200 Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen.
wicklung aus LINNE's » Philosophia botanicas, begründet, welche Unterarten und
Untergattungen als natürliche Complexe nicht kannte und die Ordines naturales
nur ahnte. Ueber die Namensgebung dieser Sippen ist daher nichts gesagt, und
es hat da immer eine viel gróssere Freiheit gegolten. Man kann nicht merken,
dass durch dieselbe die Wissenschaft geschädigt wäre; im Gegentheile darf man
glauben, dass dem Verfahren bei der Namensgebung der Ordnungen, ihrer Tribus
und der Gattungssectionen entsprechend auch die Gattungen und Arten behandelt
werden könnten. Die letzteren gelten als die eigentlichen Träger des Namens,
indem die Bezeichnung von z. B. Dryas octopetala L. stillschweigend noch
das Wissen voraussetzt, dass diese Pflanze eine Dikotyle aus der Klasse der
Senticosen (oder Rosifloren, Ordnung der Dryadineen sei. Für die Ableitung
der Namen dieser hoheren Rang einnehmenden Sippen aus Gattungsnamen oder
für Erwählung besonderer neuer Eigennamen, hat sich allmählich in der Phyto-
graphie ein ziemlich gleichartiger Modus herausgebildet, der allerdings der Neigung
des Einzelnen noch immer viel Spielraum lässt. Ich selbst möchte empfehlen,
die Sippennamen in folgender Weise zu formuliren:
1. Die grossen Entwicklungsreiche der Pflanzen führen die in der
Wissenschaft seit langc eingebürgerten Namen weiter; es sind dies also für die
Bliithenpflanzen die Namen: Monocotyledoneae, Dicotyledoneae, Gymnospermae.
2. Deren Divisionen werden durch ihren hauptsächlichsten morpholo-
logischen Blüthen-Charakter bezeichnet, also z. B.: Monochlamydeae, Gamopetalae,
Calyciflorae.
3. Die Klassen oder Ordnungsreihen werden, wenn es irgend angeht,
durch Eigennamen bezeichnet, welche nicht von einer Gattung abgeleitet sind;
Beispiele: Pz/zae, Compositae, Leguminosae, Bicornes, Nuculiferae, Senticosae.
Sind — aus Mangel einer schon in der Botanik bekannten Allgemeinbezeichnung
— Gattungsnamen zur Ableitung des Klassennamens nicht zu vermeiden, so
charakterisirt sich der letztere durch die Endung oideae; z. B.: Cyperoideae, Aroi-
deae. — Die Unterklassen, wo sie formell nothwendig sind, werden in ihrer
Nomenclatur wie die Klassen selbst behandelt.
4. Die Ordnungen (oder natürichen Familien!) werden nach hervor-
ragenden Gattungen ihrer Sippe benannt (tragen nicht Eigennamen wie die
Klassen) und führen als Zeichen ihres Ranges die Endungen aceae oder zgeae; die
Entscheidung zwischen diesen beiden Endungen geschieht sprachlich nach der
Bildung des Genitivs. Beispiele: Brassicaceae, Ranunculaceae, Jasminaceae, Or-
chidineae, Salicineae. — Da diese Namen etwas schwerfillig klingen, so kiirzt
man sie in rascher Sprachweise, da wo Irrthiimer nicht zu befürchten sind,
nach Bedürfniss um eine Silbe ab (z. B. Orchideen).
5. Die Unterordnungen werden nach ihren typischen Gattungen be-
zeichnet und lauten auf zzae aus; Beispiele: Lupatorinae, Borassinae, Caricinae.
6. Die Tribus werden nach ihren typischen Gattungen benannt mit ver-
kiirzter Endung auf eae; Beispiele: Areceae, Drassiceae, Ranunculeae, Veroniceae.
7. Die Gattungen sind Eigennamen, mit Schärfe und Unzweideutigkeit
7) Seit alter Zeit ist der Begriff Ordo naturalis und Familia naturalis vollig synonym, ihre
Bezeichnung als » Ordines« gebräuchlicher gewesen. Die grossen Phytographien der neueren
Zeit zeigen dieselbe Bezeichnung als » Ordines« (ENDLICHER, HOOKER und BENTHAM). Es er-
scheint daher als eine unnéthige und unzweckmüssige Aenderung, wenn in jüngster Zeit die Be-
zeichnungen »Ordnung« und »Familie« in diesem oder jenem Werke subordinirt erscheinen, in
dem Ordo alsdann an Stelle von C/assis gesetzt ist.
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