270 Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen.
man nicht gern als Gattungsunterschied gelten. Trotzdem ist wohl noch nie eine Hepatica mit
einer Anemone verwechselt, wenn man sich auch nur an die Blüthenfarbe und an die Blatt-
form gehalten hat. Ein wirklich wesentlicher Unterschied liegt aber im Aufbau der ganzen
Pflanze: Die dchten Arten von Anemone (z. B. A. nemorosa, ranunculoides) blithen einachsig und
besitzen ein unterirdisch fortkriechendes Rhizom von dem in der »Morphologie«, Figur 81) ge-
zeichneten Typus; in jedem Jahre entwickelt sich ein beblätterter Blüthenstengel an jeder
Rhizomspitze und ein Wurzelblatt. Ganz anders bei Hepatica: Das aufrechte kurze Rhizom
entwickelt monopodial eine grosse Blütterfülle in spiraliger Anordnung; im Frühjahr bemerkt
man die Blüthenschäfte in unbestimmter Anzahl in den Achseln von schuppigen Niederblättern,
wo sie im Vorjahre angelegt waren; frische Blätter sind noch nicht vorhanden ausser den Hiill-
blättchen unter der Blüthe; gegen Ende der Blüthezeit entwickelt die Rhizomspitze einen neuen
Vorrath junger Blätter über den blüthentragenden Niederblättchen. Hat dieser Charakter nicht
denselben Werth wie die Ausbildung von Blüthenmodificationen ? Unzweifelhaft, und nur der
eine Grund, dass auch Anemone narcissifiora®) ihre Bliithen erst an den Sprossen zweiter Ordnung,
seitlich aus der bodenständigen Laubrosette entsprungen, trägt, erlaubt unter solchen Umständen
überhaupt noch das Zusammenbleiben von Hepatica mit Anemone in einer Gattung. Doch er-
scheint es auch in diesem Falle immer besser, eine natürliche Gattungstrennung vorzunehmen
und Anemone narcissiflora als eigene Section unter Anemone, den Uebergang zu Hepatica ver-
mittelnd, hintanzustellen.
Diese Beispiele sollten nur an der Hand einzelner Thatsachen zeigen, dass
keine Berechtigung dafür vorliegt, die Gattungsmerkmale aus der sexuellen Re-
production oder der Blüthenmorphologie nothwendig allein herzuholen, sondern
es sind die grundlegenden Verschiedenheiten im Aufbau des ganzen vegetativen
Körpers, und andere biologische Eigenthümlichkeiten bei den tropischen Pflanzen,
welche der mit diesem Theile der Flora noch weniger vertrauten Wissenschaft
bisher überhaupt entgangen sind, diesen als gleichwerthig für die Abtrennung
der Gattungen zu betrachten.
Was über den Weıth dieser Charaktere zur Abtrennung von Gattungen über-
haupt gesagt wurde, gilt natürlich auch hinsichtlich des Werthes, den sie zur
Aneinanderreihung verschiedener Gattungen hinsichtlich ihrer natürlichen Ver-
wandtschaft haben sollen, also zur Bildung von Gattungsgruppen aufwärts im
System. In manchen Ordnungen ist dies schon an richtiger Stelle angewendet,
in anderen Ordnungen steht man gegenwärtig vor der Frage, ob einzelne streng
durchgeführte Blüthencharaktere oder die Sprossfolge den höheren Werth für
Erkennung der verwandtschaftlichen Beziehungen besitzen, sofern nämlich die
Anordnung im einen oder anderen Sinne ein verschiedenes Resultat geben. So
ist es bei den Orchideen, wo die zumal von LiNpLEY auf das sorgfältigste aus-
gearbeitete und noch jetzt ziemlich unverändert beibehaltene systematische An-
ordnung den Bau der Sexualorgane, insbesondere den Bau der Pollenmassen in
der Anthere, benutzt; ganz unabhängig davon lässt sich eine Eintheilung nach
dem Autbau gewinnen,?) welche, auch wenn sie zunáüchst nur eine morphologische
Specialstudie sein soll, doch eine Prüfung für die Richtigkeit der bisherigen An-
einanderreihung von Gattungen zu Gruppen hóheren Ranges nothwendig macht;
der Aufbau der blühenden Stengel ist nümlich entweder monopodial oder sym-
podial; die sympodialen Stengel haben entweder eine endstándige Inflorescenz,
oder ihr Wachsthum erlischt mit einer meist bestimmten Zahl von Blättern und
die Inflorescenzen treten in den Achseln der Reihenfolge nach bestimmter Blátter
!) In Band I des Handbuches, pag. 641.
?) Vergl. WYDLER in Flora, Regensburg 1859, pag. 260.
3) PrrrzER, Die Morphologie der Orchideen; Heidelberg 1882.
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