Fruchtbláttern be-
stehenden Fruchtknotens, durch die Umgestaltung des Kelches und einseitige
Schlitzung der Corolle Umbildungen stärkerer Art vor Hymenocallis voraus hat.
Diese Beispiele werden am deutlichsten gezeigt haben, worauf es in der
Frage nach der morphologischen Entwicklungshôhe einer Blüthe ankommt;
einzelne allgemeine Bemerkungen sind noch hinzuzufügen. Von dem hier ein-
zunehmenden Standpunkt aus erscheint eine spiroidische Blüthe mit unbe-
stimmter Zahl von Gliedern in den Phyllomorganen, zumal wenn diese noch
mit einander durch. sanfte Uebergänge verbunden sind, als eine von niederer
Bildung; so also z. B. die JVyzpAaea-Blüthe, sofern man die Petalen und Staminen
durch Uebergangsbildungen verbunden in fortlaufender Spirale angeordnet be-
trachtet, aber es ist natürlich die Blüthe dann nur in dieser einen Hinsicht als
!) Band I dieses »Handbuchese, pag. 711. — NAGELI schlágt dafür das bezeichnendere Wort
»spiroidisch« vor, ebenso an Stelle des Wortes »hemicyklisch« zur Bezeichnung der Ueber-
gänge zwischen spiroidisch und cyklisch die Bezeichnung »spirocyklisch«; (a. a. O., pag. 496).
Auch hier soll von dieser Bezeichnung Gebrauch gemacht werden.
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